interessantes Bruchstück

Begonnen von Wiesenläufer, 02. Mai 2024, 07:17:43

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Wiesenläufer

Moin,

auf einem neolithisch-endneolithischem Fundplatz, oder vielleicht sogar auch mehrere Kulturen direkt an einem ehemaligen, sumpfigen Bereich konnte ein Kollege dieses bemerkenswerte Teil aufheben.

Ein Bruchstück mit 5x3cm und einer auffälligen, beidseitigen Retusche.
Erster Kommentar war: Sichel, was ich aber nicht Glaube, es ist mir zu klein.
Mindestens eine Bruchstelle ist vorhanden, eine zweite könnte bestanden haben.
Auf der einen Seite sieht es nach einem Frostsprung aus.

Von diesem Platz gibt es schon Löffelschaber, Dolchfragmente, Scheibenbeile, geschliffene Fragmente, Sichelbruchstücke und ein Erntemesser/Sichel als Höhepunkt. Vieles hatte ich hier schon vorgestellt.

Was ist eure Meinung dazu??

Liebe Grüße

Gabi
Wer viel geht, findet viel.
(Nicht auf meinem Mist gewachsen)

Wiesenläufer

Hier noch der Fundplatz, ist bereits vor Jahren aufgenommen worden.
Wer viel geht, findet viel.
(Nicht auf meinem Mist gewachsen)

thovalo



Guten Morgen!

Es gibt, gerade auf mehrfach und intensiver besiedelten Plätzen immer wieder Gerätschaften und Gerätefragmente, die aus dem fortdauernden Gebrauch stammen. Im Verlauf ihrer "Biografie" veränderten diese Gerätschaften ihre Form und je nach Bedarf wurden sie neu angepasst oder schon van Anfang an nicht nach einer Tyüologie ausgeführt den wir uns erst aus der Perspektive archäologischer Funde geschaffen haben.

Für mich sieht das nach einem Stück aus, das einer schneidenden Funktion angepasst worden war. Solche Stücke sind eher typisch für das NEolithikum als eine besondere Ausnahme.


lG Thomas  :winke:
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

Wiesenläufer

Moin Thomas,

vielen Dank für die Antwort!

Irgendetwas "schneidendes" hatte ich auch in Erwägung gezogen aber kein wirkliches Werkzeug darin gesehen.
Natürlich gibt es von diesem Platz nicht nur "schöne" Dinge und neolithisch passt auch.
Fand es halt interessant, dass beide Kanten retuschiert sind.

Lieben Gruß

Gabi
Wer viel geht, findet viel.
(Nicht auf meinem Mist gewachsen)

Furchenhäschen

Hallo,

wenn ich die Bearbeitung der beidseitig retuschierten Kanten genau betrachte machen diese auf mich den Eindruck, dass dieses Stück nie Verwendung fand, kurz, ich erkenne keine Gebrauchsspuren.
Vielleicht ist es ganz einfach so zu erklären, dass dieses Stück während der Herstellung zerbrach. Auch der Rest sieht nicht nach Vollendung aus.

Grüße Peter

Wiedehopf

Hallo zusammen,

ich sehe das, genau wie Peter, als ein aufgegebenes, nicht fertig gestelltes Werkstück an. Die vielen Steckenbleiber (Luftblasen) im Randbereich sprechen meiner Meinung nach dafür, dass es nie schneidend oder schabend verwendet wurde.

Viele Grüße
Michael     

Wiesenläufer

Moin,

vielleicht ist es wirklich schon bei der Herstellung zerbrochen und sollte eventuell eine PFEILSPITZE werden  :kopfkratz:  Ist aber auch nur so ein Gedanke von mir. Wahrscheinlich hätte man doch erst die relativ grobe Flächenretusche versucht und dann die feine Kantenretusche und nicht umgekehrt.
Die "mysteriösen" Stücke sind halt immer sehr interessant, regen sie doch sehr stark meine Fantasie an.  :kopfkratz: Ist übrigens einer meiner Lieblingsplätze.  :-)

Liebe Grüße

Gabi
Wer viel geht, findet viel.
(Nicht auf meinem Mist gewachsen)

Steinkopf

Moin Gabi,

schön, daß Du hier mal wieder ein interessantes Stück zum Betrachten zeigst.

bei diesem Fundstück ist eine Seite glatt und einseitig mit einer retuschierten Schneide.
Die andere Seite ist zum größten Teil eine fürchterlich Bruchzone, deren Zustandekommen
mir rätselhaft ist.
Man könnte es wie ein Ulu (der Inuit) schäften, die konvexe Schneide passt.

LG
Jan

hargo

Zitat von: Wiesenläufer in 03. Mai 2024, 07:26:32...
Irgendetwas "schneidendes" hatte ich auch in Erwägung gezogen ...


Nur nebenbei, auch Schaber (nach nordischer Terminologie) waren zum Schneiden geeignet.

mfg