Pfeilspitze mit Schäftungsdorn und Flügelenden

Begonnen von thovalo, 03. Mai 2010, 21:00:12

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thovalo

Hallo Forum!  :winke:

Das ist einer der Tage an dem die Funde freuen und die Zerstörung der Befunde traurig macht.

Heute wollte ich mir nur mal "kurz" die abgeschobene Fläche einer Baustelle ansehen:

Spuren der hier sehr weit verbreiteten Raseneisenerzkonzentrationen, Holzkohlepartikel, kleinteilige Schlackereste und zerbröselte metallzeitliche Keramik. Das "Alltägliche" und "Übliche" bis dahin.

Dann lag überraschend eine hoch fein retuschierte Pfeilspitze im Planum, der breite Schäftungsdorn noch erhalten, die beiden Flügelenden und die Spitze wohl bereits durch die lange Zeit am Ort getätigten landwirtschaftlichen Tätigkeiten abgebrochen.

Das Material ist ein hoch fein homogen strukturierter hell-transparenter "nordischer" Feuerstein.

(Länge: noch 2.2 cm)                                    Datierung: Endneolithikum bis Bronzezeit


Dann wollte ich mit dem überraschenden Fundbeleg weiter ziehen, als ich in der letzten angeschobenen Spur das große Fragment einer frisch fragmentierten sehr großen eisenzeitlichen Schale entdeckte.

Die Innenfläche und ca. 2cm der umlaufenden Außenfläche des Randes sind geglättet. Der Korpus wurde mit Tonschlicker angeraut.


Keine erhaltenen Befunde, sondern eine vollkommen abgetragene und eingeebnete alte Oberfläche mit punktuell eingestreuten Scherben im Übergang vom Pflughoriont zum gewachsenen Boden.


Hier wird keine einzige Baustelle beobachtet, weil kein Personal und Interesse da ist, obwohl die Region eine der am dichtesten besiedelten Landschaften der Eisenzeit in Deutschlands war (Niederrheinische Grabhügelkultur).
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

arriba

- schöne Pfeilspitze, gratulation!  :prost: Glockenbecher Kultur? So heisst es doch auf Deutsch ne´  :kopfkratz:
In meinem schlauen Buch steht dass zumindest so auf dänisch - habe direkt übersetz  :zwinker: Soll wohl karakteristisch sein für das gesamte Westeuropa.... also, sofern ich richtig liege.....
:winke:
Rikke

thovalo

#2
Hallo Rikke!  :winke:

Sowas Schönes kommt eigentlich nur bei Dir vor!!!!!!!!!!!!!!!

Der wunderschöne Feuerstein ist bei Dir ja die Regel, aber hier eine Besonderheit. Der hier wurde wohl aus Gletscherablagerungen weiter östlich oder nördlich aufgesammelt.

Ja, die Pfeilspitzenform wurde ab der "Glockenbecherkultur" und wie bei Euch im hohen Norden üblich zumindest auch noch bis in die frühe Bronzezeit hinein aus Feuerstein hergestellt und verwendet, hier auch weiter in dieser Form. Das Rheinland hatte keine frühe Kupfer- oder Bronzekultur. Da arbeitete man eben ansehnlich und Metallformen nachahmend in Feuerstein weiter!

Gerade Pfeilspitzen gingen ja öfter verloren und dafür war der Wert des frühen Metalls einfach noch zu hoch.

(Du hast uns ja Gestern eine vollkommene Flut schöner und spannender Stücke beschert! Ich hoffe du konntest gut schlafen nach so einem Segen!  :zwinker: )

Ich grüße dich und bin auf die Zeitstellung und ansprache Deiner Stücke gespannt!

LG  thovalo    :winke:
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

arriba

Zitat von: thovalo in 03. Mai 2010, 21:24:00
Hallo Rikke!  :winke:

Sowas Schönes kommt doch eigentlich nur bei Dir vor!!!!!!!!!!!!!!!

Der wunderschöne Feuerstein ist bei Dir ja die Regel, aber hier eine Besonderheit. Der wurde wohl aus Gletscherablagerungen weiter östlich oder nördlich aufgesammelt.

Ja, ab der "Glockenbecherkultur" und wie bei Euch im hohen Norden zumindest auch noch bis in die frühe Bronzezeit hinein hergestellt und verwendet. Das Rheinland hatte keine frühe Kupfer- oder Bronzekultur.
Da arbeitete man eben ansehnlich und Metallformen nachahmend in Feuerstein weiter!
Gerade Pfeilspitzen gingen ja öfter verloren und dafür war der Wert des frühen Metall einfach noch zu hoch.

(Du hast uns ja Gestern eine vollkommene Flut schöner und spannender Stücke beschert! Ich hoffe du konntest gut schlafen nach so einem Segen!  :zwinker: )

Ich grüße dich und bin auf die Zeitstellung und ansprache Deiner Stücke gespannt!

LG  thovalo    :winke:

Danke :-) Geschlafen habe ich bestens....  :-) Hoffe er kommt bald zu besuch der versprochene Archäologe, aber ich denke schon..... sprach mit dem Chef und er war sehr begeistert :-) Vielleicht erklärt uns deine Pfeilspitze ja,  warum es im Rheinland auch Rothaarige Menschen gibt ..... :zwinker: :-D

thovalo

Spannende Theorie!
Die solltest du auch mit dem Archäologen besprechen!!!  :zwinker:

Laß uns wissen was bei Deinen Funden herauskommen wird!


LG nach Dänemark!  :winke:
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

a.k.a. rentner

Gibt ja auch Theorien nach denen Kastagnetten-klappernde Flamencotänzer in westdeutschen Dorfdiscos gloggenbechernde Forvahren haben sollen :hilfe3: 

thovalo

#6
 :winke:

Noch der Eindruck des zusammengesetzten Fragments der urgeschichtlichen flachen Schale! Die noch glänzenden Klebenähte werden noch überarbeitet. Alle umlaufenden Bruchkanten sind frisch!

Solche großformatigen Schalen wurden zumeist als Abdeckungen über Graburnen gesetzt!

Maße: 15 cm x 12 cm


Die Funde sind per mail mit Bildern und allen notwenidgen Daten gemeldet....... schaun wir mal!   :engel:
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.