Beilklinge aus Lydit?

Begonnen von rolfpeter, 07. Oktober 2007, 17:24:51

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rolfpeter

Servus Freunde,

heute habe ich eine Beilklinge aus einem mir nicht geläufigen Material aufgesammelt. Das Zeug ist sehr dunkelgrau mit einigen weißlichen Einschlüssen. Der Bruch ist grob muschelig, an der großen Bruchstelle schiefrig. die bei dem hier sonst häufigen Wetzschiefer vorhandenen Glimmerpartikelchen fehlen völlig. Es handelt sich auch nicht um Ton- oder Dachschiefer, der Stein ist wesentlich härter!
Vielleicht ist das Gerät aus einem flachen Geröll hergestellt. Ventralseitig sieht man eine größere bräunliche Fläche und dorsal einige Kraterchen. Lateral ist eine flache Facette geschliffen. Denkt man die fehlenden Teile der Klinge hinzu, ergäbe sich eine schöne, rundliche, harmonische Form.
An der Fundstelle findet man von LBK bis römisch und modern alles mögliche.
Kennt ihr das Material? Wie würdet ihr die Klinge zeitlich einsortieren?
Hier die Fotos:









Beste Grüße
RP
Der Irrtum strömt, die Wahrheit sickert

steinsucher

Hallo RP,

das Stück interessiert mich auch ziemlich. Ich habe in der weiteren Umgebung (ca 100m) von dem zuletzt eingestellten Mühlstein ein Teil aus gleich aussehendem Material gefunden. Es hat allerdings selbst bei 15 facher Vergrößerung keine Schleifspuren. Es ist für die Größe ziemlich schwer und flacher und ich bin bisher mal von Amphibolith ausgegangen. Aber ich bin eben kein Lithologe, deshalb bin ich gespannt auf die Analysen. Lydit ist mir noch nicht untergekommen. Deshalb bin ich mal gespannt.

Von der Formgebung her wohl Richtung Schuhleistenkeil (hoffentlich lehne ich mich nicht wieder zu weit raus).

Gruß aus Heinsberg,

FR

Silex

Wieder etwas Schönes , Außergewöhnliches....RP!!!
Die Lyditvorkommen die uns hier unten unterkommen wären an den Bruchstellen allerdings glattsplittriger und dunkelanthrazitglänzend.
Aber da müsste ein Fachmann her um dieses Gestein einzuschätzen.

Bei uns ist alles grün....man hat nur noch wenige Zeit.....die meisten Äcker verpasst man.....
Ohne webcam vor Ort geht da nikks mär......
(Jetzt hat die EU die Stillegungsflächen alle freigegeben....damit  noch mehr Getreide verbrannt werden kann...)

Bis bald
Edi
Die Hoffnung trübt das Urteil, aber sie stärkt die Ausdauer.

rolfpeter

Ja Freunde, man müßte mehr Ahnung haben!  :irre:
Der Wikipedia gibt bei der Art "Kieselschiefer", die ich meine gefunden zu haben, nicht viel her. Aber der Link
http://www.kristallin.de/suedliche/lydit.htm
zeigt Kieselsteine, wie sie auch in unserem Geröll vorkommen, deshalb mein Verdacht. Beim nächste Suchgang zerkloppe ich mal einen solchen Kiesel und schaue, wie die Bruchfläche ausschaut.
Ich habs gerade mal probiert: es läßt sich mit Stahl ritzen, es ist also nicht so hart, wie ich angenommen habe. Vielleicht handelt es sich um eine besonders kompakte Variante vom Tonschiefer, man wird sehen.

Zitat von: Silex in 07. Oktober 2007, 19:09:55

Bei uns ist alles grün....man hat nur noch wenige Zeit.....die meisten Äcker verpasst man.....
Ohne webcam vor Ort geht da nikks mär......
(Jetzt hat die EU die Stillegungsflächen alle freigegeben....damit  noch mehr Getreide verbrannt werden kann...)


Bei uns ist auch schon vieles grün. Da bleiben nur die zukünftigen Rüben-, Gemüse- und Kartoffelfelder, die liegen oft über'n Winter brach....wenn keine Zwischensaat eingebracht ist. Habe gelesen, daß es in Holland noch schlimmer ist. Die bauen ja viel Mais an, zum Vergasen oder als Futter für die Schweine- und Rinder-Konzentrationslager. Da muß wegen der enormen Erosionsprobleme sofort nach der Ernte Zwischensaat eingebracht werden, gibt's extra ein Gesetz für. Die Steinesammler dort stellen dann Anträge beim Amt, daß sie mal 14 Tage über'n Acker huschen dürfen. Mein Opa sagte immer: "Leute kauft Kämme, es kommen lausige Zeiten!"

In diesem Sinne
RP
Der Irrtum strömt, die Wahrheit sickert

Khamsin

Salaam!

Es war ja nur eine Frage der Zeit, wann RP auf ein solches Stück treffen würde! Warum?
Nun, Ihr habt´s ja mittlerweile alle mitbekommen: Der Mann ist nachgerade auf MK abonniert.
Das Material erinnert tatsächlich an Kieselschiefer - wieder mal auf den ersten Blick.

Auf den zweiten und unter Berücksichtigung der - sagen wir einmal nonchalanten - Formgebung, mit anderen Worten des gesamten Gepräges (wie es so schön in vornehmlich frühen archäologischen Arbeiten heisst), dürfte es sich mit grosser Wahrscheinlichkeit um eine der für die MK so typischen Beilklingen aus einem Tonschiefergeröll handeln. Dafür sprechen auch die Rindenreste. Derartige Gerölle sind bekannt aus dem deutsch-luxemburgischen Grenzfluss Sauer bei Echternach.

Die MK-Jungs sind im Sommer auf die trockengefallenen Schotterbänke (hab ich auch mal gemacht, ist wirklich sehr spannend!) getigert und haben sich dann flachovale, handliche, vor allem aber von der Natur schon weitestgehend in Form von Beilklingen "zugerichtete" Gerölle gesammelt.
Ein wenig gepickt, ein wenig retuschiert (selten), dann an der breiteren Schmalseite eine Schneide retuschiert (oder auch nicht) und flugs geschliffen. Voilà, fertig ist die Beilklinge.

Farbe, Bruch und die von RP dankenswerterweise konstatierte relativ geringe Härte tragen ihr Übriges bei zu meiner Ansprache.

@RP: Schau mal bei Fiedler auf den Tafeln zu Urmitz. Da sollte auch das eine oder andere Vergleichsstück abgebildet sein.

Wie immer eine Freude! Beste Empfehlung KIS
"For an impossible situation - choose a crazy remedy!"

McSchuerf

Hallo ..  :-)

Amphibolith sieht auch anders aus, Hauptgemengteile wären dann auch Feldspat (meist erkennbar), Hornblende und Antophyllit; Nebengemengteile wären dann meist Epidot, Ilmenit, Magnetit, Quarz und Zoisit.

Ich spreche mich zu gezeigtem Foto für "Grauen Tonstein" aus. Es handelt sich um ein Sedimentgestein. Ein Tonschiefergeröll wäre aber auch möglich. Ich bin aber auch nicht der Petrologie-Experte. :smoke:

Gruß Peter.. :winke:

rolfpeter

Danke Jungs!

Okay, dann wird es ein Tonschiefer sein. Aber ein ziemlich harter isses. Ich hatte schon mal eine Beilklinge aus Tonschiefer gefunden, da Zeugs kam mir weicher vor.
Die Schieferung sieht man deutlich an der Bruchstelle.
Ich habe heute wirklich mal einen Kieselschiefer zertrümmert, der Bruch schaut anders aus.

Beste Grüße
RP
Der Irrtum strömt, die Wahrheit sickert

Der Wikinger


Schöner Fund, RP !!

Glückwunsch.  :winke: