Endneolithisch/bronzezeitliches Scheibenbeil in Y-Form

Begonnen von Neos, 23. Dezember 2024, 21:50:24

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Neos

Moin, zusammen,

mitunter nehmen steinzeitliche Artefakte schon recht skurile Formen an. So auch das Fundstück, das ich euch heute vorstellen möchte: Ein Y-förmiges Scheibenbeil.

Es stammt vom selben Fundplatz nahe der Ostsee wie auch der massive Schaber/Kratzer und der beidseitig gekerbte Schaber/Kratzer. Die allseitig vorhandenen Rostanhaftungen deuten auf den häufigen Kontakt mit landwirtschaftlichem Gerät hin, doch glücklicherweise ist das Beil vollständig erhalten geblieben. Ganz interessant: Die Schneide wurde nicht, wie man vermuten würde, durch einen Schneidenschlag hergestellt: Hier wurde die natürliche Form des Steins genutzt und dieser durch entsprechende Formgebungsretuschen in die jetztige Y-Form gebracht.

  • Fundgebiet: Nördliches Schleswig-Holstein
  • Länge: 69 mm
  • Breite: 13,5 - 51,7 mm
  • Dicke: 3,3 - 21,3 mm
  • Gewicht: 47 g

Ich wünsche euch allen eine schöne und besinnliche Weihnachtszeit! :-)

Viele Grüße von der Ostseeküste

Frank

Danske

Moin Frank,

wieder mal ein außergewöhnlicher Fund, aber das sind wir ja inzwischen von dir gewohnt. :zwinker:

Die Ausformung mit der extrem breiten Schneide im Verhältnis zum Beilkörper ist schon sehr besonders und erinnert an die Scheibenbeile vom Typ Moen.

Ich wünsche dir auch ein ruhiges und besinnliches Weihnachten.

Liebe Grüße aus Rheinhessen
Holger
Et nunc reges intelligite, erudimini, qui judicatis terram.

neolithi

Frohe Weihnachten, lieber Frank und alle anderen.

Im ersten Moment habe ich gedacht "Huch, war Frank hier und hat heimlich Fotos gemacht?".
In der Nähe deiner Fundstelle hatte ich vor einiger Zeit ja ein ähnliches Scheibenbeil gefunden.
Ich habe es bisher allerdings anders interpretiert, nämlich dass die Schneide irgendwann einen Schlagunfall hatte oder anderweitig das gebogene Stück abgesprungen ist.
Den Gedanken eines gewollten y-förmigen Scheibenbeils finde ich zwar reizvoll, aber ich tue mich damit schwer.
Liebe Grüße
Anke

neolithi

Noch schnell,  bevor die Gäste kommen:
Habe ich evtl. etwas missverstanden und du meinst mit der Y-Form nur die Grundform dieser Scheibenbeile, ohne die muldenartige Aussparung?
Das wäre für mich nachvollziehbar,  ich habe mehrere solcher Art gefunden. 
Diese beiden Exemplare würde ich jedoch als beschädigt an den Schneiden einstufen, wodurch die Y-Form allerdings verstärkt wird.
LG
Anke


Neos

Moin, Holger,

Zitat von: Danske in 23. Dezember 2024, 22:55:35wieder mal ein außergewöhnlicher Fund, aber das sind wir ja inzwischen von dir gewohnt. :zwinker:

 :schaem:

ZitatDie Ausformung mit der extrem breiten Schneide im Verhältnis zum Beilkörper ist schon sehr besonders und erinnert an die Scheibenbeile vom Typ Moen.

In die Richtung geht es, aber beim Mœn-Typ ist die Schneide – im Vergleich zu diesem Scheibenbeil – noch deutlich breiter als das Beil lang ist.

ZitatIch wünsche dir auch ein ruhiges und besinnliches Weihnachten.

Dank dir, dein Wunsch wurde erfüllt!  :-D

Liebe Grüße zurück von der Küste

Frank

Neos

Zitat von: neolithi in 24. Dezember 2024, 11:30:18Frohe Weihnachten, lieber Frank und alle anderen.

Ich wünsche frohe Weihnachten gehabt zu haben, liebe Anke!  :super:

ZitatIm ersten Moment habe ich gedacht "Huch, war Frank hier und hat heimlich Fotos gemacht?".

Ich plädiere auf unschuldig!  :belehr:

ZitatIn der Nähe deiner Fundstelle hatte ich vor einiger Zeit ja ein ähnliches Scheibenbeil gefunden.
Ich habe es bisher allerdings anders interpretiert, nämlich dass die Schneide irgendwann einen Schlagunfall hatte oder anderweitig das gebogene Stück abgesprungen ist.

Spannend! Nein, sehr spannend! Das dürfte dann wohl der Zwillingsbruder oder die Zwillingsschwester (wohl eher letzteres  :zwinker: ) meines Scheibenbeils sein. Toll!  :super:

Natürlich kann es bei deinem Scheibenbeil so sein, dass der gebogene Teil deines Beiles durch was auch immer abhanden gekommen ist. Um das (eventuell) einschätzen zu können, sind deine Fotos für mich nicht scharf genug. Wo ich mir hingegen sehr sicher bin ist, dass die Schneide nicht "gemacht" ist. Meine These: Der/die Hersteller/in wusste einfach den Stein zu "lesen" und hat die natürliche Form des Steins für sich genutzt.

ZitatDen Gedanken eines gewollten y-förmigen Scheibenbeils finde ich zwar reizvoll, aber ich tue mich damit schwer.

Das musst du gar nicht (dich damit schwer tun). Was siehst du denn in dem Stück?

Zitat von: neolithi in 24. Dezember 2024, 15:42:47Habe ich evtl. etwas missverstanden und du meinst mit der Y-Form nur die Grundform dieser Scheibenbeile, ohne die muldenartige Aussparung?
Das wäre für mich nachvollziehbar,  ich habe mehrere solcher Art gefunden. 

Korrekt, ich meine lediglich die Grundform.

ZitatDiese beiden Exemplare würde ich jedoch als beschädigt an den Schneiden einstufen, wodurch die Y-Form allerdings verstärkt wird.

Die Schneide meines Scheibenbeils ist, wie man sehen kann, auch marginal lädiert. Aber halt auch wirklich nur die Schneide, nicht die "muldenartige Aussparung".

Liebe Grüße zurück

Frank

Neos

Moin, hargo,

Zitat von: hargo in 26. Dezember 2024, 01:03:29Würde ich nicht wagen anzuzweifeln.

 :super:

Klar ist auch (zumindest bei den von mir gefundenen Scheibenbeilen): Bei 99,9 % ist die Schneide intentionell hergestellt. Dieses Fundstück ist eine Ausnahme, und daher fand ich's vorstellwürdig.  :-)

Viele Grüße

Frank