Erster netter Fund des Jahres: Mesolithische Dreiecksspitze

Begonnen von Jondalar, 16. Februar 2025, 07:45:49

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Jondalar

Hallo zusammen,

ich warte jedes Jahr gespannt auf den ersten netten Fund, der dann auch mit diesem Titel ausgezeichnet wird...  ;)  Einige Kandidaten hatte es schon gegeben, aber ich mochte mich noch nicht festlegen  ;)

Die Bedingungen für einen passablen Fund in meinen Breiten kann man momentan getrost als miserabel bezeichnen. Die allermeisten Felder sind bewachsen. Aber man tut ja was man kann...  ;) 

Auf einem Feld wurde die Zwischensaat gekürzt und die Treckerspuren legten einige sandige Bereiche frei. Beim Bücken nach einen verdächtigen, aber uninteressanten Stück fiel mein Blick auf den Mikrolithen, den ich sonst nicht gesehen hätte. Es ist eine mesolithische Dreiecksspitze, einseitig retuschiert, mit einer leichten Krakelierung, ohne Basisretusche. Da das Stück verhältnismäßig kurz ist, könnte es auch abgebrochen sein.

Länge: 13 mm
Breite: 5,5mm
Höhe: 2mm
Fundort: Landkreis Gifhorn

Viele Grüße

Jondalar
'Das Leben ist einfach, aber wir bestehen darauf, es kompliziert zu machen!'
(Konfuzius)

thovalo


Moin!

Ganz herzlichen Glückwunsch.  :Danke2:

Ich begehe seit fast drei Jahrzehnten den einzigen bis heute entdeckten mesolithischen Fundplatz in meiner Region der jährlich nur wenige Artefakte zutage bringt. Ein Mikrolith ist da alle fünf Jahre mal mit darunter. Eines dieser kleinen Dinger zu finden macht richtig Freude und der ist auch gut und eindeutig ausgeprägt. Diese Spitzen können, aber müssen nicht entlang der Basislinie retuschiert sein.

lG Thomas  :winke:
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

hargo

#2
Hallo,

m.E eine einfache Spitze (weil einseitig retuschiert).
Kommt bei mir (NRW) im Mesolithikum  vor.
Die Retusche erscheint allerdings heftig.
Auf der anderen Lateralen ggf. Gebrauchsspuren.
Die retuschierte Laterale war sicherlich nicht die Arbeitskante.

mfg

Furchenhäschen

Hallo,
Eine sehr schön gearbeitete einfache Mikrospitze. Die Basis sieht etwas zerfleddert aus, ist dort etwas abgesplittert oder findet sich dort eine Basisretusche die man auf den Fotos nicht erkennt?
Der Begriff Arbeitskante bei einer Mikrospitze ist mir völlig neu, gibt's da neue Erkenntnisse?
Der Begriff "einfache Mikrospitze" beinhaltet übrigens verschiedene Ausführungsvarianten von Mikrospitzen!
Grüße Peter

Jondalar

Hallo Thomas,
vielen Dank für Deine bestätigende Einschäztung.

Es ist in hiesigen Gefilden vermutlich einfacher einen (mesolithischen) Mikrolithen zu finden als bei Dir. Frage mich dann immer ein wenig befangen, wie lange ich diese kleinen Artefakte noch erkennen kann. Der jetzige Fund beruhigt in dieser Hinsicht nicht wirklich, da ich mich ja schon gebückt hatte...  ;)
Viele Grüße

Jondalar
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(Konfuzius)

Jondalar

Hallo Hargo,

vielen Dank für Deinen Beitrag. Wie auch Peter hat mich Deine Einschätzung der unretuschierten Seite als Arbeitskante irritiert. Ich habe diese Form der Mikrolithe bisher als Ende eines Pfeiles, also als Pfeilspitze, interpretiert. Das Fundstück in dem Beitrag

Beil oder nicht Beil - das ist hier die Frage (4) - nebst Dreiecksspitze

hat eine eindeutige konkave Basisretusche. Das habe ich bisher als Indiz gewertet, dass man diese Stücke hier in einen Pfeilschaft einschob und verklebte. Du siehst auch diese Formen der Mikrolithe eher als Einsatzstücke im Zusammenhang mit Sicheln etc.?
Viele Grüße

Jondalar

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(Konfuzius)

Jondalar

Hallo Peter,

vielen Dank auch für Deine Einordnung. 
Die Basis dieses Stückes ist definitiv unretuschiert und ich halte es, wie ja schon geschrieben, durchaus für möglich, dass sie dort gebrochen ist. Die Länge des Stücke lässt im Vergleich zu anderen hiesigen Stücken wohl beide Möglichkeiten zu. Wie ja schon Thomas schrieb, gibt es derartige Stücke sowohl mit Basisretusche als auch ohne. Ich habe durchaus Exemplare in dieser Größe ohne Basisretusche, die ich als komplett ansehen würde. Bei dem hier vorgestellte Stück bin ich mir unsicher...
Viele Grüße

Jondalar
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hargo

#7
Zitat von: Furchenhäschen in 17. Februar 2025, 09:18:35...
Der Begriff Arbeitskante bei einer Mikrospitze ist mir völlig neu, gibt's da neue Erkenntnisse?
...


Nein, aber mit etwas Einfühlungsvermögen würdest du sicherlich zustimmen.
Die Arbeitskante ist halt die Laterale, die scheinbar nicht zur Schäftung bestimmt war.
Man könnte die retuschierte Seite beispielsweise auch ( z.B. mit Birkenpech) in ein Kompositgerät eingeklebt.

mfg

Furchenhäschen

#8
Hallo erstmal,
da ist kein Einfühlungsvermögen nötig denn die Mikrospitze ist ja zweifelsfrei.
Wie derartige Mikrospitzen eingesetzt wurden ist auch hinlänglich bekannt.
Mit etwas Phantasie könnte man spielerisch die unterschiedlichsten Artefakte zu Kompositgeräten zusammenfügen.
In diesem Fall aber kommt man gar nicht erst auf die Idee da der Verwendungszweck in der Artefaktmorphologie geklärt ist.
Grüße Peter