Bohrer oder nichts? ('Tipp-Technologie')

Begonnen von Steinereihe, 13. Mai 2015, 19:17:26

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Steinereihe

Hallo Leute!

Diese habe ich zwischen Aachen und Maastricht gefunden.

Das erste Foto zeigt einer klassische Bohrer, mit eine schöne, spitze, zweiseitig zugerichtete Dorn.
Solche habe ich da auch mit abgerundete Tipp gefunden.

Auf die gleiche Fundstelle gibt es aber auch Stücke die etwas wie ein Bohrer aussehen, aber die haben eine ganz andere Spitze.
Die sind auch aus Abschläge gefertigt (mit Schlagflachenrest und Bulbus), auch mit eine oder mehrere Schlagen 'Süd-Amerika-förmig' gemacht, und sind am Tipp auch drei-eckig.

Der Tipp ist aber nicht Dorn-förmig. Stattdessen hat jede Seite ein Negativ, womit sich eine 3D Sinus-förmige Schneide bildet (markiert mit blaue Bällchen; die Negativen sind Lichtgrün markiert). Die Höhlung jeder Sinushälfte ist scharf. Wenn der Tip gedreht wird, würde erstmal die obere Sinushälfte schneiden (markiert mit purpur-farbige Bällchen); kommt der Tipp tiefer, dann schneidet auch die untere Sinushälfte (markiert mit rote Bällchen).

Das seht (ja ja mit einige Fantasie) mehr aus wie einen modernen Bohrer-einsatz, nicht so sehr wie ein Dorn. Natürlich sind die Nuten / Negativen nicht perfekt Wendelförmig geschlagen (wäre ja auch unmöglich), aber die 'doppele Schneide' gibt es in moderne Bohreinsätze auch.

Ist das denn gar kein Bohrer? Oder vielleicht ein alternatives Typ? Ich habe auch solche gefunden die deutlicher zweiseitig zugerichtet sind, die haben aber auch 3 Negativen an dem Tipp. Konnte das einer Art Scharfung / Nachscharfung sein? Ich finde das nicht wie einfache Aussplitterungen aussehen.

Gibt es Forum-mitglieder die auch solche gefunden haben?
LG, S.

Steinereihe


neolithi

Möglicherweise ein Abschlag. Aber eine Zuarbeitung zu einem Bohrer oder einem anderen Werkzeug kann ich nicht erkennen. Die Form scheint mir zufällig zu sein, kommt bei Flint ja häufig vor.

HG
neolithi

Steinereihe

#3
Danke neolithi! Mit Schlagflachenrest und Bulbus vorhanden denke Ich auch an einen Abschlag. Ich habe mich natürlich auch gefragt ob die 3 kleine Ablschlagnegativen an den Tipp vom Pflug stammen konnten (Photo B_3Seiten_3Negativen ).

Die sollte denn aber den Tipp von 3 verschiedene Seiten berürt haben, ohne sonst Schade zu verursachen. Ist möglich. Aber ist es auch wahrscheinlich?

Die Negativen sehen relativ 'sauber' aus (Der Tipp ist gar nicht 'bröckelig' wie man erwarten würde beim Pflugschlag, und sie wirken mit den Artefakt im Hand altzeitlich. Bohrer gibt es in viele Formen und Formaten, Flintstücke sind auch opportunistisch benutzt worden. Die Haubtfrage ist ob die 3 kleine Ablschlagnegativen am Tipp (Photo B_3Seiten_3Negativen ) wirklich geschlagen worden sind, oder nur zufällig entstanden sind, und ob die Aussplitterungen (Photos ABDSCN9817, ABDSCN9818) von eine drehende bewegung stammen oder nur von zufällige Impakt.

LG, S.

Steinsucher

Hallo Forum, hallo Steinereihe,

"Abschlag" bedeutet hier in diesem Forum, gehe ich mal von aus, von einem Menschen in voller Absicht durch gezielte Maßnamen von einem Gesteinsbrocken abgetrennte Teile zur Präparation des Rohstoffs oder zur Nutzung des Teils selbst. (Jetzt bin ich erschöpft, was für ein Satz).

Aber, bei diesem Stück kann ich leider nichts davon erkennen. Zwischen Aachen und Mastricht liegen warscheinlich in jeder größeren Baustelle Unmengen solcher Teile herum. Das liegt nicht zuletzt daran, dass in dem Gebiet in allen Kiesgruben der Stoff enthalten ist (und das schon etwas länger). Nicht zuletzt durch Kontakt mit den Fördermaschinen entstehen dann auch diese Schlagkegel/Druckkegel. Immer gut um darauf einzurasten und hereinzufallen. Diese hier sind in Punkto Herstellung von Werkzeug total unsinnig.

Grüße aus Heinsberg,

Fritz


Nanoflitter

Ich halte das Ding auch, wenn überhaupt, für einen der Schlagabfälle, die beim Zurichten eines Kerns in Massen entstehen.
Gruss...

Steinereihe


@neolithi, nanoflitter, Danke!!!

@ Fritz/Steinsucher, Baustelle? Die Fundstelle war ein Atelier wo tausende Beilen und Meißel hergestellt worden sind. Ich würde gerne mal hören an welchen Baustellen zwischen Aachen und Maastricht man geschliffen Beilklingen findet...

LG, S.