Bohrer?

Begonnen von capteloy, 07. Januar 2017, 20:07:22

Vorheriges Thema - Nächstes Thema

capteloy

Hallo liebes Forum,

das mit dem Fotografieren klappt grad gar nicht gut...
Könnt ihr trotzdem erkennen, ob es sich hierbei um
einen Bohrer handeln könnte?

Besten Dank für eure Einschätzungen! :Danke2:

Merle2

Hallo,

Sieht für mich stichelartig aus :winke:
Grüsse :-)

Nanoflitter

Ja, so sehe ich das auch, interessantes Artefakt! :super: Gruss...

thovalo

#3
Zitat von: Merle2 in 07. Januar 2017, 20:46:39
Hallo,

Sieht für mich stichelartig aus :winke:
Grüsse :-)


Immer erwünscht und sinnvoll ist die Angabe der Fundregion und sei es nur das Bundesland!
Ideal wäre in diesem Fall auch das Kreisgebiet.


Das ist ein perfekt erhaltener einfacher Stichel an konkaver Endretusche, wobei ich es bewundernswert finde, das alle Bilder so geschossen sind, dass man den Artefakttyp möglichst NICHT erkennt!


Auch eine Kunst  :zwinker: ..............  (mit Humor gemeint!)



http://www.sucherforum.de/index.php/topic,71200.0.html


...... im link kommt nach der Rückenspitze gleich ein glasklarer Stichel. Der ist auch an einer Endretusche ausgeführt, die Retusche jedoch in einer spätpaläolithischen gröberen Ausführung von einem Fundplatz der "Federmesserkultur" am rechten Niederrhein.


In der Art der Herstellung ist der hier vorgestellte "Bohrer" tatsächlich ein Stichel (den man ggf. auch zum Bohren benutzten konnte).
Das Exemplar besteht dem Eindruck der Bilder zufolge aus einem "baltischen Feuerstein" und datiert vom jüngeren bis in das späte Paläolithikum.  


Ausführlich hier:      



http://www.steinzeitwissen.de/artefakttypen/stichel


Meine Bitte: die ganze Fotoreihe noch einmal und zwar ohne die Pinzette (!) sondern mit den Fingern genau so halten, dass man den Stichelschlag gut erkennen kann. Wichtig und möglichst nah zu zeigen wären die Spitze und der von dort aus gelöste Stichelschlag.
Falls der Stichelschlag noch einmal überretuschiert worden wäre, dann wird auch die mögliche Absicht der Herstellung einer stabilen Bohrerkante durch den jetzt schon sicher erkennbaren Stichelschlag vorstellbar.


lG Thomas   :winke:



Und unbedingt von dem Platz alles sammeln was vorkommt und wenn es schon was gibt hier dran hängen und zeigen.
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

StoneMan

#4
Moin,

wo ist denn der Fundort dieses retuschierten Zinkens?

Wer hat, schaut sich einmal bei PVP auf Seite 74, die Fig. 33 an.
Zeitstellung bei PVP, Hamburgkulturen, Maglemose- Ertebøllekultur.


Gruß

Jürgen

PS habe es im WWW gefunden. Klick das Bild.


Quelle: http://denstoredanske.dk/Danmarks_Oldtid/Stenalder/Den_store_tundra_13.000-9.500_f.Kr/Indvandrerne
Was könnte wichtiger sein als das Wissen? fragt der Verstand.
Das Gefühl und mit dem Herzen zu sehen, antwortet die Seele.
Antoine de Saint-Exupéry

capteloy

Danke für die ausführlichen Antworten! :Danke2:

Werde mich morgen nochmal ans Fotografieren machen, in der Hoffnung, brauchbarere Ergebnisse zu erzielen. :heul:

Gefunden wurde der Gute im westlichen Teuto.
Ich war erst einmal auf dem Acker, da war es auch der bislang einzige Fund. Mehr wird sich evtl. zeigen, wenn der Schnee wieder weg ist.....

Grüße!
Capteloy

thovalo

#6
Zitat von: StoneMan in 08. Januar 2017, 00:21:39
Moin,

wo ist denn der Fundort dieses retuschierten Zinkens?

Wer hat, schaut sich einmal bei PVP auf Seite 74, die Fig. 33 an.
Zeitstellung bei PVP, Hamburgkuturen, Maglemose- Ertebøllekultur.


Gruß

Jürgen

PS habe es im WWW gefunden. Klick das Bild.


Quelle: http://denstoredanske.dk/Danmarks_Oldtid/Stenalder/Den_store_tundra_13.000-9.500_f.Kr/Indvandrerne


Hallo Jürgen!


Der von Captloy gefundene Stichel zeigt keine ausgebogene Spitze, der wird nur so gehalten!
Die Stichelplattform wurde charakteristischerweise konkav einretuschiert, was den "Schwung" ausmacht.

Dein eingestelltes Bild zeigt wunderbar klar einen "Zinken" mit vollständig umlaufender (!) Retuschierung.
An dem eingestellten Fundbeleg erkennt man jedoch bereits auf den nicht allzu günstig heraus stellenden Bildern das Stichelnegativ, der von merle und Nanoflitter sofort erkannt worden ist!.

Der Oben eingestellte Fundbeleg ist nach dem Prinzip des hier mit angehangenen Stichels ausgeführt worden, dessen Retuschierung aufgrund der Dicke des verwendeten Abschlags allerdings deutlich grober ausgefallen ist, was auf dem Platz ein eigentümliches Charakteristikum zu sein scheint. An dem angehangenen Stichel ist die Spitze deutlich seitlich ausgestellt. Durch das Stichelnegativ ist der Fundbeleg, der inzwischen der "Federmesserkultur" zugeordnet werden konnte, typologisch dennoch einwandfrei als Stichel zu identifizieren  :glotz:


Die Funktionsweise zum Ritzen / Linien ziehen kann für Stichel wie Zinken absolut identisch sein.
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

thovalo

#7
Zitat von: capteloy in 08. Januar 2017, 00:32:48
Danke für die ausführlichen Antworten! :Danke2:

Werde mich morgen nochmal ans Fotografieren machen, in der Hoffnung, brauchbarere Ergebnisse zu erzielen. :heul:

Gefunden wurde der Gute im westlichen Teuto.
Ich war erst einmal auf dem Acker, da war es auch der bislang einzige Fund. Mehr wird sich evtl. zeigen, wenn der Schnee wieder weg ist.....

Grüße!
Capteloy



Teuto(burger Wald) nehme ich an?


Aufgrund der Zeitstellung ein Tip:

Diese Plätze liefern keine sehr umfangreichen Mengen an Fundbelegen, sondern immer wieder einige Fundstücke. Je nachdem was Du da entdeckt hast, eine Feuerstelle für eine Nacht, einen Tagesaufenthalt oder einen mehrtägigen Rastplatz, findest Du am ehesten noch Debitage, vielleicht auch einige Kernsteine. Sollte noch ein Projektil/oder Projektile und/oder weitere typologische charakteristische "Geräteeinsätze" mit hinzu kommen wird es wirklich interessant.

Die Prospektionsweise sollte dem angepasst eine gemächliche Schrittfolge und systematisch eingehaltene Prospektionsweise von Bahnen mit etwa eineinhalb Metern Abstand zueinander haben. Die Prospektionen mehrfach im Jahr und über einige Jahre hinweg wiederholen. Die Fundflächen sind in der Regel klein und räumlich sehr begrenzt. Jeden Fitzel an Silices mit nehmen, um ggf. auch kleine Stichellamellen bemerken zu könne, falls Stichel dort auch hergestellt worden sein sollten. Jeder Neufund gibt einen tieferen Einblick. Dann kannst Du mit der Zeit ggf. ein typologisches Spektrum und Eindrücke der Bearbeitungsweise der Artefakte gewinnen, die dann die nähere Zeitstellung fassen lassen. Achte auch auf Felsgesteinstücke, sofern da nicht alles voller Gerölle liegen sollte und selbst auch dann. Schlagstein(e), Retuscheur(e), Pfeilschaftglätter(fragmente) würden auf intensivere Arbeiten hinweisen.

So ein Platz verlangt viel Aufmerksamkeit, die sich dann aber auch sehr auszahlen kann.
In Anbetracht der Zeitstellung solcher Plätze lohnt sich meiner Meinung nach der Aufwand.


Neue Bilder wären natürlich klasse!

Metallkontakte zu Silices sollte man wegen möglichen Hinterlassung von Spuren darauf vermeiden.
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

StoneMan

Moin,

die negative Stichelbahn habe ich einmal besser ins Licht gerückt und herausgestellt.

Gruß

Jürgen
Was könnte wichtiger sein als das Wissen? fragt der Verstand.
Das Gefühl und mit dem Herzen zu sehen, antwortet die Seele.
Antoine de Saint-Exupéry

thovalo

#9


Toll gemacht, lieber Jürgen!


Jetzt wirkt die Spitze auch nicht mehr so extrem ausgestellt und die konkave Retuschierung ist deutlich erkennbar :super:
Es handelt sich bei der Grundform um einen durch direkten harten Schlag erzeugten Abschlag.


So langsam deutet Manches mehr in Richtung des späten Paläolithikums und damit auf die hoch mobilen Rückenspitzen- und Stielspitzenkultur(en) mit vielen eher kurzfristigen Aufenthalten in einem komplexen Netzwerk von Wanderrouten hin.
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

capteloy

Hier nocheinmal ein paar Fotos.

Falls diese auch nicht sehr hilfreich sind, kann ich auch nochmal ein Versuch starten.

Grüße!
Capteloy


thovalo

#11

Das 4. Bild lässt nun auch das Negativ des Stichelschlags klar erkennen.


Die Ansprache Deines Fundbelegs lautet nach meiner Auffassung:


Einfacher Stichel an konkaver Endretusche an einem Abschlag aus baltischen Feuerstein (Geschiebefeuerstein).


Das ist ein typologisch ein sehr klar ausgeprägter Stichel.


Glückwunsch!


lG Thomas
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

capteloy

Danke für die vielen Informationen!
:Danke2:

Grüße!

Kelten111

Dere .

Jup ein schöner Stichel !!

Mfg  :winke: :winke: