Beilklingenabschläge und Bruchstücke von Beilklingen als Rohmaterialressource

Begonnen von thovalo, 02. November 2014, 21:03:21

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thovalo



Bei der letzten Begehung des immer selben, etw 100-150 qm großen Fundplatzes auf dem  Fundgelände am rechten Niederrhein fanden sich acht weitere Beilklingenabschläge aus Feuerstein. Insgesamt kamen bei den letzten Begehungen 32 Belegstücke mit Schliff aus Feuerstein aus allen Himmelsrichtungen zusammen: Rijckholtfeuerstein, Lousbergfeuerstein, Valkenburgfeuerstein, sonstige Feuersteinvarietäten aus der Maasregion und "baltischer Feuerstein". Etliche Stücke mit Schliff zeigen Ansätze der begonnenen sekundären Zurichtung als Kratzer oder Pfeilspitze die dann "schief gelaufen sind. Daher wird auch mit einem gewissen Prozentsatz in den Austausch oder Gebrauch gegangener sekundär zugerichteter Abschläge von Feuersteinbeilklingen zu rechnen sein.

Da am Platz auch Trümmer von Schleifwannen aus Quarzit vorhanden sind, handelt es sich wohl nicht um eine Zerlegung von Beilklingen in viel späterer Zeit als der Zeit der Entstehung und des Gebrauchs der Beilklingen. Vielmehr scheinen im Gebrauch zu Bruch gegangene Hiebgeräteeinsätze an der Stelle zentral gesammelt worden zu sein. Bei den bestehenden Berechnungen von etwa sechs Beilklingen je Haushaltung je Generation liegen hier Beilklingen einer ganzen Siedlungsgemeinschaft mit mehreren Hofesstellen über viele Generationen hinweg allein in Trümmern vor. Es ist dies auch nur eine von drei zentralen Stellen im Gelände an denen Überreste zerlegter oder vollkommen verbrannter Beilklingen in enorm hohen Mengen auftreten.


Die letzen Begehungen ergaben 32 Überreste von Beilklingen aus Feuerstein, die aufgrund markanter Merkmale Silices verschiedener Herkunft und aufgrund von Format und Textur auch mehreren Beilklingen gleicher Materialherkunft zugerechnet werden können. Hier dürften insgesamt die Überreste von mehr als einhundert Beilklingen vertreten sein. Insgesamt sind es mehrere hundert Belege beschliffener Silices allein dieser einen Stelle, darunter auch größere Belege von Nackenpartien, medialen Fragmenten und Schneidenpartien.

Das spricht für ungemein reiche Materialbezüge und besondere Fernbeziehung der hier lebenden neolithischen Gemeinschaft, wobei die Materialressourcen sorgsam gehütet und verwertet worden sind.

lG Thomas  :winke:


1. Gesamtübersicht der neu aufgelesenen Beilklingenfragmente mit Schliffpartien

2. zwei Beilnacken aus Neufunden nebeneinander

3. Das Nackenfragment einer kleinen und sehr fein vorretuschierten Beilklinge aus Feuerstein der Varietät "Rijckholt"
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

thovalo

Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

thovalo


    :-)

Diese Silexvarietät ist nicht näher bekannt.
Sicher nicht Rijckholt, sicher Maasgebiet.
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

thovalo

Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

Nanoflitter

Bei der Menge der Fundstücke trägst du ja schon maßgeblich zur Bodenerosion bei... :-D
Danke für die Bilder und die ausführlichen Erläuterungen :super:,
das Bild von dem Valkenburg-Teil ist recht interessant, fast wie Quarzit.. hab da glaub ich heut was auf dem Acker vergessen, liegenlassen... :besorgt:

Gruss...

thovalo

Zitat von: Nanoflitter in 02. November 2014, 21:27:24
Bei der Menge der Fundstücke trägst du ja schon maßgeblich zur Bodenerosion bei... :-D
Danke für die Bilder und die ausführlichen Erläuterungen :super:,
das Bild von dem Valkenburg-Teil ist recht interessant, fast wie Quarzit.. hab da glaub ich heut was auf dem Acker vergessen, liegenlassen... :besorgt:

Gruss...

Oh ja, da muss ich auch immer genau hin sehen!
Das Zeug ist manchmal auch sehr körnig und rau!

Es gab auf der Stelle auch einmal ein "desilifiziertes " Exemplar, sowas hab ich nur einmal im Sammlerleben aufgetan.

Das war total leicht, fast wie ein Bimsstein. Da hat irgendein chemischer Vorgang auf das Gestein eingewirkt und das fragmichnichtwie "entkieselt" ........ total bizarr was manchmal so zu finden ist.


lG Thomas  :winke:
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

StoneMan

Zitat von: thovalo in 02. November 2014, 21:35:46
...
Es gab auf der Stelle auch einmal ein "desilifiziertes " Exemplar, sowas hab ich nur einmal im Sammlerleben aufgetan.

Das war total leicht, fast wie ein Bimsstein.
Da hat irgendein chemischer Vorgang auf das Gestein eingewirkt und das fragmichnichtwie ...

Moin Thomas,

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Ich verlinke ich einmal diesen, leider auch von mir derzeit nicht beachteten, Thread >Klick<

Gruß

Jürgen
Was könnte wichtiger sein als das Wissen? fragt der Verstand.
Das Gefühl und mit dem Herzen zu sehen, antwortet die Seele.
Antoine de Saint-Exupéry

thovalo


Oh, danke!

Den hab ich auch nicht auf dem Schirm gehabt!


Sehr interessant!   :super:
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.