klein, kleiner, verdammt klein ..... ein nur 2 cm langer Meso-Restkern

Begonnen von thovalo, 26. Juli 2023, 16:08:11

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thovalo


Moin!

Dieser nur 2 cm Länge messende mesolithische Kernstein fand sich Gestern auf dem heimatlichen Dünenfundplatz bei Ratingen-Lintorf im Rheinland. Auf dem Platz sind nach bisheriger Übersicht bislang nur baltische Feuersteine und ein wenig Kieselschiefer verwendet worden. Demzufolge kamen die Menschen aus östlicher oder nord-östlicher Richtung und da der Fundort und seine Umgebung vollkommen frei von Feuersteinressourcen gewesen ist, müssen sie all das, was sie zur Steinbearbeitung benötigt hatten, an den Ort eingetragen haben.

Den Kernstein hielt ich zunächst für ein Trümmerstück, doch beim genaueren Besehen zeigte sich, dass es sich um einen Kernstein, respektive Restkernstein, aus baltischen Flint handelt.

Bein der Auseinandersetzung mit diesem Fundstück fiel mir auf, dass ich noch nie gesehen habe, daß ein experimenteller Archäologe derart kleinformatige Stücke oder eine Abfolge von feinen Lamellen aus Feuerstein hergestellen konnte. Solche Versuche scheinen kaum stattgefunden zu haben oder vernachlässigt worden zu sein.

Es gibt zwar einige Filme im www, doch dabei werden mesolithische Großgeräte hergestellt und vor allem riesige bestqualitative frische Feuersteinstücke verwendet. Außerdem ist das nordische Mesolithikum mit den Kleinformen des Rheinlandes nicht zu vergleichen. Die Mesolithiker des Nordens hatten gleichfalls frisches bestes Material zur Verfügung und fertigten auch große Klingen, die hier sofort dem Neolithikum zugeordnet werden würden. Deren Mikrolithin sind auch nicht so klein und nicht so fein wie das hier der Fall ist.

Vor allem im Rheinland und insbesondere rechts des Rheinlaufs sind meist ohnehin schon kleinformatige Rohgesteinstücke aus Geschiebeablagerungen verwendet worden. Manchmal finden sich in den Inventaren auch Calzedone aus Bonn-Muffendorf oder westlicher Feuerstein aus der Maasregion wennl die Menschen bereits dort gewesen waren. Da war die Materialnot nicht so groß wie bei den aus Osten und aus Richtung Nord-Osten eingewanderten Gruppen.

Gestern fand sich auch dem Platz nach dreißig Jahren Prospektionstätigkeit erstmalig auch ein Manuport der dokumentiert, wie man sich ein auf dem mesolithischen Platz verwendetets Rohstück vorzustellen hat.


lG Thomas  :winke:
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

Furchenhäschen

Hallo Thomas,

bezügl. der Größe von Kernen und Werkzeugen ist das Mesolithikum des Rheinlandes wohl 1:1 mit dem vergleichbar was auf meinen Fundstellen im Süden aufzulesen ist.
Mesolithische Großgeräte gibt es hier schlichtweg nicht.
Dein gezeigter Restkern entspricht dem was ich kenne und mir vorliegt.

Grüße
Peter

Fischkopp

Hallo Thomas,
mir scheint der limitierende Faktor zu sein wie man den
Kern sinnvoll fixiert um genug Druck ausüben zu können um
noch brauchbare Stücke abzutrennen. Leider habe ich dafür keine Lösung parat. Die zuletz entstandenen Abschläge mögen in ihrer Brauchbarkeit wohl auch zur Aufgabe bewogen haben. Sehr interessantes Teil!

LG Fischkopp

thovalo

Zitat von: Fischkopp in 26. Juli 2023, 18:23:56
Hallo Thomas,
mir scheint der limitierende Faktor zu sein wie man den
Kern sinnvoll fixiert um genug Druck ausüben zu können um
noch brauchbare Stücke abzutrennen. Leider habe ich dafür keine Lösung parat. Die zuletz entstandenen Abschläge mögen in ihrer Brauchbarkeit wohl auch zur Aufgabe bewogen haben. Sehr interessantes Teil!

LG Fischkopp

Ja, da war offensichtlich Ende im Gelände. Weniger ging dann nicht mehr.

Interessant wäre zu wissen WIE man an solchen kleinen Stücken überhaupt noch Abschläge gelöst hat. Man brauchte je etwas an Schlaginstrument, dass den idealen Schlagpunkt auch treffen konnte.

lG Thomas
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

thovalo

Zitat von: Furchenhäschen in 26. Juli 2023, 16:35:02
Hallo Thomas,

bezügl. der Größe von Kernen und Werkzeugen ist das Mesolithikum des Rheinlandes wohl 1:1 mit dem vergleichbar was auf meinen Fundstellen im Süden aufzulesen ist.
Mesolithische Großgeräte gibt es hier schlichtweg nicht.
Dein gezeigter Restkern entspricht dem was ich kenne und mir vorliegt.

Grüße
Peter

Das klingt sehr nahe vergleichbar. Von Großgeräten ist hier auch nirgendwo eine Spur zu finden. Es ist schon bemerkenswert was di eMenschen in dieser Zeit geschafft haben.

lG Thomas  :winke:
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

Wiedehopf

Ob ich das erkannt hätte ? Wahrscheinlich nicht ! 
Danke fürs Zeigen Thomas, ich lerne gerne dazu.

Viele Grüße
Michael

thovalo



Dankeschön! Gemeinsam lernen bringt immer viel!  :super:


lG Thomas  :winke:
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.