Ein kleiner mesolithischer Kernstein mit sekundären Gebrauchsspuren als Kratzer

Begonnen von thovalo, 28. September 2021, 11:21:44

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thovalo


Guten Tag!

Der hier gezeigte Kernstein aus baltischen Feuerstein wurde bis auf eine Partie der natürlichen Oberfläche rundum abgebaut, auch auf der Schlagfläche. In sekundären Gebrauch wurde er auf einer Seite zudem als Kratzer verwendet. Er stammt von einem spätpaläolithisch und mesolithisch belegten Fundplatz auf einem spätglazialen Dünenrücken zwischen Rhein und Ruhr.


liebe Grüße

Thomas   :winke:

Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

steinwanderer

Moin Thomas.
ich bin auch der Meinung, das der Kernstein aus dem Mesolithikum stammt.
Die Kratzerretusche ist eindeutig.
Gruß Klaus
Lewer duad üs Slav

hargo


thovalo

Zitat von: hargo in 29. September 2021, 00:48:39
Moin,

woran machst du baltischen Feuerstein fest?

mfg


Im hiesigen Mesolithikum wurde nur gelegentlich auf den langen Wanderungen Flint aus der Maasregion eingeführt. Im Wesentlichen bediente man sich hier aus den Ablagerungen nordischen Feuersteins im Nachbarort. An dem Stück ist noch ein Rest der natürlichen Oberfläche erhalten geblieben sowie die Färbung und innere Textur des Feuersteins gehört zu den in den nahen Ablagerungen vertretenen nordischen Flintvarietäten.


lG Thomas  :winke:
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

hargo

Die verbliebene Kortex ist sehr dünn.
Das könnte ein Indiz für den Gletschertransport sein.
Aber ich bin nicht überzeugt.

mfg

thovalo

Zitat von: hargo in 30. September 2021, 02:05:09
Die verbliebene Kortex ist sehr dünn.
Das könnte ein Indiz für den Gletschertransport sein.
Aber ich bin nicht überzeugt.

mfg


Da kann ich sowohl auf meine regionalen wie auch überregionalen Erfahrungen zurückgreifen. Das Stück kommt aus glazialen Geschiebe, wahrscheinlich aus dem Streubereich des Düsseldorfer Lobus der bis auf der erodierenden Mittelterrasse des Rheinlaus hinunter erodiert ist.

Leider haben meine Eltern einen kopfgroßen Beleg mit Loch dieser dunklen Varietät zu einem Springbrunnen für ihren Teich umfunktioniert.


liebe Grüße

Thomas
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

hargo

Regionale Erfahrung im Bereich der Endmoränen bei Düsseldorf sticht Skepsis.
Auch wenn unsere Suchgebiete gar nicht so weit voneinander entfernt sind.
Nur ca. 20-30 km weiter südlich, brachte man alle möglichen Materialien (z.B. Schotterfeuerstein) aus der Maasregion mit.

mfg

thovalo

Zitat von: hargo in 01. Oktober 2021, 00:24:47
Regionale Erfahrung im Bereich der Endmoränen bei Düsseldorf sticht Skepsis.
Auch wenn unsere Suchgebiete gar nicht so weit voneinander entfernt sind.
Nur ca. 20-30 km weiter südlich, brachten man alle möglichen Materialien (z.B. Schotterfeuerstein) aus der Maasregion mit.

mfg


Im Mesolithikum?

Bislang haben hier die älteren Fundplätze darauf hingewiesen, dass die Menschen aus dem Norden und Nord-Osten an den Rhein gekommen sind. Danach haben sie ihn vielleicht überquert und sind in Richtung der linksrheinischen Schotterfeuersteinvorkommen und den maasländischen Feuersteinvarietäten weiter gewandert.

Aber bislang blieben hier die Fundplätze ab dem Mesolithikum und älter frei von westlichen Feuersteineinträgen.


lG Thomas  :winke:
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

Robert

wer alles weiß, bekommt keine Überraschung mehr

Danske

Ein schöner Beleg für einen sekundären Gebrauch. :super: Die abgebauten Kerne bieten sich als Kratzer geradezu an.

Ein "Nachkomme" der Kielkratzer des älteren JP :zwinker:

LG
Holger
Et nunc reges intelligite, erudimini, qui judicatis terram.

hargo

Zitat von: thovalo in 01. Oktober 2021, 10:34:27

Im Mesolithikum?

Bislang haben hier die älteren Fundplätze darauf hingewiesen, dass die Menschen aus dem Norden und Nord-Osten an den Rhein gekommen sind. Danach haben sie ihn vielleicht überquert und sind in Richtung der linksrheinischen Schotterfeuersteinvorkommen und den maasländischen Feuersteinvarietäten weiter gewandert.

Aber bislang blieben hier die Fundplätze ab dem Mesolithikum und älter frei von westlichen Feuersteineinträgen.


lG Thomas  :winke:

Aus dem Norden und Nordosten. Aha!
Ich nehme das zur Kenntnis.
Aber schau dir das in den nächsten Jahren nochmal genauer an.

mfg

thovalo

Zitat von: hargo in 02. Oktober 2021, 00:14:18
Aus dem Norden und Nordosten. Aha!
Ich nehme das zur Kenntnis.
Aber schau dir das in den nächsten Jahren nochmal genauer an.

mfg


Welche Mutmaßung hast DU?

Ich kanne aus dem Westen keine vergleichbare Flintvarietät. Amähnlichsten käme noch halbwegs der "hellgrau-Belgische" Feuerstein aber auch da sind die Unterschiede einfach zu deutlich.

lG Thomas   :winke:
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.