Die wichtigsten Funde der Woche

Begonnen von rolfpeter, 18. August 2007, 19:46:06

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rolfpeter

Servus Freunde,

es können nicht immer Premiumbeile gefunden werden. Hier einige interessante Sachen, die ich im Laufe der Woche aufgelesen habe.
Als erstes ein Gerätlein aus belgisch-grauem Flint. Retuschiert sind eine Lateralseite und die beiden winklig zueinander stehenden Seiten des Distalendes. Es erreicht, na ja fast die Kleinheit der Geräte, die unser Edi uns zeigt, immerhin 12mm Breite. Grundform ist eine kleine, sehr stark gebogene Klinge. Über die Funktion des Teilchens kann ich nix sagen, vielleicht kommt ihr ja drauf? Fundkontext ist altneolithisch.







Als nächstes zeige ich 2 Spitzklingen aus Rijckholt-Flint. Die kleinere ist abgebrochen, die große scheint mir, obwohl mir diese Form bisher noch nicht vorgekommen ist, vollständig zu sein. Vielleicht gibt es ja "Spitzkratzer"? Diese Spitzklingen sind häufig relativ hoch im Verhältnis zur Breite. Auf dem 2. Foto könnt ihr das gut erkennen.





Dann gibt es noch eine Beilschneide aus grauem Flint. An dem Stück sieht man die typischen Merkmale eines Gewaltbruches: die nicht fotografierte Unterseite hat eine ganz glatte Bruchlinie und auf der Oberseite ein breiter Bulbus mit anschließendem Kraterchen. Dort ist das Material durch den Druck beim Verbiegen so gestaucht worden, daß eine kleine "Linse" wegsprengte.



Als letztes kommt noch eine große, beidseitig lateral retuschierte Rijckholt-Klinge.



Trotz der Regenfälle sind die Bedingung leider nicht ideal. Manche Felder sind schon zum 2. mal gegrubbert, auf den abgeernteten Gerstenfeldern steht kniehoch der Wildwuchs und zu allem Überfluß wird mit den Riesendreirädern Kalziumkarbonat ausgefahren, da sieht jeder Stein aus wie 'ne Feuersteinknolle mit Cortex dran.  :heul:

Aber gesucht wird trutzdem, jetzt erst recht!  :wuetend:

Beste Grüße
RP
Der Irrtum strömt, die Wahrheit sickert

Silex

Mann, RP, kannst Du die Funde  -in einem Beitrag- verprassen- das poste ich wochenlang rum mit so einer Ausbeute.
Raten kann ich nur beim ersten Teil: Entweder ein raffinierter Seitenkratzer(?) die habe ich auf endpaläolithischen Fundstellen  in ziemlich ähnlicher Form auch...
aber die scharfe Schneide gegenüber widerspricht diesem Ansatz.
Deshalb vielleicht noch (vielleicht????) als Alternativmöglichkeit: Sicheleinsatz ( wohlwissend, inzwischen, dass die bei Dir eigentlich anders aussehen müssten)
Also : Auf oberpfälzisch: koa Ahnung

Edi
Die Hoffnung trübt das Urteil, aber sie stärkt die Ausdauer.

Der Wikinger

Hallo RP   :-)

Das erste Gerät (Bilder 1-3) würde ich ganz klar als Kratzerchen bezeichnen. Die Kante auf Bild 3 ist ganz eindeutig eine Kratzerkante.

Die Spitzkratzer, wie deins auf Bild 4 links und 5 gibt es bei mir auch.
Das Teil rechts würde ich als Klingenbohrer (evt. abgebrochen?) bezeichen.

Das untere Stück (Bild 7) sieht sehr wie ein Sichel aus. Ist die Retusche die auf dem Foto nach oben zeigt, steil oder flach ?
Wenn flach könnte es eine Schärfungsretusche sein, sieht man ab und zu bei Sichel / Erntemesser bei uns !!


:winke:

rolfpeter

Servus Freunde,
diese spitzen Klingen finde ich in allen Größen. Was mich nicht zum Bohrer tendieren läßt ist, daß die Retuschen nur auf der Dorsalseite sind. Die Ventralseiten sind glatt, keine Torsionsausbrüche, wie sie beim Drillen entstehen. Siehe Foto:



Die Vermutung Sichel/Erntemessereisatz für die untere Klinge ist nachvollziehbar. Die Retusche ist flach und scharf, die ganze Klinge ist verhältnismäßig dünn.

Das oberste "Kratzerchen" ist wahrscheinlich kein Sicheleinsatz, krumm wie eine Banane! Altneolithichen Sicheleinsätze sind hier meist rechteckige und ebene Klingenbruchstücke.

Beste Grüße
RP
Der Irrtum strömt, die Wahrheit sickert

Silex

In Anlehnung an Dein oberes Seitenkratzerchen..vom Wochenende ...dieses  endpaläolithische Werkzeug...sogar die Größe ist ähnlich.
Die Hoffnung trübt das Urteil, aber sie stärkt die Ausdauer.

rolfpeter

Danke fürs Zeigen  :winke:
Da wären wir wieder an der Stelle, wo wir über Ähnlichkeiten der Morphologie in verschiedenen Kulturkreisen reden könnte.....Hier sagt man, daß auf der Lößfläche eingelagerte paläolithische Artefakte regelmäßig weiß patiniert zu sein haben! Sozusagen je weißer je älter. Letztes Wochenende beim "Tag der Archäologie" bei unseren Braunkohlen-Archäologen, wurden Exponate aus der Tiefe gezeigt, paläolithisch, da war nix mit Patina.
Ich blicke da ehrlich gesagt überhaupt net durch, naja, bin doch noch im lernfähigen Alter.
Beste Grüße
RP
Der Irrtum strömt, die Wahrheit sickert