Quarzit?

Begonnen von queque, 07. Juni 2008, 11:42:59

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queque

Hallo zusammen,

die Teile sind m. E. keine Artefakte, aber ich zeige sie trotzdem in dieser Rubrik, weil ich hoffe, dass anderen Steinzeit-Suchern aus meiner Region (Rhein-Erftkreis) eventuell ähnliche Stücke untergekommen sind. Sie stammen von der Mittelterasse bei Anstel von einem Acker, auf dem immer wieder auch Pfeilspitzen, Beile und andere Silexartefakte bzw. deren Fragmente gefunden werden. Das hier gezeigte Material ist dort allerdings ziemlich selten. Handelt es sich bei diesem Material um echtes Quarzit oder um verkieselten Sandstein? Kennt jemand von Euch aus dieser Region Artefakte aus diesem Material? Wenn ja, aus welcher Zeitstellung?
Ich hoffe, ich nerve nicht - angeblich gibt es ja keine dumme Fragen.
Vielen Dank für Eure Hilfe.
Grüße vom
Bastl

jason

Hallo Bastl,


nach Füchtbauer, H.  "Sedimente und Sedimentgesteine" 4. Auflage 1988 sind eingekieselte Sandsteine
ebenfalls als Quarzite zu bezeichnen.

:winke:    jason

Khamsin

Salaam!

Du meintest sicher, das seien keine steinzeitlichen Artefakte, denn zumindest das kleinere Stück ist fraglos ein Artefakt (Bulbus, Ventralfläche), und die glatte Fläche des grössere dürfte auch eine Ventralfläche sein, so dass auch dieses Stück dann cum grano salis als Artefakt anzusprechen wäre. Aber - wie gesagt - steinzeitlich sind die beiden Funde selbstredend nicht!

Auf dieses Material sind Generationen von Sammlern und Archäologen reingefallen. Aber nach der abschliessenden Publikation von Thissen/Pieper/Musshof, "Das Mittelpaläolithikum vom Liedberg" in den BJB 193, 1993, 221-235 wurde dem Schrott der ihm gebührende Platz zugewiesen.

Und richtig erkannt! Natürlich ist das Quarzit, und zwar sog. Liedberg-Quarzit vom eponymen Fundort, einem Quarzit-Sand-Sandstein-Härtling bei Korschenbroich (dem Wohnort eines der weltberühmtesten deutschen Fussballtrainer!). Dieses Material wurde von den Römern als Baustein abgebaut und wird ziemlich regelmässig auf römischen villae gefunden. So stammen die vorgestellten Funde mit grosser Wahrscheinlichkeit aus dieser Zeit.

Unbeschadet der Klarstellung durch Thissen et al. sei aber erwähnt, dass es durchaus paläolithische Artefakte aus Liedberg-Quarzit gibt (siehe dort), denn das Material ist schlagtechnisch erste Sahne.

Vielleicht noch folgendes: Das von Sammlern im Neusser Raum gerne herangezogene Buch von Johanna Brandt, Kreis Neuss. Archäologische Funde und Denkmale des Rheinlandes 4. (Bonn 1982) behandelt im Kapitel Paläolithikum den Liedberg und listet tafelweise Schrottofakte auf. Man kann getrost diesen Abschnitt schwärzen, den Seitenblock auf der Schnittfläche verkleben oder sonstwie in die Tonne kloppen (der Rest ist immer noch sehr gut brauchbar!). Übrigens war Frau Brandt ursächlich nicht verantwortlich für die Veröffentlichung von den Klamotten. Aus bestimmten Gründen musste sie sich indes dieses Themas widmen.

Herzliche Grüsse KIS


 
"For an impossible situation - choose a crazy remedy!"

queque

n'Abend Khamsin,
Danke für Deine wie immer äußerst berreichernden Beiträge zum Thema  :super:.
Gruß vom
Bastl