DurchlichtKratzer

Begonnen von Silex, 21. August 2007, 19:47:12

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Silex

Heute gehoben. Die Farbunterschiede mögen vernachlässigt werden.
Vermutlich sind die 2 Schläge die zur Lücke in der Kratzerkante und zu dieser selltsamen Bucht führten , moderner Natur.
Außergewöhnlich für einen Kratzer die Präparation an der Basis...die gibts eigentlich nur bei Klingen und Messern dieser Zeitstellung üblich ist...
und die Kappung der Schneide an  einer Längsseite (dort wo sich die Bucht befindet).
Das Material kenn ich auch nicht....
Die Hoffnung trübt das Urteil, aber sie stärkt die Ausdauer.

Silex

...trotz der Malaisen..immer noch schön anzuschauen....
Material? Besonderheiten?
Antworten?
Edi?
Die Hoffnung trübt das Urteil, aber sie stärkt die Ausdauer.

rolfpeter

Vom Material her sieht es aus wie zentralfranzösischer Flint aus Meusnes, wie das Zeugs, wo die schönen Flintensteine draus gemacht werden.
Aber wie soll das in die Oberpfalz gekommen sein?
Übrigens lese ich gerade, daß in Meusnes zur napoleonischen Zeit jedes Jahr 25 Millionen Flintensteine produziert wurden  :irre:
Beste Grüße
RP
Der Irrtum strömt, die Wahrheit sickert

wühlmaus

... um dem Edi den ersten Schreck zu nehmen:

an das gleiche Material habe ich auch gedacht ...  :staun: .... halte das Kerlchen aber trotzdem für einen astreinen Klingenkratzer!

ZitatÜbrigens lese ich gerade, daß in Meusnes zur napoleonischen Zeit jedes Jahr 25 Millionen Flintensteine produziert wurden 

:boh:

Ich stell mir gerade vor, wie das damals vorort dort klang: klickklackklackklickklackklackklickklackklackklickklackklack ... 14 Jahre lang ...  :engel:

:winke:
Gerd

Der Wikinger


Ein Flintmaterial mit diesem Aussehen und Durchlichtbarkeit wäre eigentlich auch hier bei mir im Norden zu finden.

Ich denke die Einkerbung hat eine Funktion gehabt, ich würde deshalb sehr gern ein Detail-Foto davon sehen !?

:winke:

Silex

Ja KLLLINNNNGGENKRATZER (unser hiesiger Experimentalarchäologe erklärte kürzlich dass das Wort "Klinge" vom "Abtrennklang" der Steinzeitmesser herrühre) , ziemlich flach und keine Flintensteingefahr gegeben. Das Material würde mich interessieren...das schaut wirklich nordisch-westisch aus.....
Wäre an diesem Platz auch kein Exot denn hier am Mittellauf der Naab hab ich eine Ausnahmefundstelle aufgetan was Rohmaterialien anbelangt.
Baltischer, polnischer, nordischer Kreidefeuerstein, Lydit, Karneol, Feuerbergjaspis, Arnhofener Platten- und Knollen- Fladenfeuerstein...und etc. ...und das vor 12000 Jahren....
Ich geh jetzt mal zum fotografieren , agersoe, zu beachten wäre- wie oben schon erwähnt- diese seltsame  Reduzierung (Stumpfung) der Schneide die sich in die Bucht hinein bis zur Kratzerkante hochzieht. Ähnliches ist mir bisher unbekannt...
bis gleich
Edi
Die Hoffnung trübt das Urteil, aber sie stärkt die Ausdauer.

bernolef

Im Museum in Lüneburg sah ich Flintabschläge mit so einer kleinen Kerbe. Der Sammler deutet sie als "Sehnenschaber", mit denen man Sehnen von Fleisch- und Fettresten befreite, um sie als Schnür- und Nähmaterial zu nutzen. Er hat das in einer kleinen Sandkiste nachgestellt (vielleicht auf meinem Foto zu erkennen). Die Miniatur-Bucht wäre dann eine zweite Funktion des Kratzers.

Silex

Hier noch 3 Detailfotos...vermutlich doch beabsichtigt diese kratzerkappennahe Bucht. Man sieht von der Kappenseite her Retuschierungen die sich bis in die Bucht hineinziehen...und an deren Engstelle sind  auch vermutliche Abnutzungsspuren - dort wo sich diese schwarzen Spuren befinden-
für mich ein Rätsel- denn wer schwächt die Kratzerkappe bei einem ohnehin flachbrüstigen Klingenkratzer an so sensibler Stelle.
Die seltsame Basispräparation und diese "Entgratung"   lassen mich zusätzlich - gespannt einer Deutung und Verwendungshypothese entgegensabbern.....
Die Hoffnung trübt das Urteil, aber sie stärkt die Ausdauer.

Der Wikinger

Hallo Edi  :-)

Wie bernolef ganz richtig andeutet, ist dies ein "Sehnenschaber" oder Pfeilglätter, und keine Schaber / Kratzer.

Die Retusche oben auf dem Stück ist eine (Zeige-) Fingerschutzretusche,
das Arbeitsgebiet liegt in der Kerbe, die ganz deutlich sowohl ausretuschiert, und von der Arbeit getragen ist !!

Schönes Gerät !!  :super: :winke:

Silex

Danke , allerseits , für die prompte Hilfe....
aber...ich will ja nicht auf die Nerven gehen...  den Finger kann man an der "Kratzerkante" nicht drauflegen ...denn die ist mörderscharf.... und zur Fingerschutzretuschenfunktion hätte man nur ein paar Mal drüberraspeln müssen....
außerdem vermisse ich  in der Bucht rückwärtige Abplatzungen die entstehen müssten wenn Material bearbeitet worden wäre...
Obwohl !? Sehr weiches Material wie Sehnen würden wohl solche Beanspruchungsspuren  auch nicht entstehen lassen.
Ich tippe auf Bucht  (zur Sehnenbearbeitung, denn das Ding ist ziemlich eng) an Kratzerkappe ( die  nicht für hartes Material eingesetzt wurde).
Näheres vielleicht später...Aber ich muss gestehen dass meine jetzigen Archäologen  sowas wahrscheinlich gar nicht recht einordnen können
Bis bald
Edi
Die Hoffnung trübt das Urteil, aber sie stärkt die Ausdauer.

wühlmaus

... Ehrlich gesagt, je länger ich darüber nachdenke, desto eher erinnert mich das an ein Kombigerät für unterwegs ... Klinge, Schaber und Glätter in einem ... und dazu noch aus recht "protzigem" Material.  :engel:

Mag sein, dass wir heute keine Rentiere mehr jagen, aber ich denke, Männer an sich haben sich nicht viel geändert ...  Mir selbst ist es schon bestimmt dreimal passiert, dass ich von meiner "buckligen Verwandschaft" ein hübsch aussehendes, praktisches "Männermesser" geschenkt bekommen habe, so eins mit Messer, Schere, 17'er etc. ... scheinbar muß man sowas als Mann haben  :staun: ... ich hab sie nie benutzt ... Nennt man sowas kulturhistorisches Rudiment?

Ich weiß, dass ist komplett unwissenschaftlich, vielleicht auch an der Wahrheit vorbei ... aber durch den Kopf gings mir schon ...  :zwinker:

:winke:
Gerd