Stichel aus tonhaltigem Kieselschiefer

Begonnen von RockandRole, 11. Dezember 2017, 12:32:53

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RockandRole

Servus Leute,

gestern habe ich noch eine schneefreie Stelle gefunden und eine von uns entdeckte Fundstelle aus dem Endpaläolithkum und Mesolithikum sowie evtl. Jungneolithkum und Metallzeit begangen. Als ersten Fund konnte ich diesen sehr guten Stichelkandidaten auflesen und zur Weihnachtsfeier der AAK mitnehmen. Hier konnte man meiner Vermutung nur zustimmen, auch wenn das Bulbusnegativ an der Stichelbahn nur wenig ausgeprägt ist. Das haben wir aber bei diesem Material jetzt schon öfter gesehen, oder eben auch nicht  :-D

Die beiden Steckenbleiber und eine durchgehende Bahn sprechen die gleiche Sprache. Es dürfte sich also um einen Mehrschlagstichel handeln. Zum Schluss wurde die Kante nehen der Stichelbahn zum Werkeln benutzt wie man an den Gebrauchsspuren sehen kann.

Von der Zeitstellung würden wir ihn im Endpaläolithikum sehen wollen. Die Größe würde dafür durchaus passen.

Liebe Grüße Daniel
gefährliches Drittelwissen

Nanoflitter

Sehr schön, das Material ist wohl das gleiche, wie die Klinge, die ich letztens zeigte, nun auch schön die Bänderung bei deinem Teil zu erkennen. :super: Gruss..

RockandRole

Servus Nano,

die Frage ist halt wirklich, ob das nur eine Variante des Kieselschiefers von EINEM Vorkommen ist, oder es sich um ein anderes Vorkommen handelt. Jedenfalls braucht das Material nur ´wenige´ Jahrtausende um zu patinieren. Bei Tonschiefer ist das ja noch viel weniger.

Liebe Grüße Daniel
gefährliches Drittelwissen

Kelten111

Hallo Daniel . :winke: :winke:

Ist der Bereich nicht frisch ?

RockandRole

Hey Fredi,

nein, sicher nicht. Kommt bestimmt vom Lichteinfall und vom restlichen Staub  :dumdidum: Einzig links in der Mitte von der Ventralseite ist ein 1 mm² großer Einschlag  :glotz:

Liebe Grüße Daniel
gefährliches Drittelwissen

Kelten111

Ok .
Hast du noch genauere Bilder von der Stelle (rot )
Habe da Bauchweh dieses Stück als Stichel zu deklarieren .
Zumindestens von den Bildern .

Mfg

RockandRole

Servus Fredi,

ich kann deine Zweifel verstehen, ehrlich. Manchmal sucht man bei dem Material vergeblich nach Bulbusnegativen. Hier kann man es leicht erahnen, oder so interpretieren. Hier links oben.

Wäre das Stück nicht patiniert, und würde man dort z. B. Mittelneolithikum finden und wäre es aus Plattenhornstein, könnte man auch an einen Kern denken für z. B. schmale Sicheleinsätze. Alle Merkmale und Meinungen zusammengezählt kann es aber eigentlich nur ein Stichel sein.

Liebe Grüße Daniel
gefährliches Drittelwissen

steinwanderer

Moin Leute,
ich meine das die Stichelfunktion nicht auf der Steckenbleiberseite zu finden ist, sondern auf der Seite,die auf dem 1. Bild gezeigt wird. Es wurden dort zwar nur kurze Abschläge gemacht, doch war die Stichelfunktion erfüllt. Oben bildete sich eine meißelförmige Schneide.
Gruß Klaus
Lewer duad üs Slav

Furchenhäschen

Hallo Daniel,
ein sehr interessantes (Lehr-) Stück!
Allerdings fehlen mir die sicherheitgebenden Merkmale.
Klar, eine Stichelfunktion wäre rein Formell gegeben allerdings fehlen mir die eindeutigen und zweifelsfreinen entsprechenden Nachweise der gewollten Bearbeitung.
Grüße
Peter :winke:

RockandRole

Hey Klaus,

genau diese Stelle meine ich auch. Ein Stichel kann ja unterschiedliche Arbeitsbereiche haben, aber das brauche ich ja Fredi nicht zu erzählen. Der Winkel ist optimal, so dass sich das Stück richtig in das zu bearbeitende Material hineinfrisst.

Liebe Grüße Daniel

Edit für Peter, der zwischenzeitlich einen Beitrag geschrieben hat.

Das einzige was mich eigentlich stutzig macht ist, dass von der Abbaufläche der Stichelbahn nur ganz wenig Spuren zu sehen sind. Was aber auch das nicht so ausgeprägte Bulbusnegativ erklären könnte. Man kann aber die Merkmale ja nicht 1/1 von Jurahornstein auf Kieselschiefer übertragen.

Machen wir einmal die Umkehrprobe. Wo sind die Merkmale die für einen Kern oder einen einfachen Korrekturabachlag sprechen?  :-)

Danke für die vielen Meinungen und liebe Grüße Daniel
gefährliches Drittelwissen

Nanoflitter

Ist auf Bild 2 oben ventral eine Schlagnarbe zu sehen? Ist da das Proximalende? Spräche dann für Korrekturabschlag. Gruss..

RockandRole

Servus Nano,

könnte ne Schlagnarbe sein, kann ja aber auch durch das erzeugen der Grundform kommen.

Wie war das nochmal   :kopfkratz:  wenn man mit dem Finger über die Grate von beiden Seiten streicht, ist die, welche sich schärfer anfühlt die, welche zur später abgetrennten Fläche zeigt!?!

Liebe Grüße Daniel
gefährliches Drittelwissen

Furchenhäschen

#12
@Daniel

tonhaltiger Kieselschiefer, also ein relativ "weiches" Gestein unter den Lyditen, wohl unterhalb der Härte von (6,5–7)im Vergleich zu anderen Lyditen?
So richtig muschelig bricht der tonhaltige Kieselschiefer auch nicht, hie und da finde ich dieses Material mit ähnlichen Formen im tertiärem Donauschotter.

Schau mal unter den "natürlich entstandenen typischen Bruchformen" für dieses Gestein, da finden sich relativ häufig "Stichelformen".
Jedenfalls fehlt meiner Ansicht nach der letzte bombensichere Ansatzpunkt für einen zweifelsfreien Stichel.

Ich habe das Thema Stichel durch mit dem Herrn Dr. R..!
Das öffnet einem die Augen, vielleicht ergibt sich für dich die Chance am Archäologentag in Deggendorf.
Dann bringst das Fundstück mit und ich werde ihn bemühen sich dort mal wieder blicken zu lassen.

Grüße
Peter   :winke:

Kelten111

Zitat von: steinwanderer in 11. Dezember 2017, 17:24:13
Moin Leute,
ich meine das die Stichelfunktion nicht auf der Steckenbleiberseite zu finden ist, sondern auf der Seite,die auf dem 1. Bild gezeigt wird. Es wurden dort zwar nur kurze Abschläge gemacht, doch war die Stichelfunktion erfüllt. Oben bildete sich eine meißelförmige Schneide.
Gruß Klaus

Dere Klaus . :winke:
Da verstehst mich falsch .
Ich suche auch nicht nach der Stichelfunktion auf den Steckenbleibern sondern nach Bulbusnegativen , Schlagwellen ect .
Danke Daniel für das Bild !
Meißelförmige Schneide  :glotz:
Währe ein ziemlich Stumpfer Meißel , aber du meinst die Kannte mit den "Arbeitsspurren "
Ich kann mich da anhand der Bilder nicht zu einen Stichel durchringen .
Das ist ein typisches Stück für in der Hand halten .
Und ich dachte schon mein Material ist schlecht zu lesen  :-D
Armer Daniel .!
Viel erfolg noch und Grüße aus Passau . :winke: :winke:

Furchenhäschen

Servus miteinander,
nur ist es so,
wenn auch augenscheinlich eine reine Stichelfunktion erfüllt sein mag bedeutet dies noch lange nicht
das es sich auch wirklich um einen intentional geschlagenen Stichel handelt!
Dies kann ich jedenfalls nicht erkennen.
Ich glaube da versteht ihr mich nicht so richtig.
ist halt so bei den Stichel, es gibt eindeutige und welche die es weniger sind aber dies wird ein schwieriges aber sehr interessantes Thema bleiben.
Und Stücke die man richtig ausdiskutieren muss bringen einen doch weiter.
Also weiter in dem Sinne.
Grüße
Peter  :winke:

RockandRole

Hallo meine hochgeschätzten Kollegen  :-)

Endlich komme ich mal dazu hier zu antworten. Unser 130 m² großes Gewächshaus wird im Januar abgebaut und ich stecke jede freie Minute in die Gartenplanung mit Wasserfall und Kletterhaus aus Robinie. Vielleicht lässt sich da sogar was mit einem Stichel arbeiten  :zwinker:

Die Unterscheidung mit der Stichelfunktion und dem Abbau von Lamellen ist wirklich immer die Krux bei der Sache. Übertragen kann man das ja auch auf die Kielkratzer des Aurignacien (seltener MP) Was war das eigentliche Zielprodukt, Stichel, Kratzer, Stichellamelle oder normale Lamelle? Alles oder nur eines, individuell der Situation angepasst? Oder gar nix von allem, und es ist ein Produkt der Regaluation des Abbaus. Um dies zu Unterscheiden helfen uns die Gebrauchsspuren, und die Logik der Abfolge der Arbeitsschritte. Meist kann man das auch nur entscheiden (fühlen) wenn man das Stück in den Händen hällt. Manche Stücke sprechen aber auch selbst dann keine eindeutige Sprache und spalten Meinungen. Das wird wahrscheinlich so eins sein, ist aber auch nicht schlimm. Von daher haben wir alle recht, und alle auch nicht  :winke:

Danke für eure Meinungen und liebe Grüße Daniel

gefährliches Drittelwissen