Flintknollen aus steinzeitlicher Vorratshaltung !

Begonnen von thovalo, 12. Mai 2010, 18:41:46

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thovalo

Hallo Forum  :winke:

Die Bilder zeigen eine vollständige noch ungenutzte und eine angeschlagene Silexknolle. Beide Stücke scheinen "bergfrisch" gewonnen zu sein und sind in den äußeren Merkmalen (raue harte Kortex, "kissenförmige" Ausformung) gleich.

Es handelt sich wohl um "Handstücke" gleicher Herkunft, die auf einem Fundplatz mit zahlreichen Beilklingen aus hoch exotischen Silexvarietäten und Belegen von Geräteeinsätzen und Gerätschaften, sowie Bearbeitungsreste aus "westlichen" und teils auch "nordischen" Feuersteinvarietäten aufgetreten sind.

Ich würde "Rijkholt" als Herkunftgebiet annehmen? Das würde eine Transportleistung von ca. 120 - 130 km bedeuten.

Bin mal gespannt wie ihr das Material ansprechen und einschätzen werdet!

LG  thomas  :-)



Die Maße der vollständigen Rohknolle: 6.5 x 5 x 3.7 cm
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

a.k.a. rentner

Interessant, daß gesammte Knollen transportiert, und wohl gehandelt wurden.
Ich errinnere mich,irgendwann, irgendwo, irgendeinen Aufsatz über -ich glaube polnischen- Flinthandel gelesen zu haben, in dem festgestellt wurde, daß Transport und Handel vorwiegend mit Rohlingen durchgeführt wurde.
Man überlege sich, das nicht zu schleppnde Gewicht allein bei einem Klingenkern.
Zieht man die massiven Kernkantenklingen und Preparationsabschläge ab, bleiben sicherlich nur noch max. 2/3 des Gewichts.
Bei Beilvorarbeiten -egal ob Flint oder Felsgestein- wird dies noch mehr sein können.
In unseren südlichen Suchgefilden bin ich über die Menge von Plattenhornsteinen in neol. Kontext immer wieder erstaunt, je später desto mehr ist mein Eindruck.
Und dieser gute Rohstoff, der fast komplett verarbeitet wurde, (Klingen als auch Sicheln oder Projektile stets ökonomisch -man findet immer ein Fitzelchen kortex- verwendet) müsste bis nach Schwaben auch seine Strecke hinter sich haben.
Und die noch selteneren Radiolarite, scheinen -da an Artefakten meist ohne Bänderung-nicht aus dem Donaukies aufgelesen, sondern aus den alpinen Bergwerken importiert worden zu sein.

Daß vor der Sesshaftwerdung Distanzen zwischen Rohstoffquelle und Fundort nicht ungewöhnlich sind, ist unbestritten.
Daß Nach der Sesshaftwerdung Rohstoffe -auch in Rohstoffreiche Gebiete- importiert werden ist bemerkenswert.
Grüße
m.


thovalo

#2
Hallo Rentner!   :winke:

Die Stücke sind ausgetauscht worden, weil es hier in der Fundregion kein entsprechendes Material gegeben hat. Da blieb erstmal gar nichts anderes übrig.

Aber auch im Rheinland war es die Regel aus den "westlichen" Feuersteinvarietäten Klingen, Abschläge und Vorarbeiten einzutauschen.

In den großen Fundkomplex hier sind aber erstaunlicherweise nicht nur solche kleineren Handstücke von Rohfeuersteinknollen, sondern auch große und schwergewichtige Rohstücke transportiert und erst hier zerlegt worden.

Das gab´s im Rheinland in diesem Umfang nur noch beim Michelsberger Erdwerk INDEN 9, das sich jedoch deutlich näher zu den Rohfeuersteinabbaustellen befunden hat .....

Wieso hier so weit entfernt von den Rohstoffquellen mehr Rohfeuerstein gelandet ist als sonstwo, auch im Vergleich zu den, den Rohmaterialquellen deutlich näher liegenden Siedlungsstandorten?

Das wird hoffentlich noch zu klären sein!!!!  :zwinker:


LG thomas

Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

Moonk

Hallo Thovalo, wenn ich die Silexknollen bei mir hier gefunden hätte, würde ich sie ohne nachzudenken als nordischen Flint bezeichnen.
Bei dir ist das was anderes, den du weist das er bei dir nicht vorkommt und deshalb von irgendwo hergebracht worden sein muss.
Aber Ähnlichkeit hat er mit nordischen Flint.
HG Moonk :smoke:
Das Leben ist wie eine Hühnerleiter man kommt vor lauter ..... nicht weiter. HG Moonk

thovalo

Lieber Moonk!

Nordisches gibt es vom Fundplatz aus in etwa 15 Km Luftlinie Entfernung, aber immer nur als Trümmer, oft mit Frostsprüngen und verwittert und nie im vollen "Kortexmantel".

Ich hatte ohnehin vor einmal von dort Belegstücke einzustellen. Darunter befindet sich auch feiner Bryozoenflint. Doch bis hierher sind die Stücke ordentlich vom Eis geschunden worden. Da gab es keine solchen "Überlebenden", die die Kortexrinde noch vollständig um sich herum haben!


LG  :winke:
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.