Ein Schlagstein aus einem Maasei

Begonnen von thovalo, 25. September 2017, 13:15:22

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thovalo


     :-)



Wie spätestens seit Floss als grundlegendes Kriterium der Definition fest gelegt ist: Schlagsteine bestehen aus Silex, Klopfsteine aus Felsgestein.


Daher ist dies hier ein Schlagstein und zwar ein außergewöhnlicher, denn es wurde kein Silexkern verwendet (die Klopfsteine aus Silexkernen gibt es auf dem großen Fundgelände am Rhein gleichfalls an den entsprechend datierenden Plätzen), wie es im frühen bis in das mittlere Neolithikum regelhaft der Fall gewesen ist, sondern ein für die hier gelegene Region vergleichsweise großformatiges Maasei (5.2 cm max. Durchmesser).

Die Maaseier sind Kompakta und die letzten Überreste der in der Meeresbrandung verrollten und über den Flusstransport verlagerten Silices aus erdgeschichtlich alten Küstenlinien mit in Kalklagen eingelagerten Flintknollen im Bereich der Maasregion. Für die hier gelegene Region handelt es sich bereits um eine vergleichsweise großformatiges Maasei.

Im Umriss kann man die Abnutzungsbereiche gut erkennen. Im oberen Bereich ist die Fläche fein beklopft sodass selbst die ursprüngliche im Wassertransport überschliffene Narbenbildung der Oberfläche glatt abgebaut worden ist. Von dort ausgehend verläuft dann eine Schmalseite hinunter ein flächig rau aufgeschlagenes Narbenfeld. Die zweite Breitseite ist zertrümmert wobei die Bruchkanten der Umrisslinie der zertrümmerten Partie im oberen Bereich durch die Arbeit mit diesem Klopfstein wiederum fein verrundet worden sind.

Der Fundbeleg wurde offensichtlich intensiv zu mindestens zwei verschiedenen Tätigkeiten verwendet: feines pochendes Klopfen auf einem harten Untergrund das die Oberflächenstruktur fein und glättend zermürbt hat und heftiges starkes Schlagen auf einem harten und anscheinend splittrigen kantigen Material auf einem harten Untergrund, denn die abwärts verlaufende Bahn ist narbig scharfkantig flächendeckend zernarbt.

Es handelt sich dem nach um die Behandlung eines vermutlich festeren Materials in zwei Arbeitsgängen nämlich einmal kräftig (zer)schlagend und dann fein klopfend ggf. auch verreibend. Es gibt sicher etliche Bearbeitungsvorgänge die damit in Verbindung gebracht werden könnten. Mir fällt exemplarisch das Zerkleinern von Farbmineralen ein die in einem anschließenden Schritt klopfend  pulverisieren und dann mit einem Bindemittel versehen verrieben werden. Aber auch andere Tätigkeiten können auf diese Gebrauchsmerkmale bezogen werden.


Der Fundplatz überliefert einmal ein Aufkommen kleinformatiger blau-weißlich patinierter Artefakte. Es handelt sich weit überwiegend um Abschläge. Aufgrund des dort aufgelesenen Fundbelegs eines Trapezes kann dieses Fundaufkommen eventuell einem späten Mesolithikum zugerechnet werden. Der letzte besondere Fundbeleg des Platzes war eine Scheibenbeilklinge aus gleichfalls patinierten Silex. Weiter fanden sich Belege von Silexbeilklingen und sehr zahlreich auch jungneolithisches Silex- und Felsgesteinartefakte.


Aus Maaseisilex liegen vom Gesamtfundgelände alle möglichen Artefakttypen vor: Kernsteine (auch mesolithische), Grundformen, Trapeze, Pfeilspitzen, Pfeilschneiden, Kratzer, insbesondere "ausgesplitterte Stücke", kleinformatige "messerartig zugerichtete Stücke und Sonderformen.


Ein in seinen Merkmalen vergleichbarer Schlagstein aus einem Maasei ist mir bislang weder aus eigenen Aktivitäten noch aus Vorstellungen hier im Forum bekannt. Vielleicht hat ja doch jemand ein Vergleichsstück in seiner Sammlung?


lG Thomas   :winke:
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

Nanoflitter

So ein Maasei, wie es hier ab und an gezeigt wird, ist an sich schon was interessantes, gebraucht natürlich noch besser. :super: Gruss..

thovalo

Zitat von: Nanoflitter in 25. September 2017, 13:23:52
So ein Maasei, wie es hier ab und an gezeigt wird, ist an sich schon was interessantes, gebraucht natürlich noch besser. :super: Gruss..


Die Maaseier bilden eine Besonderheit im Rhein-Maasgebiet. Rheinaufwärts finden sie sich linksrheinisch deutlich häufiger und in großen Formaten. Die großen Formate konnten leichter abgebaut werden. Vom späten Paläolithikum bis in die Metallzeiten wurden die Maaseier verwendet. Sie bilden in weiten Gebieten am Niederrhein die einzige örtlich verfügbare Silexressource.


lG Thomas  :winke:
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

RockandRole

Servus Großer,

alles gute nachträglich  :-D ich ruf dich später mal an  :prost: Das Wochenende war zu vollgestopft.

Diese Klopfer sind nicht so häufig. Kann mich gar nicht erinnern einen gesehen zu haben.

Ich hab genug von den Kerlchen. Kann dir gerne das ein oder andere Ei geben Nano. Die sind vier.....t schwer zu knacken.

Liebe Grüße Daniel
gefährliches Drittelwissen

Nanoflitter

Ja, so ein Ei wär gut. Kannst gutes erzgebirgisches Amphibolit für haben. :-) Gruss..

Steinereihe

habe auch eine. Zuid Limburg. 
Mit ei-weiß und ei-gelb.

:winke: S.