Axtbruchstück

Begonnen von rolfpeter, 12. Mai 2010, 09:59:03

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rolfpeter

Servus,

bei dem Stück aus Amphibolit wird es sich um das Schneidenbruchstück eines Rössener Breitkeils handeln.

Die Bohrung liegt nicht in der Symmetrieachse, sondern zum Rand hin versetzt. Mit ca. 22mm Durchmesser ist sie für das wuchtige Artefakt auch verhältnismäßig klein. Diese Tatsache und der typische Amphibolit lassen mich das Gerät ins Mittelneolithikum datieren. Erstaunlich ist, daß es an der Fundstelle weit und breit nix mittelneolithisches gibt - ein absoluter Einzelfund.

Das Stück ist nicht frisch, aber auch nicht antik gebrochen. Wieder eine Stelle, die einen regelmäßigen Besuch verdient!

HG
RP
Der Irrtum strömt, die Wahrheit sickert

thovalo

#1
Lieber rolfpeter!   :winke:

Da bist Du mal wieder: "gut gelaufen"!  Wow


Ich finde es immer wieder erstaunlich wie dicht die Landschaft in Deiner Region in Alt- und Mittelneolithikum besiedelt gewesen sein muss und wie viele Hinterlassenschaften auch von diesem besonderen "Kaliber" es trotz aller Grabungen und Sammeltätigkeiten dort noch an der Oberfläche gibt.

So wie ich das verstanden habe, ist es die Frage ob das große Fragment wirklich so einsam in der Landschaft vorkommt oder ob doch noch mehr Funde dahinter zu vermuten sind.

Das waren ja sicher aufwendigere Arbeiten, die nicht so schnell "mal eben" irgendwo liegen geblieben sind......  und das Stück sieht tatsächlich nicht allzu alt zerbrochen bzw. "patiniert" aus.

Auf der Oberfläche der Bruchkante hat sich an den angeschlagenen Partien bereits eine leichte graugrünliche Patinierung gebildet. Ob bereits einige Jahrzehnte  zur Veränderung der Oberfläche ausgereicht haben? Ich denke schon. Da besteht wohl doch noch Hoffnung auf "Teil ll"!

(Es kommt ja auch noch der Gebrauch als Grabbeigabe oder das Hinterlassen bei der Holzbearbeitung in weiterer Entfernung vom eigentlichen Siedlungsareal mit in Betracht.)

Die kleine Lochung lässt gut an einen Rössener Keil denken und das versetzte Bohrloch an ein möglicherweise auch sekundär verwendetes Stück einer ursprünglich größeren Klinge.
Aber das ist Dir ja alles ohnhin klar.  :zwinker:


Bemerkenswert finde ich die lineare Zone im Schneidenbereich innerhalb des Gesteins.  :glotz:


Herzlichen Glückwunsch zu diesem neuen "Paradestück"!   :super:

GlG  thomas
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

Moonk

Hallo RP, wieder mal ein sehr schönes Stück was du da gefunden hast. :super:
Bei der Menge wie du sie findest könnte man meinen sie wachsen bei euch auf dem Bäumen. :kopfkratz:
HG Moonk :smoke:
Das Leben ist wie eine Hühnerleiter man kommt vor lauter ..... nicht weiter. HG Moonk

rolfpeter

Zitat von: Moonk in 12. Mai 2010, 16:37:23

Bei der Menge wie du sie findest könnte man meinen sie wachsen bei euch auf dem Bäumen. :kopfkratz:


Bei uns hier scheint im Neolithikum aber auch echt die Post abgegangen zu sein. Dieses Jahr ist aber die echte Pest! Zu lange Schnee, zu wenig Regen, zu wenig Muße.

Zitat von: thovalo in 12. Mai 2010, 13:26:22

So wie ich das verstanden habe, ist es die Frage ob das große Fragment wirklich so einsam in der Landschaft vorkommt oder ob doch noch mehr Funde dahinter zu vermuten sind.

Bemerkenswert finde ich die lineare Zone im Schneidenbereich innerhalb des Gesteins.  :glotz:


Ist ein wirklicher Einzelfund. Diese Fläche laufe ich bei jeder sich bietenden Gelegenheit seit Beginn meiner Sammlerkarriere ab. Ist eigentlich mein Hauptfundplatz für große, späte Rijckholtklingen - das paßt ja überhaupt nicht zusammen!

Der Streifen scheint ein Relikt der Schichtung des Gesteins noch vor der Metamorphose zu sein. Das ist besonders häufig bei Schiefergesteinen zu beobachten. Da steht die Schieferung auch quer zur Schichtung. Nun sind die "Dachschiefer" ja aus Feinsedimenten entstanden. Das ist bei den Amphiboliten nicht so. Aber dennoch könnte es analoge Merkmale geben.

HG
RP
Der Irrtum strömt, die Wahrheit sickert

thovalo

#4
Ich habe mir Heute die Literatur zu den Untersuchungen zur Besiedlung der Aldenhovener Platte und sonstige Literatur dazu vorgeknöpft.

Da sind ja Haupt- und Gründungssiedlungen klar identifiziert, wer für den Abbau und die Beschaffung von Rijkholtfeuerstein zuständig war und die Rohmaterialeinheiten bereits vorgearbeitet an welche Siedlungen weiter gegeben hat, welche näheren Beziehungen es zwischen den Siedlungen und Hofesstellen gegeben hat und welche Siedlungen den "Austausch" von "westlichen" Feuerstein in den Süden übernommen haben.

Fehlen eigentlich noch die Famliennamen, Straßennamen, Haus- und Telefonnummern ..........  :zwinker:

Das sind ja echte Pionersiedlungen die dann über zwei Jahrtausende hinweg zu einer enorm kontinuierlichen und gegliederten neolithischen Besiedlung geführt haben. Da ist viel an Hausrat und Werkzeug zurück geblieben, das uns Heute freut und fasziniert!

Bitte weiter mehr davon!!!!!!! Dazu mehr Ruhe, Zeit und Muße!!!!

GlG  thomas      :winke:
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.