Beil, arg geschunden

Begonnen von Wiesenläufer, 07. Juni 2019, 17:54:07

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Wiesenläufer

Moin,

seit dem Winter hatte ich eine Anhöhe im Visier, die merkwürdig schwarz aussah im ansonst hellen Ackerboden.
Heute war ich endlich drauf um es mir anzusehen. Dreck-Boden !!! Müll, Glas, Plaste. Als ob sie beim renaturieren eines kleinen Sees,
den ganzen Schlamm aufs Feld gebracht haben.

Mitten drin, zwei Kratzer, einige Abschläge und dieses arg geschundene und wahrscheinlich auch abgearbeitete Beil.
11cm Lang, 5cm breite Schneide (Rest), 3cm die Schmalseiten, aus hellgrauem Flint. Auf allen Seiten sind noch Schliffreste zu erkennen.

Ein schöner Anblick.  :-D

Gruß

Gabi
Wer viel geht, findet viel.
(Nicht auf meinem Mist gewachsen)

StoneMan

Moin,

lange "Betriebszeit", ziemlich aufgebraucht aber ein schöner Fundbeleg  :Danke2:

Wie sicher kannst Du nach Deinen beschriebenen Zuständen zum Fundort sein?

Gruß

Jürgen
Was könnte wichtiger sein als das Wissen? fragt der Verstand.
Das Gefühl und mit dem Herzen zu sehen, antwortet die Seele.
Antoine de Saint-Exupéry

Wiesenläufer

Moin,

überhaupt nicht sicher. Wäre ziemlich ungewöhnlich. Könnte mir durchaus vorstellen, dass es sekundär verlagert wurde.

Gruß

Gabi
Wer viel geht, findet viel.
(Nicht auf meinem Mist gewachsen)

Danske

Moin Gabi,

über dieses Beil hätte ich mich auch gefreut. Obwohl oder vielleicht gerade weil es so abgenudelt und am Ende seines Lebens angekommen ist.

Ein feiner Fundbeleg. Schade ist einzig, dass eine mögliche Verlagerung zum Fundort nicht auszuschließen ist.

LG
Holger
Et nunc reges intelligite, erudimini, qui judicatis terram.

Steinkopf

#4
Hi Gabi,

das ist ein interessantes und doch durchweg gut erhaltenes Fundstück.
Es sieht nach grob kristallinen Danien Flint aus, der auch in seiner Struktur recht gut erhalten ist.
Da keine Verfärbung zu sehen ist, scheint es in relativ trockenen Sandboden gewesen zu sein.
Moor, Grundwasser etc. hätten je nach Chemie hier farbliche Spuren hinterlassen.

Die vielen Rostspuren hingegen lassen darauf schliessen, dass es doch lange Zeit im Ackerboden
gelegen hat und vom Pflug umschmeichelt wurde.

Mit umschmeichelt meine ich, dass diese Berührungen nur wenig Schäden hinterlassen haben.
Modernes Ackergerät ist oft zerstörerisch. Starke Schlepper haben oft in einem Arbeitsgang
eine Kombination von Fräsen, Zinken, Eggen etc. die große 'Klumpen' intensiver zerkleinern.
Das sollen sie ja auch zur Bodenbearbeitung.

Zum Glück hast Du das eindrucksvolle Beil ja jetzt in Sicherheit gebracht.

LG

Jan

Wiesenläufer

Moin,

die Anhöhe ist von zwei Seiten ziemlich steil zugänglich und der Boden ist dort mit einem hohen Lehmanteil versehen.
Zudem ist dieser Bereich sehr steinig. (Gibt bessere Stellen zum Besiedeln)

Bachlauf und See liegen ca. 900m entfernt und gehören zur gleichen Gemarkung.
Beides wurde im Winter ausgebaggert und neu angelegt bzw. in etwa wieder hergestellt. (Daher meine Vermutung mit dem Aufbringen).

Dachte erst an tiefgepflügt, der einen Siedlungshorizont nach oben gebracht hat aber die vorhandenen Müllreste zeugen leider nicht davon
und tiefgepflügt hat er auch nicht.

Werde mir den Bereich dieser Tage nochmal ansehen, wenn der Regen endlich aufhört.

Danke für die Antworten.  :Danke2:

Gruß

Gabi


Wer viel geht, findet viel.
(Nicht auf meinem Mist gewachsen)

Wiesenläufer

Moin,

war heute nochmal auf der Fläche. Es ist m.E. aufgebrachter Wiesen/Torfboden zumal u.a. sehr viele Bruchstücke von alten Meliorationsrohren
drauf liegen. Das Gelände ist 109m hoch.
Das Beil wird mit hoher Wahrscheinlichkeit sekundär drauf gekommen sein. (Aus sandigen Randbereichen der Ausbaggerungsflächen.  :kopfkratz:)

Gruß

Gabi
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steinwanderer

Moin Gabi,
das Gelände sieht ganz natürlich aus; Anhöhe mit einer Senke in der sich Torf gebildet hat. Die Senke wurde entwässert um sie mit zu bewirtschaften.
Gruß Klaus
Lewer duad üs Slav

Wiesenläufer

Zitat von: steinwanderer in 09. Juni 2019, 17:37:35
Moin Gabi,
das Gelände sieht ganz natürlich aus; Anhöhe mit einer Senke in der sich Torf gebildet hat. Die Senke wurde entwässert um sie mit zu bewirtschaften.
Gruß Klaus

Moin Klaus,

nicht ganz, ich STEHE AUCH AUF EINER ANHÖHE. Was Du im Hintergrund siehst, ist eine noch höhere Erhebung. Ist von dieser Perspektive leider
nicht gut zu erkennen. Wollte den Unterschied des dunklen Bereiches zu den sonst hellen Boden der kompletten Umgebung zeigen.

Gruß

Gabi
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Steinsucher

Zitat von: Steinkopf in 07. Juni 2019, 22:06:38
Es sieht nach grob kristallinen Danien Flint aus, der auch in seiner Struktur recht gut erhalten ist.

Sehr interessantes Teil. Wenn mir das hier jemand im weiteren Raum Heinsberg/Rheinland gezeigt hätte, wäre für mich klar gewesen: "Valkenburger". Eben - Hätte. Es zeigt wieder, dass sehr ähnliche Feuersteintypen in den unterschiedlichsten Gegenden entstanden sind. Danke an Jan für den Beitrag zur Materialbestimmung.

Schöner Fund Gabi, hau rein.

Fritz.

Wiesenläufer

Moin,

habe mal recherchiert und mich durchtelefoniert.

Es ist wirklich der Aushub vom neu/wieder angelegten See auf diese Anhöhe/Kuppe gekommen. Da es nicht untergearbeitet wurde,
ist mit hoher Wahrscheinlichkeit anzunehmen, dass das Beil sekundär verlagert wurde.

Gruß

Gabi
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(Nicht auf meinem Mist gewachsen)

Fischkopp

Hallo Wiesenläufer,

mal wieder ein sehr schöner Beitrag von Dir.  Danke.

Da nun die Herkunft der Lagerstätten des Beiles nach Deiner  Recherche geklärt ist,
denke ich daß nicht der Pflug geschmeichelt hat sondern es sich um Ablagerungen von
Raseneisenstein handelt.

LG Fischkopp

Steinkopf

Moin,

die Verteilung (fast) ausschließlich genau auf den Graten sieht nach Abrieb vom Pflug aus.
Dies Bild entsteht beim 'Schmeicheln' mit Metall.

LG

Jan

Fischkopp

Hallo Jan,

sicherlich habe ich mich mit meiner Meinung weit aus dem
Fenster gelehnt. Der Pflug muss das Beil schon ganz schön geschmeichelt
haben da viele Spuren von Rost zu sehen sind ohne dem Beil zu schaden.
Interessant wäre zu wissen wann der Aushub auf den Acker kam.

LG Fischkopp

Wiesenläufer

Moin,

@ Fischkopp, den genauen Zeitpunkt wann der Aushub rauf kam, kann ich nicht nennen da ich die Strecke selten fahre. Nur soviel: Anfang des Jahres wurde mit den Maßnahmen an Bach und Teich/See begonnen. Bis ins Frühjahr hinein dauerte die Überflutung.

Das Feld wurde nach der Ernte im Herbst letzten Jahres vorbereitet und lag dann brach. Aufgefallen war es mir frühestens Februar diesen Jahres.
Hatte noch einen Kollegen gefragt, ob Gülle oder ähnliches sowas hervorbringen kann. Er hatte auch keine richtige Antwort drauf.

Hatte es ne Weile aus den Augen verloren und nach der Einsaat vom Mais, mich endlich entschlossen mir das mal anzusehen.

Gruß

Gabi
Wer viel geht, findet viel.
(Nicht auf meinem Mist gewachsen)

Fischkopp

Hallo,

mit diesen Informationen nun zu meiner Theorie.
Ende des nordischen Neolithikums. Trockenheit.
Niederungen und ehemals Feuchte Gebiete wurden besiedelt.
Danach wurde das Klima wieder feuchter und die Siedlungen wurden
aufgegeben und die Flächen seit dem nicht mehr bewirtschaftet. (See)
Beil lag bis zum Aushub ungestört in einer feuchten eisenhaltigen
Umgebung. Da der Aushub noch nicht lange dort liegt ist der Kontakt mit
dem Pflug überschaubar.
Mir ist bewusst das diese Theorie sehr unwissenschaftlich ist aber für mich
plausibel. Nicht jede Rost Spur muss von landw. Geräten stammen.

LG Fischkopp

hargo

Zitat von: Fischkopp in 20. Juni 2019, 14:44:00
.... Nicht jede Rost Spur muss von landw. Geräten stammen.

Das sehe ich auch so.

mfg