Ein Stück Mahlstein aus Eschweiler Kohlensandstein (EKS)

Begonnen von thovalo, 28. März 2018, 23:28:14

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thovalo



Hallo zusammen!  :-)


Am Montag fand sich bei einer Prospektion am rechten Niederrhein auf einem zentralen neolithischen Fundgelände dieses Fragment eines Mahlsteins aus Eschweiler Kohlensandstein (EKS). Dieses spezifische Gestein wurde im Neolithikum aus der linksrheinischen Region um Eschweiler und Stolberg zur Verwendung für Schiebemühlen weit überregeional ausgetauscht.


Auf dem Fundgelände finden sich bei jeder Begeghung zahlreiche Trümmer dieser Gesteinvarietät die aus dem Raum um Eschweiler und Stolberg über den Rheinlauf hinweg an den neolithischen Zentralort geschafft werden musste. In einer Zeit ohne Rad und Wagen, fehlender ausgebauter Strassen und Wegführungen, einer fehlenden Beschilderung zur räumlichen Orientierung wo welcher Ort liegt und zu finden ist, handelt es sich um eine sehr beachtliche Transpotleistung, denn die Beförderung gewichtiger Mahlsteine war sicher eine andere Besanspruchung von Energieaufwendung, als etwa der Austausch von deutlich kleineren und leichtgewichtigeren Feuersteingrundformen die zu Tausenden aus Frankreich, Belgien und aus den Niederlanden den Platz erreicht haben.

Das Fragment ist mit der erhaltene Teilpartie der Mahlfläche nach oben ausgerichtet und zeigt die charakteristische Zusammensetzung des Konglomerats in diesem Fall mit vergleichsweise große Quarzeinlagerungen im Gefüge. Ein weiteres charakteristisches Merkmal ist an diesem Stück das eingelagerte Stück(chen) Steinkohle. :glotz: Das Kohlestückchen sitzt auf dem ersten Bild fast in der Mitte des oberen geraden Kantenverlaufs der Mahlfläche.


lG Thomas  :winke:
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

thovalo

#1


Ergänzend noch ein Beitrag aus der Fachliteratur:


"Eschweiler Kohlensandstein

Der Eschweiler Kohlensandstein (EKS) ist das typische Material für Mahlsteine des Altneolithikums im Rheinland. Das Vorkommen liegt in der Gegend um Eschweiler und Stolberg und entstammt dem oberen Karbon. Die Schichten bestehen aus Tonstein, Konglomeraten und Sandstein verschiedener Ausprägung. Zu Mahlsteinen wurde der im Vergleich zu den anderen Varianten sehr harte und hoch widerstandsfähige quarzitisch gebundene Sandstein verwendet. Das Gestein kommt in Schichtdicken von einem bis zu mehreren Metern Mächtigkeit vor. Die Größe der gebundenen rundlichen Quarzkörner liegt zwischen 0,2mm und 0,63mm. Der Gehalt an Siliziumdioxyd bewegt sich zwischen 92% und 98%. Seine Farbe reicht von weißlichen zu hellgrauen, gelegentlich auch zu beigen Tönen. Dunkelgraue Färbung, hervorgerufen durch eingebette Kohle, ist selten. Ziemlich charakteristich für den quarzitischen Sandstein ist die starke Zerklüftung in Brocken von etwa 50cm Größe. Aus diesem Grund konnte das Gestein bereits zu prähistorischen Zeiten gewonnen werden."
"

aus: Weiner J., Schalich J.(2006): On Potential Bandkeramik Millstone Quarries In The Rhineland. In: Stone Age - Mining Age - Der Anschnitt, Beiheft 19, 2006


Bei dem hier gezeigten Fundbeleg ist das größte gerundete Quarz"korn" 16 mm groß und da es bei der Zertrümmerung des Mahlsteins gebrochen ist, war es ursprünglich eher noch um die 20 mm groß. Ein sehr grobkörniges Gefüge dieser besonderen und an den Fundplatz über 91 km Entfernung hinweg eingeführten Gesteinvarietät.

Da das Fundgelände erst im Verlauf des mittleren Neolithikums erschlossen wurde, kontinuierlich besiedelt wurde und in der Zeit der Michelsberger Kultur zu dem Zentralort des Güteraustauschs in die Hellwegzone wurde, muss wohl der Abbau wie auch die Distribution dieser spezifischen Gesteinvarietät noch weit über die Zeit des älteren Neolithikums hinaus weiter geführt worden sein. Gerade die Michelsberger Kultur zeichnete sich durch intensive Bergbautätigkeiten, eine enorme überregionale Vernetzung und besondere Transportleistungen beim Austausch weithin nachgefragter Güter aus.


lG Thomas   :winke:
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

Nanoflitter

Das Zeug hatte ich hier im Rhein-Main-Gebiet noch nicht. Aber anderen groben Sandstein. Hab aber auch hier keine Michelsberger. In der Nachbargemarkung gibts aber eine grosse Michelsberger Wallanlage. Die ist aber bewaldet. Gruss..