Klopfstein mit natürlicher Griffmulde

Begonnen von Nanoflitter, 02. Oktober 2017, 20:37:11

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Nanoflitter

Dieser Fund stammt von einem vorwiegend bandkeramischen Flurstück im Rhein-Main-Gebiet.
Ein weiterer Klopfstein mit Griffmulde. Dieser wurde jedoch fast umseitig benutzt, hauptsächlich die Längsseite.
Gruss...

Merle2

Hallo,

ein wirklich schönes Stück. Diese Woche habe ich auch Klopfsteine auf einem Feld gefunden. Ich bin immer wieder begeistert wie deutlich sie Merkmale der Arbeitsvorgänge aufweisen und wie sie sich in die Hand schmiegen. Wie gesagt ein sehr schönes Stück, herzlichen Glückwunsch.
Viele Grüße

Nanoflitter

Dank dir, Merle! Diese Teile belegen mittlerweile mindestens Platz 2 nach den Klingenbruchstücken und Sicheleinsätzen am Fundplatz. Wahrscheinlich das am häufigsten genutzte Steinwerkzeug in dieser Epoche. Gruss..

thovalo



In dieser und in meiner Region auch in der Zeit des Jungneolithikums sehr häufig verwendet. Ich finde sie sogar schon fast inflationär!


lG Thomas
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

Nanoflitter

Genau, inflationär. Viel zu wenig beachtet, auch in der Literatur, dabei zahlenmäßig vielen Steinartefakten weit überlegen. Gruss...

thovalo

#5

Zitat von: Nanoflitter in 02. Oktober 2017, 22:30:14
Genau, inflationär. Viel zu wenig beachtet, auch in der Literatur, dabei zahlenmäßig vielen Steinartefakten weit überlegen. Gruss...


Im "Floss" werden sie schon differenzierter aufgeführt auch in den funktionalen Merkmalkombinationen im zustätzlichen Gebrauch als Retuscheure, die Stücke mit Pickmulden usw. Da sie zumeist auch eine längere Biografie aufweisen wechsel die Merkmale in starker Form oder verlieren sich ganz durch die nachfolgende Überprägung.

Tatsächlich sind die klopfsteine lange Zeit weder mit publiziert  noch von privaten Sammlern aufgrund ihrer meist wenig attraktiven Form und Ausprägung und aufgrund ihrers hohen Gewichtes nicht gesehen oder bewusst beiseite liegen gelassen worden, denn sie sind kaum attraktive Vitrinenstücke und füllen schnell die Fundkisten.

Auf dem von mir jetzt 14 Jahre lang untersuchten Fundgelände konnte ich im Bereich einer Werkstatt für Felsgesteinbeilklingen durch die konsequente Aufsammlung aller Klopfsteine  und deren Fragmente, die sich auch wieder zusammen setzen lassen belgen, dass dort z.B. zwei unterschiedliche Größeformate udn damit zwei vershiedene Gewichtsklassen verwendet worden sind.

Charakteristisch ist dabei die Verwendeung von  länglichen Geröllen die oft bipolar zur Arbeit eingesetzt worden sind. Darunter gibt es auch einige Exemplare mit zusätzlichen Narbenfeldern auf den Seiten.

Dann gibt es als eigenständige Gruppe "würfelförmig" ausgeprägte Exemplare, die immer aus einer bestimmten Quarzitvarietät bestehen und fest mit der Michelberger Kultur verbunden zu sein scheinen. Daran zeigen manche Exemplare eine oder mehrere Seiten mit klar ausgeprägten Schliffpartien.

Dazu gibt es Exemplare die im Randumlauf teilweise oder vollständig umlaufend "scheibenförmig" abgearbeitet worden sind. Die vollständig umlaufend abgearbieteten Exemplare können zusätzlich auf einer oder auf beiden Seiten zentrale Schlagnarbenfelder aufweisen, die dann einen weiteren und islang nicht geklärten Arbeitsschritt mit diesen Stücken dokumentieren.

Bei den Klopfsteinen handelt es sich um eine in den Merkmalen äußerst komplex strukturierte Fundgruppe.
Da bleibt für die kommenden Generationen noch etwas zu tun.


lG Thomas  :winke:

Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

Nanoflitter

Danke, Thomas, ich muss meine vielleicht auch mal zählen, da kommt pro ha sicher ne anständige Zahl raus. Und die Dunkelziffer möcht ich lieber nicht wissen. Gruss..