Michelsbergliches

Begonnen von rolfpeter, 17. Oktober 2009, 19:43:32

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rolfpeter

Servus,

bin endlich noch mal ans Suchen gekommen und habe mir meinen lieblingmichelsberger Acker unter die Gummistiefel genommen. Das ist eine richtig gute Stelle zum entfrusten, da geht immer was.

Heute fand ich einige Klingenbruchstücke, ein Mahlsteinbruchstück aus EKS, übrigens im hiesigen Jungneolithikum eher eine Seltenheit und eine schöne Lateralretusche.



Die große Klinge ist einseitig lateral retuschiert, diese Retusche setzt sich bis über den Spitzenbereich fort. Obwohl es sich nicht um eine klassische MK-Spitzklinge handelt, möchte ich sie als solche einordnen. Auf jeden Fall hat sie eindeutige Gebrauchsspuren: die Grate, die Retusche und auch die Ventralfläche glänzen partiell stark.
Alternativ wäre für die Klinge eine Schäftung nach Art der Pfahlbaumesser denkbar.
Die Länge des Stücks beträgt 102 mm. Material ist Rijckholt-Flint.



Es gab auch noch Bruchstücke einiger großer Rijckholt-Klingen, die breiteste mißt 37mm und ist beidseitig lateral retuschiert.



HG
RP
Der Irrtum strömt, die Wahrheit sickert

Thorson


Marienbad

Moin Rolfpeter,

ich könnte mir auch gut vorstellen das die Klinge geschäftet war,
ideal zum Schneiden oder Ritzen auf alle Fälle.
Schöne Fundstücke,  :super:

HG  Manfred

a.k.a. rentner

Lieber Rolfpeter!
Sehr schÖne Funde!
Was mich interessieren würde:
Ich hatte bis jetzt meist nur Klingen/-abschläge ind der Hand, die zum Distalende dünn zuliefen.
Die Klinge scheint im Seitenprofil so, als wäre sie an der Spitze wesentlich dicker....oder täusche ich mich komplett?
Die eine Frage ist: liegt in diesem Falle unter der Spitze - unter dem Distalende- der Bulbus?
Und die zweite -saudumme- Frage: Würde man in diesem Fall die Spitze Distalende nennen?
Anders formuliert: Nennt man Distalende generell die dem Schlagpunkt/Bulbus gengenüberliegende, oder die funktionale Spitze, die mir hier über dem Bulbus zu liegen scheint?
Hört sich wohl ziemlich blöd an......
Michi

rolfpeter

Zitat von: a.k.a. rentner in 19. Oktober 2009, 19:41:23
Anders formuliert: Nennt man Distalende generell die dem Schlagpunkt/Bulbus gengenüberliegende

Ja, so isses.
Das Proximalende liegt immer am Schlagpunkt, kommt aus dem lateinischen "proximum" = das nächste.
Das Distalende liegt an der gegenüberliegenden Seite auch aus dem lateinischen "distare" = sich entfernen.

Das hat nur mit der Herstellung zu tun, nichts mit Verwendung, dick, dünn usw. Bei der Klinge liegt der Schlagpunkt tatsächlich an der dünnen Seite.
Das Proximalende einer Grundform erkennt man am Verlauf der Wallnerlinien. Sie laufen konzentrisch um den Schlagpunkt, also zeigt die konkave Form der Linien zum Schlagpunkt hin.

Man verzeihe mir das Latein-Kauderwelsch, ich bin leider nie einer humanistischen Bildung teilhaftig geworden.

HG
RP
Der Irrtum strömt, die Wahrheit sickert

a.k.a. rentner

Ah......Super.
Danke.
ich denke das spricht dann ja evt. für eine Schäftung.
Michi