Das verworfenes Halbfabrikat eine Pfeilspitze

Begonnen von thovalo, 27. Dezember 2017, 19:54:58

Vorheriges Thema - Nächstes Thema

thovalo


Hallo Zusammen!

Ich konnte Gestern drei mäßig begehbare Flurpartien auf einem mehr als 80 Hektar großen Fundareal am rechten Niederrhein begehen. Dabei fand sich u. a. das verworfene Halbfabrikat einer triangulären Pfeilspitze. Deren Basis (letzter Bild) ist noch vollkommen unbearbeitet.

Sicher ansprechbare verworfene Halbfabrikate von Pfeilspitzen sind nach meinem Eindruck vergleichsweise selten zu finden. Nach Abgabe von mehreren zehntausend Artefakten des Gesamtfundgeländes kamen mit dem Neufund inzwischen wieder drei Exemplare verworfener Vorarbeiten von Projektilen zusammen. Dem stehen über 300 zumeist vollständig erhalten gebliebene Belege von Pfeilspitzen aus 3.600 Jahren jungsteinzeitlicher Kulturgeschichte am Ort gegenüber. "Eigentlich" nicht gerade unbändig viele Belege von Geschoßspitzen im Verhältnis zur langen Besiedlungsdauer. Es fand sich repräsentativ für jeweils zehn Jahre Besiedlungsgeschichte eine Pfeilspitze.

Gestern kamen an weiteren Pfeilbewehrungen noch eine vollständige Pfeilspitze aus einem Beilklingenabschlag aus Rijckholtfeuerstein und eine spätneolithische Pfeilschneide hinzu.


lG Thomas
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

thovalo

#1

Die drei verworfenen Vorarbeiten zusammen:

Beim ersten Stück konnte der Bearbeiter die deutlich seitlich überstehende "dornartige" Partie nicht bewältigen.
Beim zweiten Stück konnte der Bearbeiter eine Ecke der Basis aufgrund sich staffelnder hinge fractures nicht bewältigen und nicht ausdünnen.

In beiden Fällen war die Folge, dass die notwendigerweise umlaufend auszuführende flächige Ausdünnung der Projektile nicht fortgesetzt werden konnte.


Der dritte Fundbeleg ist der Gestern aufgelesene Neufund. Daran kann ich nicht erkennen warum die Vorarbeit etwa auf halben Weg aufgegeben worden ist.


Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

Wiesenläufer

Moin,

selbst die "verworfenen" sind ja schon beeindruckend.  :super:

Gruß
Gabi
Wer viel geht, findet viel.
(Nicht auf meinem Mist gewachsen)

thovalo

#3

Bei dem verwendeten Silex handelt es sich um importierten "Hellgrau-Belgischen" Feuerstein hier der Neufund im Vergleich mit einem großformatigen Kratzer aus "Hellgrau-Belgischen Feuerstein" von derselben Fundstelle.

Der Fundort ist der rechtsrheinische Zentralort des Austauschs weithin nachgefragter Silices aus der Maasregion in den Bereich der Hellwegzone. Die an den Ort ausgetauschten Silices der Maasregion stammen aus Frankreich, Belgien, den Niederlanden und der Region von Aachen.


lG Thomas  :winke:
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

thovalo

#4
Zitat von: Wiesenläufer in 27. Dezember 2017, 20:02:41
Moin,

selbst die "verworfenen" sind ja schon beeindruckend.  :super:

Gruß
Gabi


Ja,
die Halbfabrikate sind weit gediehen und ihre formalen Konzepte sind bereits gut erkennbar.

lG Thomas   :winke:
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

Nanoflitter

Dein Ausflug hat sich ja gelohnt! :super: Danke fürs Zeigen! Gruss..