ganz nah besehen .......

Begonnen von thovalo, 11. Oktober 2015, 14:58:39

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thovalo


Die Fundplätze auf dem großen Fundgelände am rechten Niederrhein überliefern ein hoch komplexes Bild lithischer Hinterlassenschaften von Debitage, über Grundformen und vollständig erhaltenen Großwerkzeugen bis hin zu Überlieferungen des Gebrauchs innerhalb der Alltagskultur.

Die aktuelle Begehung erbrachte das Proximalfragment einer beidseitig retuschierten Klinge aus Feuerstein des "Rijckholttyps".

Bei der Reinigung heute fiel der glatte Bereich der Schlagfläche auf. Bei sehr naher Ansicht zeigte sich der Bereich vollkommen überglättet. Da die Glättung und der Glanz auch über die ventrale Kante der Schlagfläche verläuft kann es sich um die Nutzungsspur der Klinge in der Funktion als Schlagstein handeln.

Auf der Fundstelle fand sich ein komplett erhaltener "fingerförmiger" Feuerschlagstein mit charakteristischen Verrundungen an beiden Schmalenden und etliche Fragmente von Silices mit den charakteristischen Verrundungen. Ein naher Blick lohnt sich auch manchmal bei eher unscheinbar wirkenden Stücken.


Erst vor kurzem tauchte an derselben Stelle ein solches Fragment auf, das als Vergleich auf dem letzten Bild mit abgebildet ist.


lG Thomas  :winke:
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

Merle2

Hallo Thomas :winke:

tolle Bilder und ein spannender Fund; ich wollte mal fragen ob essich bei diesem Fundstück auch eventuell um eine Art Polierstein handeln könnte. Ich habe keine Ahnung ob man dazu Feuersteinklingen etc. benutzt hat :kopfkratz:, ähnlich wirkende "Verrundungen" habe ich an Poliersteinen, aus deutlich "weicheren" Gesteinen gesehen, würde mich interessieren was du dazu meinst; bin gespannt :winke:
Viele Grüße
Marc :winke:

thovalo


Das Problem und das Glück des Fundgeländes ist, dass sich zehntausende Artefakte gefunden haben die sowohl Rohstücke, Debitage, Grundformen, Gerätschaften wie auch besondere Gebrauchszustände, wie z.B. dieses Exemplar beinhalten. Silex kann bei der Bearbeitung
von Haut, Leder, Fell und selbst pflanzlichen Fasern Glanz und "polierte" Flächen aufweisen.

Was da nun wirklich mit getan und wie dieses Phänomen entstanden ist lässt sich nur vermuten. In diesem Fall möglicherweise beim Feuer schlagen, aber sicher bzw. abschließend ist da nichts zu sagen.

Der Platz bringt Vieles in fluss ......
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

Furchenhäschen

Hallo,
da kenne ich seit vielen Jahren einen Facharchäologen der fest der Ansicht ist, dass auch Hierzulande Dreschschlitten oder ähnliches eingesetzt wurden.
Weshalb sollte diese Technik auch an Grenzen halt gemacht haben. Vielleicht kann man sich auch eine etwas abgewandelte Technik vorstellen. Einfach nein zu sagen wäre m.E. falsch!
Ich denke da nicht an den J.W. nicht das da etwas Falsches entsteht.

Wenn ich mir aber manch gefundenes, geschundenes und verrundetes genauer ansehe drängt sich dieser Verdacht auf.

Auch wenn ich mir die Details auf dem Foto so ansehe und ich konnte auch schon einen Dreschschlitten mit den gespickten Silices im Original genauer ansehen.

Leider lässt sich das bislang nicht beweisen.
https://de.wikipedia.org/wiki/Dreschschlitten#/media/File:Trillo-5.JPG

Gruß
Peter

Nanoflitter

Das ist ja mal ein spannender Ansatz! :super: Wurden da die einzelnen Einsätze speziell in Form gebracht oder retuschiert? Das wäre ja ein Mordsaufwand! Vielleicht kann ja irgendwann der Beweis für den Einsatz solcher Teile hier bei uns erbracht werden.
Gruss... :super:

Furchenhäschen

Zitat von: Nanoflitter in 13. Oktober 2015, 20:45:41
Das ist ja mal ein spannender Ansatz! :super: Wurden da die einzelnen Einsätze speziell in Form gebracht oder retuschiert? Das wäre ja ein Mordsaufwand! Vielleicht kann ja irgendwann der Beweis für den Einsatz solcher Teile hier bei uns erbracht werden.
Gruss... :super:

Jedenfalls ist mein Bekannter der Überzeugung, dass es Ähnliches hier auch gegeben haben muss. Nur zählen in der Wissenschaft eben nur hieb- und stichfeste Beweise.
Jedenfalls lassen die zahlreichen Streufunde von möglichen Artefakten in ähnlicher Form diesen Verdacht zu.

Gruß
Peter