Beifunde bei der Feldarbeit

Begonnen von Tapir, 30. Januar 2012, 20:15:51

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Tapir

Ab und an finden sich bei der geologischen Feldarbeit auch Artefakte, die aber meist im Gelände verbleiben...

Aber wenigstens ein paar Bilder hab ich mit nach Hause genommen.

Hier das erste Werkzeug... Bei der Größe etwas zu schwer um es den ganzen Tag durch die Gegend zu buckeln, zumal wenn der Rucksack voller (rezentem) Werkzeug und Sedimentproben ist...  :smoke:

Tapir

Und hier ein Bild der Gegenseite:

teabone

Hallo Tapir,

schönes Exemplar, das macht Freude!

LG Augustin
Such- und Fundgebiet: Weinviertel, Nö.

Kelten111

Das ist ein Faustkeil und den hast liegen gelassen  :irre:
Wo suchst du ?
Mfg Fredi :winke:

Furchenhäschen

Servus,
wäre der Fund hierzulande gemacht worden wäre ein Eintrag ins Archäologische Jahrbuch des betreffenden Bundeslandes gewiss!

HdE

Tapir

#5
Zitat von: Furchenhäschen in 30. Januar 2012, 20:42:16
Servus,
wäre der Fund hierzulande gemacht worden wäre ein Eintrag ins Archäologische Jahrbuch des betreffenden Bundeslandes gewiss!

HdE

Keine Sorge, ist er nicht... Nahebei stiefelten Dromedare rum  :zwinker: (allgemein zu deiner Aussage: ich denke nicht. Paläolithikum in Norddeutschland wird selbst bei Vorlage der Funde und Bergung aus dem Anstehenden (Wand in einer Kiesgrube aus einem bestimmten, frühweichselzeitlichen Horizont) von den Archäologen nach dem Motto: "kann nicht sein also ist es nicht" geleugnet.)

PS: Auf der Fläche wo der Faustkeil lag: 2-8 Artefakte (Acheulaen bis Epipalaeolithikum) pro m² auf über 25 ha  :smoke:


edit: dass man im Ausland (auch schon alleine im Interesse des eigenen Wohlergehens) keine Artefakte sammelt versteht sich denke ich. Aber ich dachte ich zeige ein paar Stücken die mir im Gelände über den Weg gelaufen sind (obwohl ich von der Einordnung der Stücke nicht soooo viel Ahnung habe). Vielleicht freut sich ja jemand über die Bildchen....

Furchenhäschen

Zitat von: Tapir in 30. Januar 2012, 20:46:01
Keine Sorge, ist er nicht... Nahebei stiefelten Dromedare rum  :zwinker:

PS: 2-8 Artefakte (Acheulaen bis Epipalaeolithikum) pro m² auf über 25 ha  :smoke:


edit: dass man im Ausland (auch schon alleine im Interesse des eigenen Wohlergehens) keine Artefakte sammelt versteht sich denke ich. Aber ich dachte ich zeige ein paar Stücken die mir im Gelände über den Weg gelaufen sind (obwohl ich von der Einordnung der Stücke nicht soooo viel Ahnung habe). Vielleicht freut sich ja jemand über die Bildchen....
Servus,
das war mir schon klar, dass es sich um einen Auslandsfund handelt :zwinker:
deswegen schrieb ich ja, wenn und wäre...........und deswegen mache ich mir auch keine Sorgen :-)

jedenfalls vielen Dank fürs zeigen, derartige Stücke sieht man ja nicht alle Tage  :super:

Grüße
Peter :winke:

Kelten111

Ich freu mich auch  :prost:
Auch Bilder sind a wonne  :Danke2:
Mfg Fredi :winke:

Furchenhäschen

Zitat von: Tapir in 30. Januar 2012, 20:46:01
Keine Sorge, ist er nicht... Nahebei stiefelten Dromedare rum  :zwinker: (allgemein zu deiner Aussage: ich denke nicht. Paläolithikum in Norddeutschland wird selbst bei Vorlage der Funde und Bergung aus dem Anstehenden (Wand in einer Kiesgrube aus einem bestimmten, frühweichselzeitlichen Horizont) von den Archäologen nach dem Motto: "kann nicht sein also ist es nicht" geleugnet.)PS: Auf der Fläche wo der Faustkeil lag: 2-8 Artefakte (Acheulaen bis Epipalaeolithikum) pro m² auf über 25 ha  :smoke:


edit: dass man im Ausland (auch schon alleine im Interesse des eigenen Wohlergehens) keine Artefakte sammelt versteht sich denke ich. Aber ich dachte ich zeige ein paar Stücken die mir im Gelände über den Weg gelaufen sind (obwohl ich von der Einordnung der Stücke nicht soooo viel Ahnung habe). Vielleicht freut sich ja jemand über die Bildchen....

Servus,
dies hat natürlich beispielsweise für Süddeutschland so keine Gültigkeit!  :zwinker:

Grüße
Peter :winke:

Tapir


Furchenhäschen


Tapir

Hier noch etwas kleines (Maßstabsbalken = 2 cm), könnt ihr mir dazu etwas sagen? ("Endscraper"? Paläolithikum?)

Furchenhäschen

Servus,
leider ist das erste wohl entscheidende Foto etwas arg  dunkel.
Ich habe mir erlaubt es etwas aufzuhellen.
Trotzdem schwierig zumal es vermutl. aus fernen Landen stammt und es diesbezüglich hier etwas an Erfahrung in solchen Dingen fehlt.
Da muss ich etwas länger drüber brüten.

Grüße
Peter

Furchenhäschen

Servus Johannes,
falls die beiden muscheligen Abschlagsnegative links und rechts der Spitze gewollt waren so wäre dies dann m.E. eigentlich ein typisches Merkmal, sozusagen Lehrbuchmässig für ein Tool. An einen Schaber glaube ich aber eher nicht, für mich könnte der Bereich gestumpft sein um die Spitze.........

Grüße
Peter :winke:

Tapir

Hallo Peter,

Zitat von: Furchenhäschen in 01. Februar 2012, 22:01:22
leider ist das erste wohl entscheidende Foto etwas arg  dunkel.

ich entschuldige mich dafür. Die Lichtverhältnisse beim photographieren waren nicht die besten, allerdings hat das gute Stück eine Patina aus Wüstenlack und die Farbe auf dem ersten Bild entspricht weitestgehend dem natürlichen Farbeindruck.

Danke dass Du hilfst

PS: die beiden Abschlagnegative sind zumindest nicht "neu" da auch patiniert. Auch die Abschlagnegative am steilen "Ende" sehen intentionell aus.

Furchenhäschen

Zitat von: Tapir in 01. Februar 2012, 22:13:20
Hallo Peter,

ich entschuldige mich dafür. Die Lichtverhältnisse beim photographieren waren nicht die besten, allerdings hat das gute Stück eine Patina aus Wüstenlack und die Farbe auf dem ersten Bild entspricht weitestgehend dem natürlichen Farbeindruck.

Danke dass Du hilfst

PS: die beiden Abschlagnegative sind zumindest nicht "neu" da auch patiniert. Auch die Abschlagnegative am steilen "Ende" sehen intentionell aus.

Servus Johannes,
für einen Wüstenpaläolithikumsfundunkundigen ist das ein recht schwieriges Gebiet, meine ältesten hierzulande gemachten Artefakte sind 200.000 Jährchen alt, dein aktuell  gezeigtes Artefakt dürfte ein vielfaches mehr an Jahren auf dem Buckel haben.
Damit muss ich mich beschäftigen um etwas aussagen zu können. Allerdings hätte ich das Stück gefunden, ich hätte es auch mit Sicherheit mitgenommen.
Danke fürs zeigen, ein spannender Fund, zumal diese von Dir gezeigten Artefakte in zeitl. Horizonten liegen von denen wir hier nur träumen können.

Grüße
Peter :winke:
Ps.: ich weiss auch nicht ob ich Dir helfen kann? Wer solche bemerkenswerte Stücke zeigen kann muss eine Portion Fachwissen mitbringen!  :super:

Tapir

#16
Zitat von: Furchenhäschen in 01. Februar 2012, 22:23:43
Wer solche bemerkenswerte Stücke zeigen kann muss eine Portion Fachwissen mitbringen!  :super:

Das hat eher etwas mit "Glück" und dem "zur rechten Zeit am rechten Ort" sein zu tun. Und die technischen Anforderungen zum Bilderupload sind ja nicht so hoch hier  :-D

Nee, jetzt mal im Ernst: in Werkzeugtypologie bin ich recht unerfahren und freue mich über jede Hilfestellung die ich dazu hier bekommen kann... Dann weiß ich nächstes Mal vor Ort wenigstens was ich da sehe... Auch beim Faustkeil wüßte ich gerne ob der spätes Acheulean oder doch etwas früher ist, gerne mit Begründung...

Also nochmal: Vielen Dank für die Mühe!

Tapir

So sah es da übrigens aus (die Sonne täuscht, die Temperaturen spielen um den Gefrierpunkt)


mc.leahcim

Hallo Tapir,
gehört zwar nicht zum Thema aber bei den Bildern ist mir sofort Ludwig Uhlads Gedicht "Der wackere Schwabe" eingefallen das wohl viele ältere Mitleser in der Schule auswendig lernen mussten:

Als Kaiser Rotbart lobesam
zum heil'gen Land gezogen kam,
da mußt er mit dem frommen Heer
durch ein Gebirge wüst und leer.
Daselbst erhub sich große Not,
viel Steine gab's und wenig Brot,
und mancher deutsche Reitersmann
hat dort den Trunk sich abgetan;
den Pferden war's so schwer im Magen,
fast mußte der Reiter die Mähre tragen.

..........

:back2:

Michael

P.S. Wie schön ist es doch die Welt im Sessel zu erleben. Schöne interessante Funde, schöne Bilder. Danke!!
Gum biodh ràth le do thurus. = Möge deine Suche erfolgreich sein (Keltisch/Gälisch)
Die soziale Kälte hilft nicht die globale Erwärmung aufzuhalten!!

Furchenhäschen

#19
Servus Johannes,
hier möchte ich Dir zum direkten Vergleich einen Acheuleenfaustkeil den ich in Bayern fand vorstellen.
Dieser ist ca. 50.000 bis max. 80.000 Jahre alt.
Deinen Fund schätze ich, wenn als sehr sehr frühen Acheuleenfaustkeil,oder auch nicht, evtl. doch auch um einiges früher ein. Die Bearbeitungsunterschiede bei gleicher keilförmiger Grundform müsste eigentlich gut erkennbar sein. Die flächige bifacielle Bearbeitung unterscheidet sich dennoch sehr grundlegend von deinem Fundstück! Ich schätze deinen Faustkeil deutlich über 100.000 Jahre ein, wobei natürlich die durch den Wüstenschliff verursachten Verrundungen zu berücksichtigen sind, die manches auch älter wirken lassen könnten als es in der Realität ist.  Mit Wüstenfunden fehlt mir allerdings als einheimischer Sammler :zwinker: die Erfahrung. Es könnte auch durchaus die Möglichkeit bestehen, dass dein Faustkeilfund deutlich älter ist als Acheuleen. Diesbezüglich müsste ich nochmal den Hahn studieren.
Das wichtigste habe ich eigentlich noch vergessen;: Dein Faustkeilfund gehört m.E. eher schon ins Altpaläolithikum, während meiner noch im Mittelpaläolithikum anzusiedeln ist!! sorry
:winke:Grüße
Peter

Tapir

Zum Faustkeil: ich habe leider kein Bild von der Seite  :nixweiss:, aber das Stück war definitiv nicht so schlank/flach wie Deiner...

Tapir

Hier nochmal eine kleine Übersicht von bearbeiteten Flinten aus einem kleinen Tal, leider war da nichts genau Eingrenzbares dabei. Ich habe leider auch nur diese eine Aufnahme von den Stücken...
Nächste Woche versuche ich noch ein paar Bilder von einigen "Klassikern" und einigen Fragezeichen-Stücken Forentauglich zu machen...

mifomex


...Spannend ! und tolle Bilder  :super:

:winke:
Sash

"Wer Vergessenes ans Licht bringt, Bereichert das Wissen!"

Tapir

Hier noch ein etwas kleiner Fund (L=3,8cm) der mich etwas grübeln läßt. Eigentlich ein schöner normaler Abschlag, mit Bulbus, schön anpräparierter Schlagfläche und dann noch mit Windpolitur. Wenn da nicht diese beiden Kerben an den Seiten (rote Punkte) wären die für Zufall etwas zu symetrisch angelegt scheinen.

hat jemand von euch schon mal soetwas gesehen?

(PS: irgendwie sind meine Bilder aus dem Feld etwas unscharf, ich hoffe das ich aus dem restlichen Kleinzeug per Bildbearbeitung die Tage noch etwas herausgeholt bekomme....)

Steinkopf

Hallo Tapir!

Ein schönes Fotofenster hast Du hier geöffnet!!!

"Wenn da nicht diese beiden Kerben an den Seiten (rote Punkte) wären die für Zufall etwas zu symetrisch angelegt scheinen.  hat jemand von euch schon mal soetwas gesehen?"

Aus den Ostseeraum kenn ich taillierte (oder strangulierte) Stücke, die durch diese Zurichtung
wahrscheinlich als Gewichte z. B. Netzbeschwerer genommen wurden.

LG

Jan

Furchenhäschen

Servus,
die Fotos, etwas aufgehellt zeigen uns, dass der Arbeitsbereich und der Hauptaugenmerk dieses Artefakts eigentlich ganz wo anders lag. Die Kerben in der Kombination mit der bearbeiteten Kante könnten doch gänzlich andere Interpretationen zulassen :zwinker:.

Grüße
Peter

Tapir

#26
Zitat von: Furchenhäschen in 06. Februar 2012, 22:57:05
Servus,
die Fotos, etwas aufgehellt zeigen uns, dass der Arbeitsbereich und der Hauptaugenmerk dieses Artefakts eigentlich ganz wo anders lag. Die Kerben in der Kombination mit der bearbeiteten Kante könnten doch gänzlich andere Interpretationen zulassen :zwinker:.

Hallo Peter,

entweder es ist zu spät für mich oder das Rätsel etwas schwer... Was willst Du damit sagen?

@ Jan: Vielen Dank für Deine Einschätzung!


edit: auf meinem Bildschirm sehe ich die Stücken auf den Bildern mit allen Merkmalen, auch bei korrekter Farbdarstellung. Sehen alle anderen die Bilder die ich reinstelle auch "zu dunkel"?

Furchenhäschen

Zitat von: Tapir in 06. Februar 2012, 23:01:30
Hallo Peter,

entweder es ist zu spät für mich oder das Rätsel etwas schwer... Was willst Du damit sagen?

Servus Johannes,
erstens ist es schwer Artefakte aus Wüstengebieten ohne Beifunde zeitl. einzuordnen. Der Sand kann auch deutlich jüngere Artefakte ziemlich rasch alt aussehen lassen. :-)
Bei den Kerben wäre ich mir nicht so sicher ob sie denn überhaupt intentional entstanden sind. Muss nicht, kann aber sein.  Einwandfreie Bearbeitungsmerkmale sind aber m.E.  im ersten Teilfoto Distal erkennbar.
Sollten die Kerben intentional entstanden sein könnte es sich auch um einen "Schäftungskerben" für ein Hauwerkzeug bzw. Abbaugerät gehandelt haben.
Dies sind aber alles nuuuuur Vermutungen!

Grüße
Peter :winke:

Tapir

Zitat von: Furchenhäschen in 06. Februar 2012, 23:12:39
Dies sind aber alles nuuuuur Vermutungen!

Danke dafür, bzw. für die Erklärungen... Da ich wie gesagt zum Thema kaum Erfahrungen habe, gibt mir das Anhaltspunkte weiter zu recherchieren bzw. nächstes Mal im Gelände genauer hinzusehen...

Furchenhäschen

Zitat von: Tapir in 06. Februar 2012, 23:01:30
Hallo Peter,

entweder es ist zu spät für mich oder das Rätsel etwas schwer... Was willst Du damit sagen?

edit: auf meinem Bildschirm sehe ich die Stücken auf den Bildern mit allen Merkmalen, auch bei korrekter Farbdarstellung. Sehen alle anderen die Bilder die ich reinstelle auch "zu dunkel"?

Servus,
das können wir ja jetzt überprüfen:
sind die Bilder nach der Aufhellung meinerseits für dich noch ok?

Grüße
Peter :winke: