Eine sehr schiefe Pfeilschneide

Begonnen von thovalo, 21. Oktober 2024, 17:45:42

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thovalo




Moin!

Pfeilschneiden sind im Landesteil Nordrhein seltene Einzelfunde. Es gibt rechtsrheinisch allerdings eine Kleinregion in der sie entlang eines kurzen Streifens des Rheinlaufs häufiger vorkommen und auf einem Platz entlang des Streifens sind sie gleichauf mit den Pfeilspitzen mit etwas mehr als 350 Exemplaren vertreten.

Dort fand sich gestern dieses extrem schief gearbeitete Exemplar aus Schotterfeuerstein.



Länge 25 mm
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

thovalo



Die Pfeilschneide ist aus einem in der Kerbbruchtechnik gearbeiteten Klingensegment gefertigt worden. Einkerbung und Bruch habe ich verucht auf diesem Bild "einzufangen".
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

thovalo



Hier einmal drei Pfeilschneiden desselben Fundplatzes, Meist sid die Ecken der Schneiden verloren gegangen.
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

thovalo



Drei Parzellen weier fanden sich auch sehr zahlreiche Pfeilschneiden und darunter gleichfalls ein Exemplar mit sehr schief stehender Schneide, die auch die Stufung zum Kerbbruch aufweist.

Hier rechts im Bild
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

thovalo



Quer ausgerichtet erinnern die beide Stücke an mesolithische Trapezspitzen.




lG Thomas
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

Steinkopf

Moin Thomas,

hier war wohl ein Pragmatiker am Werk.
Schön auch die Varianz mit den begleitenden Projektilspitzen zu sehen.
Das Spektrum bei Pfeilschneiden ist recht weit.

LG
Jan

thovalo

Zitat von: Steinkopf in 21. Oktober 2024, 19:13:15Moin Thomas,

hier war wohl ein Pragmatiker am Werk.
Schön auch die Varianz mit den begleitenden Projektilspitzen zu sehen.
Das Spektrum bei Pfeilschneiden ist recht weit.

LG
Jan


Ja, das Spektrum ist erstaunlich weit, wie ich das auch im skandinaischen Raum sehen kann.


Der Fundplatz ist der einzige auf dem sie regelmäßig mit vorkommen. Deshalb gibt es in NRW bislang keine dirketen Vergleichsmöglichkeiten.

Aber was noch nicht ist kann ja noch werden!


lG Thomas  :winke:
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

Steinkopf

Es ist durch den Mittelgrat die Tradition zu sehen,
das die Grundfom immer (noch) die Klinge ist.
Im Norden treten zum Neolithikum zunehmend Pfeilschneiden
aus Abschlägen auf.

LG
Jan

thovalo

Zitat von: Steinkopf in 21. Oktober 2024, 20:58:04Es ist durch den Mittelgrat die Tradition zu sehen,
das die Grundfom immer (noch) die Klinge ist.
Im Norden treten zum Neolithikum zunehmend Pfeilschneiden
aus Abschlägen auf.

LG
Jan


Danke für Deinen Hinweis!  :winke:


Am Niederrhein, aber auch im Rheinland gab es bislang nur ganz vereinzelt Pfeilschneiden. Während im Mesolithikum die genutzten Klingen für trapezoide Mikrolithen im Verhältnis der Proportionen fast immer lang-schmal und an beiden Enden unterschiedlich schräg anretuschiert worden sind, verschwinden sie aus dem Gebrauch mit Einsetzten des Neolithikums.

Einzelstücke wurden mal dem älterne Neolithikum und der Rössener kultur zugeschrieben, aber da sind die Fundzhusammenhänge meist nicht klar zu verfolgen.

Dann kam vor fat zwanzig Jahren der Platz an einem Rheinübergang dazu. Der überliefert nun fast ausgewogen die selbe Anzahl von Pfeilscneiden gegenüber Pfeilspitzen. Insgesamt etwas 350 Belege für den jeweilige Typ, wobei die Pfeilspitzen typologisch über fast viertausend Jahre hinweg aufgeteilit sind, die Pfeilschneiden aber alle aus einer Zeitschiene stammen.

Die auf dem ca. 20 Hektar umfassenden Gesamtfundareal auftretenden Pfeilschneiden bestehen überwiegend aus Schotterfeuerstein, mal aus hellgrau-Belgischen und Rijckholtfeuerstein und einmal sogar aus einem Beilabschlag. Das ist eine Materialkombination die hier für das späte Neolithikum charakteristisch ist. Dazu kommen enrom viele Minitaturkratzer unter "Daumnagelgröße", ausgesplitterte Stück, das regelrechte Recycling von Beilklingen aus diesen Feuersteinvarietäten und eine eränzende Einbeziehung der Nutzung von Masseifeuerstein.

Die extrem große Sammlung liegt bis heute unbearbeitet in einem Depot des Landesmuseums Bonn. Kein Student hatte bislang Interesse daran die bereits bestehende Grosammlung detailliert aufzunehmen, wie das leider überall der Fall ist. Dsa mach einfach "zu viel" Arbeit.

Das macht die Insellage des hier bestehenden Vorkommens allerdings noch interessanter. Und tatsächlich bestehen fast alle Pfeilschneiden aus Klingensegmenten. Aufgrund der isolierte Lange muss der Einfluß durch kulturellen Austausch oder Zuwanderung im 4. oder 3. Jht. v. Chr. an den Ort gelangt sein.


lG Thomas  :winke:

Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.