Beilchen(?)

Begonnen von Hase, 23. Oktober 2009, 11:39:47

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Hase

Auch ich hab mal die Augen aufgehabt beim Sondeln.....  :narr:
Und dabei ein Beil/Dechsel (?) gefunden.
Hoffe die Bilder reichen den Experten aus.
Auf Erden herrscht die Liebe, im Himmel die Gnade, und nur in der Hölle gibt es Gerechtigkeit.
(Anaklet II.)

rolfpeter

Servus Hase,

besonders das letzte Foto läßt mich an eine flachbreite Dechselklinge denken. Material scheint ein Feinsediment oder niedrig metamorphes Gestein, z.B. Tonschiefer, zu sein.

Schreibe mal bitte was zu Fundort.

HG
RP
Der Irrtum strömt, die Wahrheit sickert

Hase

Habe  das Stück gestern J.Weiner vorgelegt, er ist begeistert und möchte darüber etwas schreiben. Das Material kommt aus Belgien und das Stück ist seiner Meinung nach ein schönes Beispiel für frühes Recycling. Das ursprüngliche Werkzeug ist gebrochen und dann "stümperhaft" wieder nachgeschliffen worden.
Auf Erden herrscht die Liebe, im Himmel die Gnade, und nur in der Hölle gibt es Gerechtigkeit.
(Anaklet II.)

rolfpeter

Servus,

was hat er denn zum Material gesagt?
Für Phtanite d'Ottignies ist es IMHO ein wenig zu hell und im Bruch zu grob. Die Bilder können natürlich täuschen.
Phtanit ist ja Kieselschiefer und somit härter als Tonschiefer. Mit einem Messer kann man auf Tonschiefer einen Kratzer machen, beim Kieselschiefer gleitet die Messerspitze übers Material und hinterläßt keinen Kratzer.

HG
RP
Der Irrtum strömt, die Wahrheit sickert

ossiex

Ich besitze ebenso eine Drechselklinge aus Kieselschiefer. Fundort: Rügen (um 1920, aus Nachlass).

Priamos

Herzlich Willkommen im Forum, ossiex! :winke:

Du darfst ruhig ein paar mehr Fotos von dem schönen Stück hochladen. :-)
Die Experten werden dir bestimmt im Verlaufe des Tages etwas dazu schreiben. :zwinker:
Gehst du selber denn auch auf die Suche nach Steinartefakten?
Schöne Grüße, :winke:

Christian

ossiex

Hallo Priamos,

Besten Dank für den freundlichen Empfang. Beim Selbersuchen war ich bisher weniger erfolgreich, ich habe auch keine Sonde sondern sichte derzeit die archeologische Sammlung meines Grossvaters. Als Kind kann ich mich an Spaziergänge mit ihm erinnern. Irgendwann sagte er, "An dieser Flussbiegung kann eine steinzeitliche Siedlung gewesen sein". Dann stocherte er etwas mit dem Spazierstock und holte Flintsplitter aus dem Boden. Dieses war wohl noch die "Vorsondenzeit"  :zwinker: Die gemeinsamen Spaziergänge waren vor ca. 40 Jahren und 15 Jahre nach seinem Tod habe ich kürzlich seine Sammlung übernommen. In einer Musse-Phase möchte ich nun möglichst viele der Informationen retten (Katalogisierung, Furndorte, Bestimmungen). Toll wäre es, interessante Bestimmungen mit diesem Forum gemeinsam machen zu können. Es sind sicher einige faszinierende Stücke dabei.

Hier sind noch 2 weitere Bilder von der Drechselklinge.

Ich habe auch noch zweites, ähnliches Fundstück. Fundort: Rügen, Funddatum: ebenfalls ca. 1920, Material: beige-grauer Kiesel (??). Beide Seite geschliffen, wie das erste Exemplar eine erstaunlich scharfe, relativ unversehrte Schneide. Das 2 Stück ist eher parallel und weniger einseitig angeschliffen als das erste Stück.

Schöner Gruss - Ossiex   

Priamos

Hi Ossiex :winke:
Danke für die neuen Fotos!!! :-)

Das ist echt eine schöne Geschichte! Aber wenn du in die Fußstapfen deines Opas treten möchtest, brauchst du ja nicht unbedingt eine Sonde. Ich selbst habe auch keine. :engel:
Gehe aber auch erst seit ca. 4 Monaten auf die Suche. Aber hier im Steine-Forum wirst du alles darüber erfahren, auch wie man selber mögliche Fundorte ausfindig macht. Das findest du aber alles im tollen Index bzw. bei den "Kennzeichen eines Flintgerätes". :super:

Zitat von: ossiex in 14. Februar 2010, 20:44:05
[...] Toll wäre es, interessante Bestimmungen mit diesem Forum gemeinsam machen zu können. Es sind sicher einige faszinierende Stücke dabei. [...]

Da bist du hier genau richtig! Bin schon gespannt.
Das nächste mal kannst du deinen Stücken aber ruhig einen eigenen Thread gönnen. So bekommst du auch mehr Aufmerksamkeit. :zwinker:
Aber das wird schon!

Schöne Grüße, :winke:

Christian

ossiex

Hi Priamos,

Besten Dank für die guten Tipps für den Anfang! Ich werde mich einmal in den Index einlesen und es auch mit einem Thread versuchen.

So long - Ossiex

Sprotte

Hallo ossiex

Zitat von: ossiex in 14. Februar 2010, 00:26:33
Ich besitze ebenso eine Drechselklinge aus Kieselschiefer. Fundort: Rügen (um 1920, aus Nachlass).

Eine derartige Dechselklinge von der Insel Rügen ist wirklich außergewöhnlich und nur als ein "Export" zu interpretieren.

Viele Grüße  :winke:
Sprotte

Khamsin

Moin!

Eine "Drechselklinge", und dann noch aus "Kieselschiefer", das ich das noch erleben durfte! Danke, danke, danke!

HG KIS
"For an impossible situation - choose a crazy remedy!"

germanicus1

Die bösen Anfänger haben schon wieder Fehler gemacht !!!

Gut aufgepasst Oberlehrer Kis !!! 

ossiex

O.K., nach einer Woche nächtlichem Sichten von Scherben, Flint-Abschlägen und das Einlesen in die Materie konzentriere ich mich zunächst auf das Inventarisieren derselben und überlasse die qualifizierte Interpretation erst einmal besser den Experten.

Khamsin, was ist Deine Einschätzung zu Material und Verwendung dieser Fundstücke und was meinen die Fachleute?

HG - Ossiex

rentner

Mich verwirrt allmählich der Begriff Kieselschiefer......
Tauchte der neulich nicht als Köllsches Synonym für Lydit auf????
Dann wäre es wohl wirklich ein extremer Import/Export..........oder?
Michi

ossiex

Also erst einmal herzlichen Dank für all Eure Inputs - ich denke, in diesem Forum kann ich viel lernen.

Michi, Du hast recht. Im Wikipedia finde ich folgendes zur Nomenklatur und Verbreitung des "Kieselschiefers": Radiolarit oder Lydit ist ein Sedimentgestein, das auch als Chert oder Kieselschiefer bezeichnet wird und hauptsächlich aus Quarzmasse besteht. .... Die Bezeichnung Kieselschiefer ist unzutreffend, da das Gestein kein echter Schiefer ist, sie ist im deutschsprachigen Raum aus historischen Gründen jedoch weit verbreitet ....
Radiolarit oder Lydit ist ein sehr hartes Gestein und gilt als das ,,Eisen der Steinzeit" ...Beilen, Klingen, Bohrern oder Schabern verarbeitet ... [dürfte bei Euch alles bekannt sein]. Verbreitet sind Beile aus Lydit im westlichen Niedersachsen und nördlichen Westfalen.... Die Farbe variiert je nach Pigmentanteil zwischen rötlich, grünlich, bräunlich und schwarz.

Dann gibt es noch unter http://www.kristallin.de/suedliche/lydit.htm : "
"Die schwarzen Radiolarite/Lydite, die in Deutschland gefunden werden, sind sichere Indikatoren für eine südliche Herkunft. Sie stammen aus dem Harz, dem Thüringer Wald oder dem Erzgebirge/Böhmen  und benachbarten Gebieten. In Skandinavien fehlen Radiolarite/Lydite fast vollständig. Ich habe noch nie einen im nordischen Geschiebe gefunden, wohl aber Mengen davon, sobald man in die Bereiche der Flußschotter unserer nach Norden bzw. Westen entwässernden Flüsse kommt."

Dieser Hinweis unterstützt die Export-These von Sprotte und Michi - denn wie soll das sonst nach Rügen kommen???           

Schöne Grüsse - Ossiex



rolfpeter

Servus,

bin ja auch ein bekennender Besserwessi aus der Gegend von Kölln, habe aber nix gegen Kieselschiefer.

Wie hier ja schon ausführlich diskutiert wurde, paßt das hübsche Ding irgendwie nicht an die Ostseeküste. Ist der Fundort gesichert? Bei uns ist mal eine Klinge von 'nem tbk-Flintbeil vorgelegt worden. Es stellte sich heraus, daß das Stück von der Witwe eines Sammlers, den es beruflich aus Norddeutschland ins Rheinland verschlagen hatte, auf den Acker entsorgt wurde.

Die Sensation war also keine!

HG
RP
Der Irrtum strömt, die Wahrheit sickert

ossiex

Hallo Rolfpeter,

Die schwarze Klinge ist allgemein mit "Rügen" beschriftet. Diese zu allgemeine Beschreibung macht natürlich vorsichtig. Und bei bronzezeitlichten Ost-West-Import-Export Aktivitäten kenne ich mich nicht aus.

Die 2. beige-graue Klinge ist auf der Seite mit "Rügen 1926" beschriftet und trägt auf der Unterseite den genauen Fundort bei Greifswald. Soweit ich verstanden habe, wird ja die Herkunft bei diesem 2. Stück auch nicht bezweifelt.

HG - Ossiex