Châtelperron-Spitze

Begonnen von Danske, 15. Dezember 2019, 13:31:42

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Danske

Hallo zusammen,

das hier abgebildete Fundstück konnte ich Anfang November von einer kleinen frisch gerodeten Fläche auf dem Ober-Hilbersheimer Plateau unweit des Fundorts des Walzenbeils http://www.sucherforum.de/index.php/topic,75627.0.html auflesen. Die Fläche liegt nahe der Abbruchkante des Plateaus zur Ebene Richtung Nahe und Rhein.

Es hat eine Länge von 8,5 und eine Breite von 3,4 cm bei einem Gewicht von 34 Gramm.

Die Schneide ist durchgängig dorsal retuschiert. Der Rücken, bestehend aus der Kortex-Oberfläche des Kerns, ist, von der Spitze aus gesehen, bis zur Hälfte retuschiert, om oberen Bereich, also zur Spitze hin, deutlich stärker.
Das Material ist ein feiner, sehr homogener Quarzit, der auch im Rhein- und Nahe-Schotter vorkommt.

Aufgrund der vorhandenen Rinde am Rücken hatte ich es zunächst als Messer mit natürlichem Rücken mit möglicher Zeitstellung MP eingetütet. Bevor ich es im Forum einstellen konnte, kam zunächst der Urlaub dazwischen und dann die Einladung zum Treffen der AG Alt- und Mittelsteinzeit Hessen, wo ich es gestern vorlegte.
Dort wurde es als Châtelperron-Spitze bzw. Châtelperron-Messer angesprochen. Lutz Fiedler meinte, es wäre seines Wissens nach der erste (gemeldete) Fund einer solchen Spitze in Rheinhessen. :d2:

LG
Holger
Das Leben ist die Summe all unserer Entscheidungen

Furchenhäschen

Hallo Holger,
mein Kompliment,
ein museales Fundstück!

Grüße
Peter :winke:

RockandRole

Hallo Holger,

das war eins, wenn nicht DAS Highlight für mich an diesem
Tag. Da kann so mancher Faustkeil einpacken.

Die sind selten in unseren Breiten, Aurignacien ja sowieso. Da bin ich mal gespannt, was du an der Stelle sonst noch so findest.

Liebe Grüße Daniel
gefährliches Drittelwissen

StoneMan

Zitat von: Danske in 15. Dezember 2019, 13:31:42
...
Dort wurde es als Châtelperron-Spitze bzw. Châtelperron-Messer angesprochen. Lutz Fiedler meinte, es wäre seines Wissens nach
der erste (gemeldete) Fund einer solchen Spitze in Rheinhessen. :d2:

LG
Holger

Moin,

:Danke2: Gratulation  :Danke2:

Da kann man kaum eine Ergänzung hinzufügen.  :super:

Gruß

Jürgen
Was könnte wichtiger sein als das Wissen? fragt der Verstand.
Das Gefühl und mit dem Herzen zu sehen, antwortet die Seele.
Antoine de Saint-Exupéry

Danske

Zitat von: RockandRole in 15. Dezember 2019, 15:21:14
Hallo Holger,

das war eins, wenn nicht DAS Highlight für mich an diesem
Tag. Da kann so mancher Faustkeil einpacken.

Die sind selten in unseren Breiten, Aurignacien ja sowieso. Da bin ich mal gespannt, was du an der Stelle sonst noch so findest.

Liebe Grüße Daniel


Jetzt übertreibst du aber, Daniel :schaem:

Altpaläolithikum habe ich, wie du und Nano, nicht zu bieten! Dazu das älteste bisher gefundene Artefakt im Raum AB, aber hallo!

Den Platz bin ich an dem Fundtag noch mehrmals fast zentimeterweise abgegangen, ohne noch was zu finden. Ich denke, ich muss warten, bis die nächste Erdbewegung stattfindet.

Übrigens hat der Prof. gemeint, dass für eine zeitliche Einordnung auch das MP in Frage kommt, weil diese Art der Spitzen bereits auch von Homo neanderthalensis hergestellt wurden.  Er verortet das Châtelperronien wohl eher in das MP, parallel zur Blattspitzenkultur, wenn ich ihn richtig verstanden habe. Ich muss ihn nochmal darauf ansprechen. Leider war es bei der Bestimmungsrunde etwas unruhig.

LG
Holger
Das Leben ist die Summe all unserer Entscheidungen

Nanoflitter

Gratuliere, Holger, ich hatte die Spitze gar nicht so auf dem Radar, weil ich dachte, die wär aus den westlicheren Gefilden. Aber so gibts nur eins,  :hb3: Gruss..

RockandRole

 :winke:

Der Übergang von MP zu JP ist ein spannendes Thema und vollzog sich ja auch nicht schlagartig, auch nicht überall gleich. Es kommen ständig neue Erkenntnisse. Das sind so unvorstellbar große Zeiträume.  Fossilien sind rar und somit ist die Zuordnung gewisser Artefakte auch schwierig. Es wäre halt so einfach, wenn man sagen könnte, der Neandertaler hat Abschläge gefertigt, der Homo sapiens sapiens Klingen. Es war viel komplexer. Aber das macht es auch interessant aber auch manchmal frustrierend.

Liebe Grüße Daniel

gefährliches Drittelwissen