Moin,

Fundort: Insel in der dänischen Südsee. Acker, zwei Kilometer zur Küste.
Maße: 45 x 25 x 8,5 mm.
Die Grundform ist ein Abschlag. Ein Bulbus ist gerade noch erkennbar.
Schmutzig hellgrau-beige, mittel- bis dunkelgrauer baltischer Flint.

Ist es tatsächlich ein Bohrer? Vielleicht eine gebrochene Pfeilspitze oder eine Vorarbeit?

Ein Bohrer, der zwischen Daumen und Zeigefingern gehandhabt wird (SF1 oben links),
benötigt an der Lateralen nicht zwingend so eine lang ausgeführte Retusche.

Die linke, retuschierte, Seite läuft dünn aus, wie bei einer Pfeilspitze. Die gegenüberliegende Seite
ist eine 8,5 mm breite Kante mit annähernd rechtem Winkel, siehe Querschnitt SF5.

Die  Spitze selber ist dreikantig. Es scheint, als wenn ein Torsionsbruch die Spitze lädiert hat.

Was meint ihr zu dem Teil?

Wenn euch danach ist, könnt ihr auch die unterschiedlichen Darstellungen/Farben der Fotos diskutieren.
Ein ungewolltes Beispiel dessen, was Licht, Lichteinfallwinkel, Kamerawinkel u.v.m. die Fotos beeinflusst.

Gruß

Jürgen

Guten Morgen Jürgen,

so wie es aussieht hat der kleine einen kräftigen Schlag von einer ganz dünnen Kraftquelle bekommen. Der Einschlag ist sogar noch zu sehen. Ich halte die Ausformung der Spitze für rezent und den Torsionsbruch für ein Produkt dieses Einschlages, weil die Struktur des Steines gestört ist.
Die Retusche sieht aber von hier regelmäßig aus 

Liebe Grüße und Danke für deine tollen Darstellungen
Daniel

Ich gehe mit Daniel so weit mit, die zweite Fläche unter dem Bruch könnte der Rest einer Stichelbahn sein, wenn man den Auslauf ganz unten betrachtet. Wurde seitlich leicht rezent beschädigt. Gruss...

Ich würde in das Stück nicht zu viel hineininterpretieren. Für eine Pfeilspitzenvorarbeit passt der Querschnitt nicht und einen Bohrer sehe ich da ebenfalls nicht, lediglich einen Abschlag mit lateraler Retusche, wozu auch immer er benutzt wurde.

LG palaeo1

Moin,

Zitat von: RockandRole in 16. Mai 2017, 05:37:18
...kräftigen Schlag von einer ganz dünnen Kraftquelle bekommen. Der Einschlag ist sogar noch zu sehen.
Ich halte die Ausformung der Spitze für rezent und den Torsionsbruch für ein Produkt dieses Einschlages,
weil die Struktur des Steines gestört ist.
...

@ R&R, ...mit dem punktförmigen Einschlag kannst Du richtig liegen, habe noch einmal das Binokular bemüht  
Du meinst den "Punkt"  7 mm vor der Spitze (?).
Dass die Struktur zuvor gestört war, kann ich nicht verifizieren, ich vermute mal das ist die Folge dieses Einschlages.
Ich gestehe, dass ich diesem punktförmigen Einschlag zu wenig Bedeutung zukommen ließ.
Da hat sich das Zeigen doch gelohnt  

Die Ausformung der Spitze (rechte breite Laterale) ist allerdings nicht intentionell - das ist klar.
Rezent ist an dem Dingen aber nix.

Die Retusche ist allemal intentionell, es sind mehrere Generationen Retuschen und die
letzte ist feinste Gebrauchsretusche. Die Grate der Retusche sind vom Gebrauch verrundet.
Das sehe ich allerdings nur unter dem Binokular 30/70-fache Vergrößerung. Leider geht so etwas
beim Nachschärfen der Fotos verloren.


@ Nanoflitter, mit dem Stichelverdacht kann ich nicht mitgehen, dazu fehlt mir die Erfahrung.
Zudem habe ich dort keinen einzigen je gefunden, oder nicht erkannt. Der (spät-)neolithische Kontex
spricht auch nicht unbedingt dafür (?).

@ palaeo1, Du ´bohrst´ zurecht in meinen Zweifeln, Bohrer/Pfeilvorarbeit. Es wird spekulativ bleiben
und als "Abschlag mit regelmäßiger Retusche abgelegt".

Danke euch.

Gruß

Jürgen

Hey Jürgen,

auf SF2 sieht man es am besten was ich meine. Trotzdem schon recht gut was da der Trecker hinbekommen hat 

Liebe Grüße Daniel

Moin,

Zitat von: RockandRole in 16. Mai 2017, 23:24:50
.. Trotzdem schon recht gut was da der Trecker hinbekommen hat 
...

...wie jetzt!? Du meinst das Ganze? 

Besorgte Grüße

Jürgen

Ich meine nur, dass es ja nicht so oft vorkommt, dass so eine Spitze stehen bleibt. Natürlich wäre eine andere Ursache der Entstehung schöner!