eine neue Sichelklinge aus Quarzit

Begonnen von Furchenhäschen, 04. Februar 2024, 13:01:46

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Furchenhäschen

Hallo,
gestern Nachmittag beging ich noch eine größere mesolithische Jagdstation. Diese Plätze wurden  hin und wieder auch während des Neolithikums und der Bronzezeit aufgesucht um im Feuchtgebiet Schilf zu ernten. Hin und wieder gingen dann die Werkzeuge zum Schilf schneiden verloren.
Dieses mal fand ich eine 14cm lange Sichelklinge aus Quarzit auf der keinerlei Gebrauchsglanz erkennbar ist. Aus Quarzit fand ich derartiges bislang noch nicht! Materialbedingt wirkt es dadurch auf den ersten Blick direkt Älter.

Grüße
Peter

Schuhnagel 2

Mein Glückwunsch zu dem Fund! Quarzite sind wohl leicht zu übersehen, weil sie sich in Farbe und Oberflächenstruktur kaum von anderem Felsgestein abheben.  Sieht das nicht nach Hitzebehandlung aus?

Viele Grüsse

Ulrich



RockandRole

Hallo Peter,

ich durfte das tolle Teil ja gestern schon bestaunen. Quarzit hatte ich ja auch vermutet. Könnte es sich nicht auch um einen gröberen Hornstein handeln? Mich erinnert das Material an ein Stückchen, welches ich vor ein paar Jahren finden durfte. Da glänzt nix, also vermute ich mal einen schlechten Hornstein.

Das 2. Fragment ist es  :glotz:
https://sucherforum.de/steinartefakte/fein-beidseitig-bearbeitet-aus-plattenhornstein/msg514762/#msg514762

Liebe Grüße Daniel
gefährliches Drittelwissen

Furchenhäschen

#3
Hallo Ulrich, Hallo Daniel,

danke!
Hitzebehandelt habe ich bis dato nicht erwägt aber jetzt noch mal dahingehend angesehen, ich glaube eher nicht.

Ja, mit dem Material bin ich mir noch nicht recht schlüssig.
Wie kann man nur so einen miesen Hornstein verwenden in einer Gegend wo der Hornstein nahezu ansteht. :zwinker:
Danke nochmal für den Link Daniel, bei den darin enthaltenen Fotos und den gezeigten Stücken hätte ich jetzt was die Materialfrage anbelangt keine Zweifel.
Ich habe jetzt mal einige Fotos einem bekannten Archäologen gesendet, bin gespannt was er zur Materialfrage meint.
Ich persönlich tendiere immer noch eher zu Quarzit, kann mich aber auch irren.

Grüße Peter




thovalo



Hallo Peter!


Da wir ja nur über Bilder kommunizieren, wäre ich bei diesem Fundbeleg gleichfalls eindeutig bei einem Quarzit. Dazu passt dann auch das braunrötliche Farbspektrum des Materials.

Die Form als Sichelklinge anszusprechen finde ich gleichfalls sehr authentisch nachzuvollziehen. Auf den ersten Blick und ihne etwa dazu gelesen zu haben dachte ich erst an eine nicht fertiggestellte Blattspitze, da wir im Rheinland keine Sicheleinsätze diesen Tps haben. Aber mit Deiner Ansporache geht das Stück in Allem konform.


lG Thomas  :winke: 
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

Schuhnagel 2

>>Wie kann man nur so einen miesen Hornstein verwenden in einer Gegend wo der Hornstein nahezu ansteht.<<

Je nach Arbeit kann die Körnigkeit ein Vorteil sein.

Hier Ölquarzit gegen Fichtenholz.

Viele Grüsse

Ulrich

hargo

Interessanter Vergleich  :glotz:   :glotz:

Zitat von: Schuhnagel 2 in 04. Februar 2024, 18:15:20...
Je nach Arbeit kann die Körnigkeit ein Vorteil sein.
Hier Ölquarzit gegen Fichtenholz.
...

Läßt sich das vertiefen?

mfg

Schuhnagel 2

Zitat von: hargo in 04. Februar 2024, 23:18:26Interessanter Vergleich  :glotz:   :glotz:

Läßt sich das vertiefen?

mfg

Das hat seine Grenzen. Wenn`s klemmt, muss man eine feinere Klinge nehmen.
Auch Schilf schneiden geht vielleicht besser mit einer feinen Quarzitsäge als mit einem stumpfen Silexmesser?

Viele Grüsse

Ulrich

Danske

Hallo Peter,

ein sehr interessantes und ungewöhnliches Fundstück.

Beim Material bin ich auch bei Quarzit, zumindest bei den Fotos der Seiten. Bei den Ansichten der Lateralen komme ich ein wenig ins Wanken mit leichter Tendenz zu Hornstein.

Bei Quarzit denkt man zwangsläufig an ein höheres Alter des Stücks. Warum sollte jemand im Neolithikum oder in der Bronzezeit ein schneidendes Werkzeug aus Quarzit verwenden, wenn qualitätsvoller Hornstein quasi vor der Türe ansteht und  Feuerstein weit gehandelt wird?

Bin auch gespannt auf die fachliche Ansprache.

LG
Holger
Et nunc reges intelligite, erudimini, qui judicatis terram.

Furchenhäschen

Zitat von: Schuhnagel 2 in 05. Februar 2024, 08:35:09Das hat seine Grenzen. Wenn`s klemmt, muss man eine feinere Klinge nehmen.
Auch Schilf schneiden geht vielleicht besser mit einer feinen Quarzitsäge als mit einem stumpfen Silexmesser?

Viele Grüsse

Ulrich

Hallo Ulrich,

nachweislich werden verhältnismäßig häufig in ehemaligen Feuchtgebieten diese grobgezähnten Sicheleinsätze gefunden, damit wird das Schilf mehr oder weniger grob gerissen. (siehe Link)
 https://sucherforum.de/steinartefakte/extrem-stark-gezahnte-sicheleinsatze-sagezahnartige-ausfuhrung/msg303796/#msg303796
Grüße Peter

Furchenhäschen

Zitat von: Danske in 05. Februar 2024, 16:46:39Hallo Peter,

ein sehr interessantes und ungewöhnliches Fundstück.

Beim Material bin ich auch bei Quarzit, zumindest bei den Fotos der Seiten. Bei den Ansichten der Lateralen komme ich ein wenig ins Wanken mit leichter Tendenz zu Hornstein.

Bei Quarzit denkt man zwangsläufig an ein höheres Alter des Stücks. Warum sollte jemand im Neolithikum oder in der Bronzezeit ein schneidendes Werkzeug aus Quarzit verwenden, wenn qualitätsvoller Hornstein quasi vor der Türe ansteht und  Feuerstein weit gehandelt wird?

Bin auch gespannt auf die fachliche Ansprache.

LG
Holger

Hallo Holger,
Danke,
weniger qualitätvolles Ausgangsmaterial lässt sich gerade bei Werkzeugen die in der Bronzezeit hergestellt wurden öfter beobachten. Entweder ging das Wissen um entsprechende Steinqualitäten langsam verloren oder aber es wurde auf Material und Ausführung nicht mehr recht viel Wert gelegt, da ja schon Metall zur Verfügung stand.
Ja, das Material ist schwere Kost, ich schwanke ja auch a bisserl, hin und her, bin mir immer noch nicht so recht sicher.
Mitte Februar wird das Stück nochmal vom Facharchäologen unter die Lupe genommen, dann weiß ich mehr.

Grüße Peter

Steinkopf

Moin Peter, Moin in die Runde,

Die Grundform dieses bemerkenswerten Funstücks wurde mit Quarzit angegeben.
In diesem Fall meine ich eine Variante mit Platten / Schichten aufgebaut zu sehen.
Die formgebenden Retuschen sind bemerkenswert auf die Fläche übergreifend gelungen.
Diese Bahnen enden etwas weniger abgerundet als es bei Flint etc. gelingt.
Wurde diese Grundform vielleicht schon so gerade als Platte aufgefunden?

Auf jeden Fall eine interessantes Werkzeug.

LG
Jan

Furchenhäschen

Hallo Jan,

die Materialfrage hängt noch in der Schwebe, wie gesagt Mitte Februar weiß ich dahingehend mehr.
Jedenfalls ist mir was die Hornsteinvarietäten in meinem Begehungsgebiet anbelangt das meiste wohl bekannt. Jedenfalls ist mir dieses Material in über 50 Jahren noch nicht untergekommen.
Platten/Schichten sehe ich nicht, 2 scharfe Kanten in der Fläche Foto2232 sind wohl während der Zurichtung entständen.
eine schon formgebende Grundform sehe ich in dem Stein jetzt nicht.
Viele Grüße Peter

Robert

Servus Peter, da hast du wieder mal ein Schmuckstück gefunden.
Meiner meinung nach im erdverkrusteten Zustand schwer zu erkennen :super:  :super:  :super:

Grüße
Robert
wer alles weiß, bekommt keine Überraschung mehr

Furchenhäschen

#14
Zitat von: Robert in 08. Februar 2024, 19:41:31Servus Peter, da hast du wieder mal ein Schmuckstück gefunden.
Meiner meinung nach im erdverkrusteten Zustand schwer zu erkennen :super:  :super:  :super:

Grüße
Robert

Servus Robert,
richtig, war gerade noch erkennbar, die Tarnfarbe war perfekt aber ich habe bei meinen Begehungen im Mesolithikum stets eine besondere Brille auf der Nase! (kein Scherz) ohne wäre ich verloren.

Grüße Peter

Herlitz

Zitat von: Furchenhäschen in 08. Februar 2024, 19:47:49Servus Robert,
richtig, war gerade noch erkennbar, die Tarnfarbe war perfekt aber ich habe bei meinen Begehungen im Mesolithikum stets eine besondere Brille auf der Nase! (kein Scherz) ohne wäre ich verloren.

Grüße Peter

Was ist das für eine Brille? Die wollen wir auch! Mesolithikum entdeckt man ja wirklich nur selten.  :dumdidum:

Furchenhäschen

Zitat von: Herlitz in 09. Februar 2024, 09:13:39Was ist das für eine Brille? Die wollen wir auch! Mesolithikum entdeckt man ja wirklich nur selten.  :dumdidum:

 :-) Das glaube ich.
Damit handelt es sich um eine ausgediente Lesebrille, die reicht mittlerweile von nicht ganz 189cm bis auf den Ackerboden und zeichnet recht scharf, ein Abgleich Lesebrille/Fernsichtbrille favorisierte eindeutig die ausgediente Lesebrille.

Grüße Peter

Furchenhäschen

#17
Servus,
heute erfolgte die fachliche Ansprache des Artefakts.
Es handelt sich von der Machart her wohl um eine Sichelklinge ohne Gebrauchsglanz aus Jurahornstein.
Der Jurahornstein ist von äußerst schlechter Qualität, dahingehend täuschte ich mich schon mal, ich war Eingangs bei Quarzit.
Zeitlich wird das Stück in Bayern wohl in die Bronzezeit einzuordnen sein.
Anbei habe ich noch ein paar bessere Streiflichtfotos erstellt, damit lässt sich die Bearbeitung durch leichten Schattenfall deutlich besser darstellen.

Grüße Peter

hargo

Servus,

die Ansprache als Sichelklinge ohne Sichelglanz (!) wäre hier (im Rheinland) fachlich, wahrscheinlich nicht möglich.
Weiß es aber nicht. Dafür bin ich zuweit davon weg.

mfg

Kelten111

Hallo Peter :winke:
Tolles Stück wie schon gesagt .
Ich glaubte ja auch an Quarzit ....
Wieder einmal zeigt sich dass Fotos oft nicht gut genug zur Beurteilung reichen .
Mfg Fredi