Fragment einer "sehr" schmal-hohen Dechselklinge

Begonnen von Herlitz, 28. Januar 2024, 18:08:07

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Herlitz

Hallo,

dieses Nackenfragment einer wahrlich schmal-hohen Dechselklinge fand ich im Süden Sachsen-Anhalts. Falls ihr es auf dem Bild nicht richtig sehen könnt, eine Schmalseite ist stark gewölbt, die andere flach beschliffen.
Man könnte an einen Wetzstein denken, es handelt sich aber um den hier in der Bandkeramik typische Aktinolith-Hornblendeschiefer der ja bis ins Rheinland verwendet wurde und wohl größtenteils aus Böhmen kommt.
Das Stück ist wohl bei der Arbeit zerbrochen.
Kennt jemand Belege für so schmal-hohe Dechselklingen?
 :winke:  Sven

Danske

Hallo Sven,

schöner Fundbeleg :super:  Material ist klar.

...eine Schmalseite ist stark gewölbt, die andere flach beschliffen."
Um es nicht falsch zu verstehen: Du meinst damit, dass die Ventralseite flach und die Dorsalseite gewölbt ist, richtig?

Eine solche Dechselklinge mit diesem Höhen-Breiten-Index habe ich noch nicht finden dürfen. Aber es gibt sie natürlich, siehe hier bei Wikipedia zum Thema "Schuhleistenkeil". Die Seite kennst du sicherlich.
https://de.wikipedia.org/wiki/Schuhleistenkeil

LG
Holger
Et nunc reges intelligite, erudimini, qui judicatis terram.

Furchenhäschen

Hallo Sven,
was hältst Du von der Idee, dass wenn man auf Deinem Foto die Detailaufnahme rechts betrachtet, so ist eine geschliffene Seite leicht gewölbt geschliffen, die andere ist ziemlich plan und gerade. Diese gerade Seite halte ich für die Seite an welcher der Amphibolit gesägt wurde. Das zweite Foto von Rechts zeigt meiner Ansicht nach, wenn man so will die Dorsalseite einer flach-breiten Dechselklinge, was ich anhand des leider fragmentierten Stückes auch für möglich halte. Eine schmal-hohe Dechselklinge dieses Formates wäre nur schwer vorstellbar.
Grüße Peter

Danske

Jetzt hab ich's verstanden: Sofern es sich um eine schmal-hohe Dechselklinge handelt, ist eine Laterale plan und die andere Richtung Dorsalseite gewölbt. Sieht man ja auch auf dem Querschnitt auf dem Foto oben links. :dumdidum:  :schaem:

Also, mal abgesehen davon, dass es, wie gesagt, Dechselklingen mit dem Höhen-Breiten-Index gibt, wäre die asymmetrische Form, soweit sie über die ganze Klingenlänge geht, schon ein wenig merkwürdig.

Die Idee von Peter hat schon etwas für sich, könnte eine Lösung sein. Aber ein flach-breite Klinge mit einer (gesägten) planen und einer gewölbten Lateralen ist auch etwas merkwürdig. Eventuell ist die (flach-breite) Klinge zuerst längs gebrochen, die Bruchstelle wurde plan geschliffen, um die Klinge nochmals verwenden zu können und schließlich ist sie quer gebrochen.

Schwierig, und anhand des Originals sicher besser zu beurteilen.

LG
Holger :winke:

 

 
Et nunc reges intelligite, erudimini, qui judicatis terram.

Nanoflitter

Die Reparatur Schliff Theorie und die schmalhoch Geschichte sind für mich nachvollziehbar. Gruss..

Furchenhäschen

Zitat von: Herlitz in 28. Januar 2024, 18:08:07Hallo,

dieses Nackenfragment einer wahrlich schmal-hohen Dechselklinge fand ich im Süden Sachsen-Anhalts. Falls ihr es auf dem Bild nicht richtig sehen könnt, eine Schmalseite ist stark gewölbt, die andere flach beschliffen.
Man könnte an einen Wetzstein denken, es handelt sich aber um den hier in der Bandkeramik typische Aktinolith-Hornblendeschiefer der ja bis ins Rheinland verwendet wurde und wohl größtenteils aus Böhmen kommt.
Das Stück ist wohl bei der Arbeit zerbrochen.
Kennt jemand Belege für so schmal-hohe Dechselklingen?
 :winke:  Sven
:super:

Hallo Sven,
lass uns doch mal die Idee von der schmal/hohen Dechselklinge weiter verfolgen, indem man die "Lateralen" auf einem Blatt Papier zeichnerisch verlängert und dann irgendwo die fiktive Oder gedachte Schneide zeichnet. Ich glaube so kommt man rasch zu einer Lösung.
Als Schuhleistenkeil wurden früher die schmal/hohen Dechselklingen bezeichnet.
Grüße Peter

Herlitz

So, hier erst mal noch neue Bilder der Dechselklinge:

Danske

Aufgrund der neuen Fotos bin ich bei bei einem Nackenfragment einer schmal-hohen Dechselklinge.

LG
Holger
Et nunc reges intelligite, erudimini, qui judicatis terram.

Furchenhäschen

Hallo Sven,
Danke für die ergänzenden Fotos.
Ich meine, das interessante Stück wäre schon ungewöhnlich hoch für eine Schmal/Hohe Dechselklinge.
Grüße Peter

Furchenhäschen

Zitat von: Danske in 29. Januar 2024, 12:47:51Aufgrund der neuen Fotos bin ich bei bei einem Nackenfragment einer schmal-hohen Dechselklinge.

LG
Holger
Hallo Holger,
wie soll die in der Gänze ausgesehen haben?
Ich habe mehrere Hundert Beil- und Dechselklingen in Zeiten der tiefpflügenden Landwirtschaft aufgelesen aber kein auch nur annähernd vergleichbares Stück. In diesem Fall fehlt es mir am Vorstellungsvermögen, vor allem im Bereich der Schneide.
Grüße Peter

thovalo

Zitat von: Furchenhäschen in 29. Januar 2024, 12:57:46Hallo Holger,
wie soll die in der Gänze ausgesehen haben?
Ich habe mehrere Hundert Beil- und Dechselklingen in Zeiten der tiefpflügenden Landwirtschaft aufgelesen aber kein auch nur annähernd vergleichbares Stück. In diesem Fall fehlt es mir an der Vorstellungsvermögen, vor allem im Bereich der Schneide.
Grüße Peter

So geht es mir auch. Damit hätte man eine sehr schmale und tiefe Nut schlagen oder wie bei einem  Hobel ziehen können. Ob das funktional möglich ist bleibt die Frage. Ich keine auch keine vergleichbare, so proportionierte Dechselklinge unter den Mengen die ich bislang gesehen habe.

Aber gerade das, würde so einen Fundbeleg dann auch besonders machen!

Vielleicht kann das Fragment ja mal einem Archäologen der sic im Bereich Neolithikum beschäftig vorgelegt werden. Es wäre spannend  wie er das Fragment dann einschätzen und ansprechen würde.


lG Thomas
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

Herlitz

Hallo,

ich werde das Fundstück auf jeden Fall vorlegen, spätestens zur Fundabgabe. Das werde ich aber wohl etwas herauszögern, da der Fund da womöglich nicht genügend angesprochen werden kann. Aber zwischenzeitlich werde ich Archäologen treffen, die sich damit auskennen.
Hier erst mal eine Zeichnung, für die, die sich die komplette Dechselklinge nicht an Hand des Fragments vorstellen können. Das Stück könnte aber wesentlich länger gewesen sein, damit auch die Schneide breiter. Diese könnte, wenn man das Stück auf um die 20 cm verlängert, etwa drei Zentimeter breit gewesen sein. Das Stück verjüngt sich nach hinten.
 :winke:  sven

Herlitz

Ich habe mal noch eine Zeichnung gemacht, wie das Stück ausgesehen haben wird.
 :winke:

Danske

Hallo zusammen,

die erste Skizze von Sven dürfte m.E. der vollständigen Klinge recht nahe kommen. Die ganze Klinge könnte in etwa so ausgesehen haben wie bei Steine & Scherben die erste der gezeigten schmal-hohen.https://steine-scherben.de/pages/was-man-so-findet/neolithikum/beile-aexte-keulen/felsgesteindechsel.php

Das Fragment dürfte an der Bruchstelle die größte Höhe der Gesamtklinge haben, danach verringert sich die Höhe Richtung Schneide wieder. In der Abbildung bei Wikipedia zu Schuhleistenkeilen werden links zwei extrem schmal-hohe Dechselklingen gezeigt. Ich muss mal meine gespeicherten Ausarbeitungen zu dem Thema durchforsten, vielleicht finde ich was dazu.

Ich muss sagen, dass ich noch keine Dechselklinge dieses Formats finden durfte, was natürlich nichts darüber aussagt, dass es sie nicht gibt. Bin gespannt über die fachliche Ansprache des Stücks.

LG
Holger
Et nunc reges intelligite, erudimini, qui judicatis terram.


Furchenhäschen

#15
Hallo Sven,
Danke für die Skizze Sven!

ich habe jetzt auf die Schnelle 3 typische schmal-hohe Dechselklingen herausgesucht.
Die Maximalhöhe des Endstückes beträgt bei der größten hier gezeigten Dechselklinge 2,0cm.
Mich irritieren bei deinem interessanten Fundstück die 3,6cm welche ich für außerordentlich halte.
Falls von Dir gewünscht hänge ich zu den jetzt beispielhaft gezeigten schmalhohen Dechselklingen zum weiteren Vergleich noch ein paar Fotos an.
Ich möchte Deinen interessanten Beitrag nicht ungefragt mit meinen Fotos zumüllen.

Grüße Peter

Herlitz

Danke, Peter,

ja, diese "pummeligeren" Klingen sind neben den flach-breiten wohl häufiger.
Wenn sie aber länger sind, werden sie aber auch immer höher.
Hier aber auch eine mit 3,6 cm Höhe und auch recht schmal (ca.2,5 cm an der Stelle des Bruchs der oben gezeigten) und eine große Dechselkinge mit knappen 5 cm:
 :winke:  Sven


thovalo


Guten Abend!  :winke:

Das Ungewöhnliche an Deinem Fundbeleg ist, dass die Langseiten bis zur Wolbung hin ohen Wölbung nach Außen ansteigend geschliffen sind.


lG Thomas
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

Furchenhäschen

Zitat von: thovalo in 29. Januar 2024, 18:44:02Guten Abend!  :winke:

Das Ungewöhnliche an Deinem Fundbeleg ist, dass die Langseiten bis zur Wolbung hin ohen Wölbung nach Außen ansteigend geschliffen sind.


lG Thomas

Hallo,
und was weiter etwas irritierend ist, wenn man den Querschnitt betrachtet so ist Links nahezu keine Wölbung erkennbar aber Rechts recht gut ausgeprägt erkennbar.

Wie dem auch sei, bin gespannt was die Facharchäologie dazu meint und ich hoffe Du hast einen guten (Fach-)Archäologen vor Ort.
Grüße Peter