Ein großer Abschlagkratzer aus gemaserten Rijkholtsilex vom rechten Niederrhein

Begonnen von thovalo, 12. März 2011, 20:06:35

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thovalo

 :-D

Wenn man sich mal die Aussicht in die Niederrheinische Landschaft hier ansieht und dann die Fundansicht auf eben dieser Ackerfläche aus meiner Augenhöhe ..........   dann ist vielleicht die Relation von Aufwand und Freude am Fund näher nach zu vollziehen!

                                                                                                                                                                    :hilfe3:
Der Fund repräsentiert ein beachtliches Belegstück der grau gemaserten Silexvarietät "Rijkholt". Die Lagerstätte liegt über (!) 130 Kilometer realer Wegstrecke entfernt. Der Abschlag trägt noch einen Kortexrest und stammt von einem Kernstein zur Produktion unregelmäßiger Abschläge und ist wohl erst hier auf dem Fundplatz geschlagen worden.

Die Verarbeitung ausgetauschter Rohgesteinknollen in so weiter Entfernung zur Lagerstätte ist höchst bemerkenswert. Vom Fundpunkt liegt inzwischen auch eine erste Anpassung von Abschlägen einer als Kernstein abgebauten Rohgesteinknolle aus Rijkholtfeuerstein vor!

Der Platz repräsentiert möglicherweise einen weit überregional wirksamen Zentralort der mit zur Verbreitung von Silexgrundformen in Richtung Osten, bis in die Soester Börde hinein, beigetragen haben kann. Für eine besondere Stellung sprechen zudem der Beleg einer "Prunkbeilklinge" aus Jadeit, Muschelschalen aus der Mittelmeerregion und hunderte Beilklingenbelege aus Silex aus allen Himmelsrichtungen der westeuropäischen neolithischen Welt!


Die Länge des Abschlagkratzers beträgt 6.5 cm


LG  thomas     :winke:



auf dem letzten Bild ein verbrannter Silexbeleg mit feinem Craquellée in der Fundsituation
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

Fischkopp

Hallo Thomas,
ich möchte deine Freude ja nicht schmälern aber auf deinem ersten Bild sieht man ja noch die Grenzen des Ackers.
Hübscher kleiner Acker.
Komm mal zu uns in den Norden, hier reicht der Acker manchmal bis zum Horizont  :irre:
Spaß beiseite sehr schöne Funde.

LG Hannes

thovalo

Naja, rechts und links und hinter mir geht´s ähnlich, nur schon etwas "grüner" weiter, aber ich weiss, das es wo anders auch noch deutlich "dicker" kommen kann!  

Und wenn ich mal da bin komme ich gern vorbei ......   :winke:

:zwinker:


Ein paar Bilder des gesäuberten Kratzers, der im Bereich der "Kratzerstirn" einige Macken abbekommen hat.   :glotz:

So waht!     :winke:
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

steinwanderer

Moin Thomas,
diese Weite ist ja wie in Nordfriesland. Ist es überall so eben dort ? In so einem Gebiet würde ich niemals suchen gehen oder ist in der Nähe der Siedlungshügel.
Gruß Klaus
Lewer duad üs Slav

thovalo

Das IST der Siedlungshügel, mitten oben drauf  .......  :-D


........  satellitengestützt durch die UNI Bonn eingemessen: heute noch 2 m Höhe ......   :super:



Punkteingemessen wäre die ganze Oberfläche dicht gespickt mit den Funden aus den vergangenen knapp 7 Jahren seit der Entdeckung!  :-D
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

steinwanderer

Da ist ja nicht viel Hügel zu sehen oder läuft er weiter aus. Wieviel  Meter im Durchmesser hat Er?
Lewer duad üs Slav

thovalo

Zitat von: steinwanderer in 12. März 2011, 22:13:27
Da ist ja nicht viel Hügel zu sehen oder läuft er weiter aus. Wieviel  Meter im Durchmesser hat Er?

Heute sind das noch 150 Meter Durchmesser. Er muss ursprünglich erheblich höher und großflächiger gewesen sein und ist durch Erosion und Landwirtschaft nur noch als erodierter Rest erhalten. Zur Erosion trägt ja selbst die auf den Bildern erkennbare aktuelle Bearbeitungsweise bei.
Durch das Abregnen wird immer mehr Material in die Flächen hinein abgetragen. Die Fundmengen im nord-westlich und nördlich unmittelbar  an den Hügel anschließenden Gelände, sind für einen Rheinischen Fundplatz gleichfalls weit überdurchschnittlich hoch.

Irgendeine Besonderheit, ob geologisch oder antropogen verursacht, muss es am südlichen Ende gegeben haben. Neben Rheinkies der üblich Größe in allerdings ungewohnt hoher Menge, finden sich hier immer wieder große plattig ausgebildete Steine und Gerölle konzentriert, wie sie so sonst nirgend an die Oberfläche treten.    :kopfkratz:

:winke:

Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

steinwanderer

Lewer duad üs Slav

queque

Ein Klassiker! Bei den Witterungsverhältnissen und dem kaum abgeregneten Zustand der Äcker sind es anscheindend in erster Linie diese "Brummer", die einem ins Auge fallen.
Viele Grüße
Bastl

thovalo

Aktuell finden wir ja sozusagen "synchron"!   :zwinker:

http://www.sucherforum.de/index.php/topic,48281.0.html


Ich würd´ Dir ja gern bald mal den Fundplatz bei Bornheim dedizieren !
Übernächstes Wochenende ?

Sonst hier "Neandertaler" oder eben wieder der Siedlungshügel!
Der muss aber noch ordentlich "reifen"!!!!!!!


:winke:

Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.