Bohrkern ?

Begonnen von Marienbad, 12. Februar 2010, 12:03:57

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Marienbad

Hallo Leute,

dieses Teil stammt vom Steilufer der Ostsee und ist sehr abgerollt. Zuerst dachte ich an
einen Bohrkern, aber es könnte auch eine Vorarbeit für eine Steinperle sein. (oder beides)
Einen Bohrkern zu einer Perle umzuarbeiten ist nicht unmöglich, habe ich aber noch nie gesehen.
Die Merkmale von einem Bohrkern sind alle vorhanden, nur sehr abgerollt. Ein Fossiel kann sicher
ausgeschlossen werden.
Die Bilder sind auch im Landesamt, mal sehen was dabei rauskommt. Dann gebe ich Bescheid.
Hat einer von Euch so ein ähnliches Teil schon gesehen oder gefunden ?

HG  Manfred  :winke:












Larry Flint

... wieso schließt du ein "Fossiel" [sic!] sicher aus?

Ich hab' mal ähnliche Teile im Himalaya gefunden - das waren pimpernde Napfschnecken...

Jedenfalls sieht mir das weder wie ein Bohrkern noch wie die Vorarbeit zu etwas anderem aus.

:winke:

Larry

Marienbad

Zitat von: Larry Flint in 12. Februar 2010, 12:19:59
... wieso schließt du ein "Fossiel" [sic!] sicher aus?

Ich hab' mal ähnliche Teile im Himalaya gefunden - das waren pimpernde Napfschnecken...

Jedenfalls sieht mir das weder wie ein Bohrkern noch wie die Vorarbeit zu etwas anderem aus.

:winke:

Larry



Moin Larry,

ich hoffe Du kannst die Grundform von einem Bohrkern nun besser erkennen :zwinker:


Larry Flint

#3
... naja, mit etwas Phantasie könnt's auch ein versteinerter Schampuskorken sein, der hat auch die gleiche Grundform.

Ich seh' jedenfalls immer noch nichts, was auf einen Bohrkern schließen ließe (und irgendwie wundere ich mich schon über deine Ansprache dieses Dings, denn mit Bohrkernen solltest du dich doch eigentlich auskennen...).

Ich mutmaße, dass hier nur Mama Natur zugange gewesen ist.

:winke:

Larry

Marienbad

Die obere Replik liegt auf einer roten Pappe in dem hohlgebohrten Loch.
Der untere Rand auf dem die Kerne stehen ist fast identisch.
Bei dieser Draufsicht der Kerne ist doch wohl eine Ähnlichkeit vorhanden. :smoke:

:winke:  Manfred

 

Mark77

#5
Ich werf das jetzt mal einfach so in den Raum, weils mir grad so durch den Kopf schießt:

Bohrkern als Spinnwirtel umfunktioniert?!
Kann mir (ausser Schmuck) die mittige Kerbe nicht anders vorstellen.

Schönen Gruß,
Markus

Edit: Ich dachte, ich hätte auch schonmal welche ohne besagtes Mittelloch gesehen. Kann mich auch irren! :winke:

arriba

.... ich denke Larry hat recht....

:winke: Rikke

queque

Zitat von: Mark77 in 12. Februar 2010, 15:51:17

Bohrkern als Spinnwirtel umfunktioniert?!


Wie soll denn das funktionieren?
:kopfkratz:
Bastl

Larry Flint

#8
Zitat von: Mark77 in 12. Februar 2010, 15:51:17
Ich werf das jetzt mal einfach so in den Raum, weils mir grad so durch den Kopf schießt:

Bohrkern als Spinnwirtel umfunktioniert?!
Kann mir (ausser Schmuck) die mittige Kerbe nicht anders vorstellen.

Schönen Gruß,
Markus

... ähm - schießt mir grad so durch den Kopf: Schomma 'nen Spinnwirtel gesehen?

Die, derer ich ansichtig wurde, hatten allesamt ein Loch in ihrer Mitte, damit man die Spindel durchstecken kann - irgendwie scheint mir das von der Funktionsweise her recht sinnvoll, ja sogar notwendig.

Ja und einige hatten auch Rillen - die braucht es aber nicht und darum kann man dieses Merkmal wohl getrost unter "Deko" abheften.

Kurz: Was immer es ist (von "Stein" mal abgesehen...) - ein Spinnwirtel isset nich'.

:winke:

Larry

PS: Wie wär's denn damit: http://de.wikipedia.org/wiki/Butt-Plug ? :-D

fuchs

Hallo miteinander,
von allen Mutmaßungen erscheint mir die Perlenvorarbeit am plausiebelsten. In irgendeiner Ausgabe der Geo war mal Ohrschmuck abgebildet, der sah dem Teil sehr ähnlich. Wenn ich das richtig im Kopf habe, stammte der aus den Iran, etwa 5000 vChr. So große (Ohr-)Plug- ins sind ja auch heute wieder modern. :winke:

rolfpeter

Der Irrtum strömt, die Wahrheit sickert

Marienbad

 :nabend:

nach erster telef. Aussage aus Schleswig ist es ein Bohrkern,
sehr abgerollt, aber es ist einer.
Die Einkerbung ist noch nicht eindeutig sicher bestimmt und zugeordnet,
kommt aber noch.

HG   Manfred

Marienbad

Hallo Leute,

ich habe heute aus Kölln diese erfreuliche Nachricht erhalten  :-D
Es scheint sich um einen sogenannten Doppelknopf zu handeln.
Ein mir bekannter Archäologe war so freundlich und hat sich
den Fund angesehen. :super:

HG  Manfred



Hallo Manfred

Interessantes Stück. Erinnert mich an die sogenannten "Rössener Doppelknöpfe". Tatsächlich kommen diese auch in der Stichbandkeramik vor, jedoch sämtlich Mittelneolithikum nach Mitteldeutscher / Süddeutscher Chronologie (ungefähr 4.900-4.500 v. Chr.). Die Dinger wurden sowohl aus Steinen als auch aus Eberzähnen hergestellt. Funktion unbekannt, aber wahrscheinlich Schmuck. Würde mich nicht wundern wenn das irgentwelche Lippen- oder Ohrpflöcke gewesen wären. Aus der Völkerkunde gibt es ähliche Sachen in Afrika, bei den Eskimo und bei süd- und nordamerikanischen Indianern.
Hoffe das bringt dich vielleicht weiter.

fuchs

Sag ich doch, Ohrplug! :smoke:

queque

Hallo Manfred,
nur interessehalber, nicht aus Rechtschreibbesserwisserei: ein Archäologe aus "Kölln" oder aus "Köln"? Interssiert mich, weil ich in "Köln" unterwegs bin und einige von den Archäös kenne.
Warum tun wir uns eigentlich immer so schwer damit, die Namen von den Experten zu nennen, die wir zu Rate ziehen? :kopfkratz:
:winke:
Bastl

werter47

Hi,
ich hab lange gezögert ehe ich mich zu Wort melde und wahrscheinlich Prügel beziehe,
aber vermutlich hat Larry Recht.Hier hat Mutter Natur ihrem Hofnarren Flint so richtig freien Lauf gelassen.Das Oberteil ähnelt einem verkieselten Kugelschwamm frappierend,das Unterteil sind Reste der Flintbasis und alles ist in Jahrhunderten in der Kugelmühle der Brandung geschliffen worden.Außerdem sind die Durchmesser verschieden,was gegen ein Durchbohren spricht,ebenso sind nur Bearbeitungsspuren an einer Schräge das Gegenlager ist unbeschädigt.
Glück auf Günter

Marienbad

Zitat von: queque in 19. Februar 2010, 11:17:47
Hallo Manfred,
nur interessehalber, nicht aus Rechtschreibbesserwisserei: ein Archäologe aus "Kölln" oder aus "Köln"? Interssiert mich, weil ich in "Köln" unterwegs bin und einige von den Archäös kenne.
Warum tun wir uns eigentlich immer so schwer damit, die Namen von den Experten zu nennen, die wir zu Rate ziehen? :kopfkratz:
:winke:
Bastl

Moin Bastl,

das mit dem doppelten L ist sicher ein Ausrutscher  :-)   :friede:
Namen von Personen gebe ich nicht ohne deren Zustimmung weiter. ( ist ne Macke von mir )

Manfred  :winke:


Marienbad

Zitat von: werter47 in 19. Februar 2010, 14:50:48
Hi,
ich hab lange gezögert ehe ich mich zu Wort melde und wahrscheinlich Prügel beziehe,
aber vermutlich hat Larry Recht.Hier hat Mutter Natur ihrem Hofnarren Flint so richtig freien Lauf gelassen.Das Oberteil ähnelt einem verkieselten Kugelschwamm frappierend,das Unterteil sind Reste der Flintbasis und alles ist in Jahrhunderten in der Kugelmühle der Brandung geschliffen worden.Außerdem sind die Durchmesser verschieden,was gegen ein Durchbohren spricht,ebenso sind nur Bearbeitungsspuren an einer Schräge das Gegenlager ist unbeschädigt.
Glück auf Günter

Moin werter47,

leider muß ich dir sagen, dass der Kern nicht aus Flint sondern aus Felsgestein ist. Ich kenne Kugelschwämme, es ist sicher keiner.
Ein Bohrzapfen von einer Hohlbohrung ist oben immer etwas dünner und unten dicker.
Die Bearbeitungsspuren stammen von zwei verschiedenen Arbeitsvorgängen.
Es wurde schräg eingesägt (glatte Fläche) und an der rauhen Seite abgedrückt.
Warum willst du Prügel haben, du bist doch ein feiner Kerl :zwinker:

Manfred  :winke:

Larry Flint

"[...] Namen von Personen gebe ich nicht ohne deren Zustimmung weiter. ( ist ne Macke von mir ) [...]"



Moin Manfred,

na, dann frag' ihn doch einfach mal, ob er sich von dir hier outen lässt - mich würde jedenfalls brennend interessieren, wer von den hiesigen Archäologen (es ist gar kein UFG'ler?) sich hier so todesmutig aus dem Fenster hängt...

... ist 'ne Macke von mir.

:winke: uss Kölle

Larry

Marienbad

Larry was ist (es ist gar kein UFG'ler?)

queque

UFG: Ur- und Frühgeschichte!
:winke:
Bastl

Larry Flint

#21
... man unterscheidet bei dem, was Hinz und Kunz allgemein unter "Archäologe" verstehen, mindestens zwischen denen, die den Studiengang "Klassische Archäologie" (Forschungsgebiet: Griechen, Römer etc. - eben die klassischen Hochkulturen) belegt haben und denen, die sich mit den schriftlosen Epochen, der sog. Vorgeschichte (Forschungsgebiet: Stein- und Metallzeiten) beschäftigen. Letzterer Studiengang nennt sich in Köln "Ur- und Frühgeschichte", die dazugehörigen Lehrenden und Studierenden bezeichnet man - abgekürzt - als UFG'ler.

:winke:

Larry

PS: Wenn du wirklich der Überzeugung bist, dass es sich bei dem Ding um ein Artefakt handelt, versuch's doch mal nachzubauen - ich schätze, dass du dabei ziemlich ins Grübeln kommen wirst...
PPS: Der Diktion nach zu urteilen, scheint dein Kölner Freund ja noch nicht allzu lange im Geschäft zu sein...

Marienbad

@ queque        DANKE das Wort kenne ich :zwinker:


@ Larry           Du willst mir ja nur den Namen rauskitzeln :-D
                     Er ist Ur- und Frühgeschichtler und wird sicher wissen was er sagt. :zwinker:

Larry Flint

Zitat von: Marienbad in 19. Februar 2010, 16:54:07
@ Larry           Du willst mir ja nur den Namen rauskitzeln :-D
                    Er ist Ur- und Frühgeschichtler und wird sicher wissen was er sagt. :zwinker:

... ja, 'türlich - hab' ich ja geschrieben.  :irre:

Dass längst nicht alle UFG'ler wissen, was sie eigentlich von sich geben (zumindest nicht immer, ich will ja jetzt auch niemanden hier unbekannterweise beleidigen...), zeigt ja die obige Spinnwirtelhypothese... :nono:

... mir sind z.B. Unterwasser-Archäologen bekannt (und zwar näher, als mir eigentlich lieb ist...), die derzeit im Schlamm des Bodensees in Pfahlbauten wühlen und einen gefundenen Einbaum nicht einmal als solchen erkennen würden, wenn man ihnen das Ding um den Hals hängte, um sie damit zu ersäufen. Das hat man davon, wenn man gelernte Provinzialrömer mit Tauchschein auf die Vorgeschichte loslässt... :besorgt:

:winke:

Larry

Marienbad

Du kennst ja Typen  :-D :-D

Larry Flint

Zitat von: Marienbad in 19. Februar 2010, 17:19:27
Du kennst ja Typen  :-D :-D

...ach ja, ich könnt' da Sachen erzählen, die glaubt man einfach nicht. Auch ein fachbezogenes Studium feit nicht vor gelegentlichem, intellektuellem Totalausfall - und da möchte ich mich selbst gar nicht ausschließen...

Aber wie bereits geschrieben: Versuch mal, den Pöppel nachzubauen - ich bezweifle, dass dabei das rauskommt, was du gefunden hast.

:winke:

Larry

fuchs

Hallo miteinander,
ich denke, Manfred hat mehr Bohrkerne hergestellt als alle anderen Forenmitglieder. Daher fehlt ihm sicher nicht die Kompetenz einen solchen zu erkennen. Wenn ein Archäologe das auch noch bestätigt, könnte doch auch ein Zweifler nachdenklich werden. Falls das alles nicht reicht, hier mal ein Zitat aus:

Alt- und Mittelneolithikum in Mitteleuropa
Untersuchungen zur Verbreitung verschiedener Artefakt- und
Materialgruppen
und zu Hinweisen auf regionale Tradierungen
ERIC BIERMANN
Köln 2001

Doppelknöpfe wurden aus Eberhauern, aber auch aus Kalkstein gefertigt (Abb. 31). Es handelt sich
um eine relativ seltene Artefaktgruppe des Mittelneolithikums, die bislang nur aus Zusammenhängen
mit SBK, OL und RÖ-Keramik bekannt ist375. Ihr Schwerpunkt liegt im östlichen Teil des
Arbeitsgebietes. Die bereits länger aus der SBK und der RÖ-Keramik in Mitteldeutschland bekannten
Doppelknöpfe (z.B. Mauser-Goller 1969, 50) kommen aber auch im südwestlichen RÖ vor. Einige
Stücke stammen aus der bekannten RÖ-Grube von Heidelberg-Neuenheim (Goller 1972, Taf. 47/9-
10). Ihre tatsächliche Funktion ist unbekannt, jedoch ist ein schmückender Charakter wahrscheinlich.
Wichtig ist aber vor allem, dass die Artefaktgruppe von RÖ nicht aus der südwestdeutschen GGKeramik
übernommen worden sein kann, sondern nur aus der SBK.

Abb. 31: Eberzahndoppelknopf aus Leuna-Rössen (nach Niquet 1938a, Taf. 4/5d) und
Kalksteindoppelknöpfe aus Künzing-Bruck (nach Schmotz 1993, 25, Abb. 9/59-67).

Die Abbildung  reiche ich nach, wenn ich raus habe, wie, Christian

fuchs

Hier die Abbildung, Maßstab 1:1.

Marienbad

Zitat von: fuchs in 19. Februar 2010, 23:33:27
Hier die Abbildung, Maßstab 1:1.

Moin Fuchs, :winke:
da siehste mal, da schreibt sogar ein Kölner drüber. :super:
Klasse das du den Artikel hast, 1000 Dank dafür.
Mal sehen was nun noch alles kommt, ich bin übrigens dabei
ein Doppelknopf herzustellen. Bin morgen sicher fertig und
stelle in dann im Forum ein.
Nochmals Danke und :winke:

Marienbad

Zitat von: Larry Flint in 19. Februar 2010, 17:36:20
Zitat von: Marienbad in 19. Februar 2010, 17:19:27

Aber wie bereits geschrieben: Versuch mal, den Pöppel nachzubauen - ich bezweifle, dass dabei das rauskommt, was du gefunden hast.

Moin Larry, :winke:

schau mal unter...........   http://www.sucherforum.de/index.php/topic,40919.0.html

Gruß  Manfred