Dechselklinge

Begonnen von palaeo1, 27. Januar 2019, 13:15:04

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palaeo1

Hier mal ein netter Fund aus einer privaten Sammlung, die leider nach dem Tod des Finders von der Erben nicht mehr zur Auswertung zugänglich gemacht wird (ca. 50 000 Artefakte). Dieses Stück konnte ich vorher noch ausleihen und ist jetzt im Magazin des Ldkr. Rotenburg (Wümme) archiviert. Es handelt sich um eine kleine Dechselklinge aus bryozoenhaltigem, zähen Flint. Derartige Artefakte werden aus Klingen, bzw. klingenartigen Abschlägen gefertigt und weisen im Schnitt eine deutliche Krümmung auf. Es sind nur die Schneiden geschliffen, bzw. ansatzweise einige Grate. Dieses Exemplar weist eine Länge von 73 mm auf, bei einer Breite von 28 mm und einer Dicke von 12 mm.
Gruß
palaeo1

PS. hierzu auch Weiner:
https://www.academia.edu/10242529/Neolithische_Dechselklingen_aus_Feuersteingrundformen_Anmerkungen_zu_einem_kaum_beachteten_einzigartigen_Ger%C3%A4tetyp_Festschr._B._Gramsch_._In_Beitr%C3%A4ge_zur_Urgesch._Mitteleuropas_20_2_Weissbach_1999_353-372

thovalo



Hallo!

In allen von Dir beschriebenen Merkmalen ein eindeutiger Repräsentant dieses Gerätetyps aus Steingrundformen!
Danke, dass Du den Fundbeleg hier im Bild vorstellst.

lG Thomas
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

Birk

Interessantes Stück. :-)  Schade nur,daß der Rest der Sammlung nicht mehr zugänglich ist. :nono: Da stellt sich einem doch echt die Frage,was so etwas soll?  Zumal die Sammlung ja wohl nicht auf einem Flohmarkt ausgestellt werden soll  sondern eher der Wissenschaft  ihre Dienste leisten könnte. Schade . Schade.

Gruß
  Thomas

StoneMan

Moin,

Danke fürs Zeigen und den interessanten Link Klaus.

@ Thomas Birk, ja die Umstände bestürzen.

Eine ebenso traurige Geschichte kenne ich aus einem anderen Bundesland.
Da wurde die Privatsammlung (ähnlich groß wie die von Klaus erwähnt) inkl. Dokumentation (Fundort/Beschreibung) vom Finder, nach dessen Tod
zwar dem Amt übergeben, aber was dann damit passierte möchtest Du gar nicht wissen...^^


Gruß

Jürgen
Was könnte wichtiger sein als das Wissen? fragt der Verstand.
Das Gefühl und mit dem Herzen zu sehen, antwortet die Seele.
Antoine de Saint-Exupéry

Steinkopf

#4
Moin in die Runde,

schön, das ein solcher Typ hier gut bebildert und mit Lokalbezug vorgestellt wird.
Leider ist so ein Stück in meinem Fundmaterial noch nicht aufgetaucht.
Die meisten Beile wurden wohl aufgehoben, als der Bauer noch hinter dem Pflug herlief.

Interessant finde ich aber besonders die weiße Flintvarietät dieser Dechselklinge, die ich auch
in zahlreichen Beilfragmenten mit und ohne Schliff im Elbe-Weser-Dreieck auflesen konnte.

In der weißen, mehr oder weniger klare Matrix sind ebenfalls weiße Bryozoen zu sehen (rechts).
Gleichzeitig sind auch schwarze Einschlüsse (auch Bryozoen?) im Gestein.
Manchmal sind es auch die schwarzen oft eckigen Hohlräume, die diese Einschlüsse
hinterlassen haben.
Ich stell mal Makros von zwei Beilabschlägen (links opak, rechts transluzid) dieser weißen
Flintvarietät hier ein. Vielleicht gibt es aus dem Forum weitere Informationen hierzu?

LG

Jan

Khamsin

Moin in die Runde!
Danke für die Maßangaben, mit Gewicht in Gramm wäre es ein großer Traum, so ist es ein weitgehend erfüllter Traum! Unbeschadet der vermutlich modernen Beschädigung schlicht ein wunderschönes Stück, das ausweislich des intensiven Gebrauchsglanzes dorsal und ventral an der Scheide von seinem ehemaligen Eigentümer vermutlich sehr gerne benutzt wurde und ihm allen Anschein nach längere Zeit gute Dienste leistete. Datiert jung- bis endneolithisch.
Beste Grüße
KIS
"For an impossible situation - choose a crazy remedy!"

palaeo1

Das Artefakt wiegt 26 Gramm. Die Fraktur ist aber als alt anzusehen.

LG palaeo1

Khamsin

Das ist doch wirklich "big cinema", wenn das kein 1a Service ist!
Herzlichen Dank und beste Grüße
KIS
"For an impossible situation - choose a crazy remedy!"