flintsteine-material??

Begonnen von Ahrbach, 08. Mai 2011, 12:45:45

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Ahrbach

habe unter einem entwurzelten baum , viele Fintsteine gefunden. Sie sind mit einer dicken weißen schicht ummantelt(Patina??ß). Ich würde nicht unbedingt an artefakte denken, aber der Fund verwundert mich,da in unserer gegend( nordrand d eifel) m.W. keine flintsteine vorkommen.
Um welche silexsorte handelt es sich, was könnte dieser Fund bedeuten..ca 50 m von hier ist eine andere Fundstelle http://www.sucherforum.de/index.php/topic,49352.0.html  könnte es da einen zusammenhang geben??

Ahrbach

vielleicht bin ich auch in der falschen rubrik weil es ja wohl keine Artefakte sind--eher mineralien???.
es handelt sich hier um eine relativ kalkreiche Gegend --Könnte hier silexmaterial auch natürlich vorkommen.

Kelten111

Wenn ich das so sehe sind das ausnamslos Natürliche Feuersteine , die so wie du sie gefunden hast dort bestimmt Nätürlich vorkommen  :winke:
Keinerlei Artefaktkarakter

Mark77

Hallo Ahrbach,

wie schon geschrieben wurde, handelt es sich hierbei um Feuerstein.
Genauer gesagt ists Geschiebefeuerstein aus den eiszeitlichen Gletschervorstößen.

Schöne Grüße,
Markus

rolfpeter

Gut beobachtet!

Am Nordrand der Eifel gibt es tatsächlich keine natürlichen Feuersteinvorkommen.
Geschiebefeuerstein aus den eiszeitlichen Gletschervorstößen ist es auch nicht.
Es handelt sich um Maasschotterflint. Passt gut zu Deiner LBK-Stelle, da dieses Rohmaterial in seinen verschiedenen Ausprägungen der am meisten genutzte Rohstoff für altneolithische Silex-Wekzeuge im Rheinland war.
Das 2. Bild ist beispielsweise ein Rijckholt-Schotter.

:winke:
RP
Der Irrtum strömt, die Wahrheit sickert

Ahrbach

Zitat von: rolfpeter in 09. Mai 2011, 09:42:16
Gut beobachtet!

Am Nordrand der Eifel gibt es tatsächlich keine natürlichen Feuersteinvorkommen.
Geschiebefeuerstein aus den eiszeitlichen Gletschervorstößen ist es auch nicht.
Es handelt sich um Maasschotterflint. Passt gut zu Deiner LBK-Stelle, da dieses Rohmaterial in seinen verschiedenen Ausprägungen der am meisten genutzte Rohstoff für altneolithische Silex-Wekzeuge im Rheinland war.
Das 2. Bild ist beispielsweise ein Rijckholt-Schotter.

:winke:
RP

Ahrbach

wie könnte denn diese Feuertseine hierin gekommen sein, sind es reste oder wurde aus diesen unförmigen kleinen dingern noch was hergestellt, also abfallgrube oder rohstoff....
Kannst du mir die begründung für LBK fundstelle noch was näher erläutern
beste grüße
ahrbach

rolfpeter

Kommt auf die lokale Geologie an.
Wenn ich eine Koordinate hätte, könnte ich vielleicht mehr sagen.

:winke:
RP
Der Irrtum strömt, die Wahrheit sickert

Harkonen

#8
Hallo Ahrbach,
es handelt sich wohl um Rohmaterial, das ist schon richtig.
Nun stellt sich aber für mich primär die  Frage: wer wollte was damit anfangen?
Orientiere ich mich an der Musterung deines Trockentuches sind die Silices von so unbedeutender Größe, dass ein Neolithiker damit nicht mehr allzu viel hätte anfangen können, zum Klingenschlagen ungeeignet bzw. hätte er sich gar nicht die Mühe gemacht diesen Flintschotter mitzunehmen.  :irre:
Zumindest sind es Rohmaterialen deren Reiseweg zum Fundpunkt wohl ein Rätsel bleiben wird.

Mark77

Zitat von: Harkonen in 09. Mai 2011, 21:17:05
Orientiere ich mich an der Musterung deines Trockentuches sind die Silices von so unbedeutender Größe, dass ein Neolithiker damit nicht mehr allzu viel hätte anfangen können, zum Klingenschlagen ungeeignet bzw. hätte er sich gar nicht die Mühe gemacht diesen Flintschotter mitzunehmen.  :irre:

Hallo Peter,

das sehe ich auch so, daher kann ich die Meinung des Herrn Gawel nicht teilen, dieses Material als Maasschotter zu bezeichnen.
Was stimmt, ist dass das Material einen fluvidalen Charakter zu haben scheint. Muss aber nicht unbedingt für Wasser sprechen, kann auch Eis sein.

Schöne Grüße,
Markus

Tapir

#10
Zitat von: Mark77 in 11. Mai 2011, 23:19:56
Was stimmt, ist dass das Material einen fluvidalen Charakter zu haben scheint. Muss aber nicht unbedingt für Wasser sprechen, kann auch Eis sein.

Du meinst wohl fluviatil, oder? Und fluviatil ist immer durch bewegtes (Fluss-)Wasser, bei Transport durch Schmelzwässer heißt es glaziofluviatil und bei Transport durch Eis heißt das glazigen.

Zu den Stücken selber würde ich sagen Kreideflinte im w. Sinn... Eine genaue naturwissenschaftliche Begründung für die Unterscheidung fehlt in den meisten Fällen (ist also ketzerisch gesagt i.d.R. nicht mehr als Bilderraten), und für eine Umlagerung spricht durchaus die deutlich ausgeprägte Rinde, aber dass das Maas zuzuordnen und nicht irgendwelchen anderen pliozänen, miozänen oder gar noch älteren tertiären Transgressionen halte ich ohne genauen Fundort für Augenwischerei ....

Mark77

@Tapir: Da hat sich wohl ein d eingeschlichen. Meinte fluvial, sorry! ;)

Tapir

k.P. Ich bin bloß immer wieder von der Tatsache verblüfft wie kreativ Geographen und UFGler bei der Umbenennung geologischer Gegriffe sind  :zwinker:

Mark77

Ich weiß zwar nicht was Geographen so treiben, aber wir Archäologen nutzen gerne die Begriffe, meinen aber was anderes.
Das find ich meist schlimmer, da ich auch Geologie gemacht habe! :nono:

:back2:

@Ahrbach: Also, wo genau stammen die Stücke her??

Ahrbach

Fundort Nordrand  der Eifel. Ausläufer der Sötenicher Kalkmulde

Tapir

#15
Dann würde ich eher an Rheinschotter oder etwas sehr junges denken dass die Steinchen da deponiert hat... (edit: die Feuersteinlinie der Saale-Kaltzeit ist ja nicht weit weg...)

fuchs

Hallo miteinander,
interessantes Thema. Soviel ich weiß, kommen in den Rheinschottern keine Feuersteine vor, abgesehen von Maaseiern. Die Urmaas hingegen, die zusammen mit dem Rhein die ältere Hauptterrasse bildete, ist reich an Feuersteingeröllen. Ihr Lauf zieht an Aachen vorbei bis hinter Mönchengladbach, danach ist eine stärkere Vermischung mit den Rheinschottern gegeben. Bedeckt wird die ältere Hauptterrasse von der jüngeren, die ausschließlich aus feuersteinfreien Rheinschottern besteht. Insofern sind die Maasschotter nur an natürlichen Aufschlüssen zugänglich, zB Verwerfungen oder tief eingeschnittene Flusstäler, da die jüngere Hauptterrasse durchschnittlich 10-15 Meter stark ist.

Da das zweite Foto Rijckholtfeuerstein zu zeigen scheint, ist wohl die Ansprache als Maasschotter korrekt, da die Maas Feuerstein aus dem Limburger Bereich enthält.

hargo

@Fuchs
Sehr gut begründet.

@all :narr:
Wenn sich einer mit Maasschotterflint auskennt, dann ist es sicherlich RP.
Aber das weiß hier eigentlich jeder.

mfg

rolfpeter

Das ist Maasschotter-Flint!

Auf der Sötenicher Kalkmulde gibt's keinen Fint und im weiteren Umfeld auch nicht.
Richtung Süden stellt sich das so dar:
Das Gesteinsmaterial, welches direkt dem Eifelnordrand, z.B. in der Zülpicher Gegend, vorgelagert ist, nennt man Eifelschotter. Das sind im Altpleistozän abgelagerte, überwiegend wenig gerollte Quarz- und Quarzit-Kiese aus zerfallenen Buntsandstein-Konglomerat (frei zitiert nach J. Schalich). Die enthalten keinen Feuerstein.
Die Rheinschotter der Hauptterrasse, die südlich des damaligen Zusammenflusses mit der Maas anstehen, enthalten nach meiner Kenntnis auch keine nennenswerten Mengen an Feuerstein, wo sollte der auch herkommen?
Der nächstgelegene natürliche Aufschluß von Maasschotter-Feuerstein liegt zwischen Düren und Jülich an der Rurrand-Verwerfung. Das ist gar nicht mal so weit weg. Das dort anstehende Material ähnelt dem hier gezeigten sehr. Das betrifft die Korngröße, den Grad der Abrollung und auch die Farbe.
Das nächstgelegene Vorkommen von baltischem Flint liegt nördlich von Krefeld. Das ist weit weg und das Gestein sieht auch anders aus.

Übrigens gibt es auch ganz moderne Gesteinsverlagerungen. Vor einigen Jahren fand ich auf einem Acker in der "feuersteinfreien Zone" mehrere Anhängerladungen von dem Zeugs. Da hatte ein Bauer den Abraum aus seiner Mohrrübenernte hingekippt. Die großen Betriebe haben oft Anmarschwege bis zu 30 km zu ihren Feldern. Da kommt so einiges durcheinander.

:winke:
RP
Der Irrtum strömt, die Wahrheit sickert

Ahrbach

Vielen Dankfür die rege Diskussion und die einleuchtenden Erklärungen
herzliche Grüße
an alle