Aus dem Maasei-Atelier

Begonnen von queque, 05. Oktober 2021, 19:04:59

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queque

Guten Abend,

die Stücke stammen vom Ufer eines Baches, dass wohl seit dem späten Paläolithikum und auch im Mesolithikum immer wieder aufgesucht wurde, weil es dort ein reiches Vorkommen an sogenanntem Maaseifeuerstein gibt. Die andernorts "Wallsteine" genannten Stücke dort sind stecknadel- bis über faustgroß. Ich finde dort immer wieder zahlreiche Kerne wie die hier gezeigten, die von einem Suchgang vom letzten Wochenende stammen. Ebenso finden sich selten sogenannte Ambossteine, auf denen die Maaseier zugerichtet bzw. abgebaut wurden. Sie zeigen charakteristische Vertiefungen, die allerdings fotografisch schwer darzustellen sind. Ich zeige hier zwei in unterschiedlicher Größe, die ich auch am letzten Wochenende aufgesammelt habe.
Kerne- und Kernreste finden sich in großer Zahl, ebenso Debitage in Form von Absplissen und Flakes. Grundformen, wie Klingen, oder gar Flintgeräte oder Schlaggeräte aus Felsgestein sind sehr rar.

Viele Grüße
Bastl

queque

... und hier die Ambossteine:

Nanoflitter

Die Ambosssteine sind sicher schwer zu erkennen, bei all den Pflugschäden, ich würde da scheitern. Schöne Kerne auch. Gruss..

Wiesenläufer

Moin Bastl,

die Kernsteine sind schön und eindeutig.  :super:

Bei den Ambosssteinen hätte ich auch meine Probleme.
Gibt ja wenig Felsgestein auf meinem Meso-Platz, muss ich wohl alle mal näher anschauen.
Ob ich dann was erkenne, ist ne andere Geschichte.  :heul:

Gruß

Gabi
Wer viel geht, findet viel.
(Nicht auf meinem Mist gewachsen)

thovalo

#4
Zitat von: Wiesenläufer in 06. Oktober 2021, 04:47:33



Moin Bastl,

die Kernsteine sind schön und eindeutig.  :super:

Bei den Ambosssteinen hätte ich auch meine Probleme.
Gibt ja wenig Felsgestein auf meinem Meso-Platz, muss ich wohl alle mal näher anschauen.
Ob ich dann was erkenne, ist ne andere Geschichte.  :heul:

Gruß

Gabi



Lieber Bastl!

Da möchte ich mich anschließen. Beim letzten und größeren "Amboßstein" sind die hellen Ausplatzer zu frisch. Streicht man sie, bleibt nach meinem Eindruck kein sicherer Ansatz das Stück als Amoßstein zu "lesen". Bei dem kleineren Geröll wirken die "Narben" auch nicht unbedingt als Einschläge sondern als flächige Abplatzungen, vieilleicht sind es eher Schlagspuren oder natürliche Beschädigungen.


Ich weiß aber auch wie schwer solche Werkspuren bildlich aufzunehmen sind.


liebe Grüße

Thomas  :winke:
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

thovalo

#5
Zitat von: Wiesenläufer in 06. Oktober 2021, 04:47:33
Moin Bastl,

die Kernsteine sind schön und eindeutig.  :super:

Bei den Ambosssteinen hätte ich auch meine Probleme.
Gibt ja wenig Felsgestein auf meinem Meso-Platz, muss ich wohl alle mal näher anschauen.
Ob ich dann was erkenne, ist ne andere Geschichte.  :heul:

Gruß

Gabi



Ehrlich gesagt sind Amboßsteine sehr wohl vergleichsweise einfach und nicht allzu schwer erkennen. Es handelt sich in der Regel um beidseitig flache oder kielförmige Gesteinstücke mit einer breiten Fläche (bei uns am Niederrhein wurden dazu in der Regel Gerölle verwendet).

Bei dem Beschlagen eines Silexblocks auf einem Amboßstein entstehen meist in der Mitte der breiten Arbeitfläche markante Ausplatzer die man als "Schlagnarben" ansprechen kann. Wenn ein Amboßstein intensiver gebraucht worden ist, ergaben sich breitere zernarbte Flächen.

Im Mesolithikum und im späten Paläolithikum zeigen die Stücke eher die intensivere Variante der Zernarbung weil auf den meist zeitlich enger begrenzt genutzten Plätzen oft auch nur ein oder zwei Amboßsteine genutzt worden sind, die dann aber auch intensive Spurenmarken tragen. Vorausgesetzt ist, dass auf einem Platz überhaut Feuerstein bearbeitet worden ist. Fehlen Kernsteine ist es auch sehr unwahrscheinlich einen Amboßstein zu finden.


Wenn man heutige Flintnknapper sieht, merkt man schnell, dass sie KEINE Amboßsteine benutzten, sondern frei aus der Hand arbeiten. Bei "meinen" beiden Fundflächen des späten Paläolithikums und des Mesolithikum handelt es sich um Stellen auf denen nur kleinformatige Rohfeuersteinstücke verarbeitet wurden. Diese kleinen Stücke konnte man nicht frei aus der Hand bearbeiten und die Böden gaben auch keinen festen Halt. Auf diesen beiden Plätzen fand sich bislang insgesamt EIN Amboßstein an einem Geröll und zwar auf dem spätpaläolithischen Fundplatz. Daran sind die eingeschlagenen Narben überlappend und flächig ausgedehnt zu erkennen. Durch die Überlappungen ergibt sich ein tieferes Profil der Arbeitsebene.

Gefunden habe ich das Stück, weil ich jeden in der Form passenden Stein umgedreht habe und das auch deshalb kann, weil auf beiden Plätzen nur wenige natürlich eingetragene Gesteine liegen. Wenn man an einem solchen Steinstück anfangen muss "genau hinzusehen" OB das ein Amoßstein sein "KÖNNTE", dann kann man ihn in der Regel auch gleich liegen lassen.


liebe Grüße

Thomas  :winke:




Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

Wiesenläufer

Moin Thomas,

vielen Dank für die ausführliche Beschreibung.  :super:

Kernsteine habe ich relativ viele auf einer doch recht begrenzten Fläche.
Auch die Klingen und Klingenbruchstücke sind überwiegend in diesem engeren Bereich.
Alles in Allem ist der Platz sehr klein, der Boden sehr sandig.
Durchaus möglich, dass sich ein Ambossstein finden lässt.

Gruß

Gabi
Wer viel geht, findet viel.
(Nicht auf meinem Mist gewachsen)

thovalo


Liebe Gabi!

Es gibt eben meist nur Einen gegenüber hunderten bis tausenden Silexstücken, die eine Fläche zieren können.
Zudem sind sie gegenüber den Silices vergleichsweise schwergewichtig und kommen, wie ich finde, nicht so schnell an die Oberfläche.

lG Thomas  :winke:
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

queque

Hier noch einmal Bilder von einem Ambossstein aus der letzten Saison nebst einer grafischen Darstellung des mutmaßlichen Gebrauchs.

@ Lieber Thomas, wenn ich das fragliche Stück aus dem grauen quarzitischen Dandsteinmaterial nur vom Foto her beurteilen müsste, ginge es mir genauso wie dir. Wenn ich Dir das Stück mit der zentralen Grube allerdings in die Hand gäbe, würdest Du meiner Ansprache zustimmen, da bin ich mir ebenso wie bei dem etwas kleineren Stück aus dem rötlichen Material sehr sicher. Vielleicht ergibt sich ja in den nächsten Tagen oder Wochen mal eine Gelegenheit dazu, was mich sehr freuen würde. Du weißt, dass ich Steinedingen sonst selten zu Selbstsicherheit oder gar Überheblichkeit neige.

Viele Grüße
Bastl

thovalo

Zitat von: queque in 06. Oktober 2021, 19:45:13
Hier noch einmal Bilder von einem Ambossstein aus der letzten Saison nebst einer grafischen Darstellung des mutmaßlichen Gebrauchs.

@ Lieber Thomas, wenn ich das fragliche Stück aus dem grauen quarzitischen Dandsteinmaterial nur vom Foto her beurteilen müsste, ginge es mir genauso wie dir. Wenn ich Dir das Stück mit der zentralen Grube allerdings in die Hand gäbe, würdest Du meiner Ansprache zustimmen, da bin ich mir ebenso wie bei dem etwas kleineren Stück aus dem rötlichen Material sehr sicher. Vielleicht ergibt sich ja in den nächsten Tagen oder Wochen mal eine Gelegenheit dazu, was mich sehr freuen würde. Du weißt, dass ich Steinedingen sonst selten zu Selbstsicherheit oder gar Überheblichkeit neige.

Viele Grüße
Bastl


Der Klotz ist echt ein Traum!

:super:
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.