Projektil aus Grubenausackerung

Begonnen von Silex, 20. Januar 2008, 21:51:37

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Silex

Es wirkt endneolithisch, ziemlich dickbauchig für die 19 mm Länge. Die Spitze ist nicht gerade vorschriftsmäßig, die Basis schräg "verzogen", an einer Lateralseite konkavt eine Bucht die nicht nachträglich hineingeschrammt zu sein scheint.
Im Foto schlecht erkennbar: die vollflächige Überarbeitung beider Seiten. Schaut Euch die "zugehörige" Keramik  aus dem heutigen Keramikbeitrag von mir an- denn gleich da lag sie im  nach heute gehieften Grubengesprengsel. Muss nicht dazugehören- aber könnte.
Die Hoffnung trübt das Urteil, aber sie stärkt die Ausdauer.

Silex

habe ich heute eine endneolithisch- frühbronzezeitliche Pfeilspitze gefunden?
Oder ein verworfenes Stück- einen modifizierten, abgebrochenen Dolch (Messer),
Vorarbeit?
Wer was weiß und ahnt?
Dankbar,
Edi
Die Hoffnung trübt das Urteil, aber sie stärkt die Ausdauer.

Der Wikinger

Hallo Edi  :-)

Also wirklich ein merkwürdig klumpiges Teil !

Ich würde es lieber nicht als Pfeilspitze ansprechen. :platt:

Kann ja eine Art Versuch sein, effektiv als Pfeilspitze scheint es wirklich nicht gewesen zu sein.
Jedoch kann man ja nicht wissen.
Vielleicht der erste Versuch eines kommenden Flintschmiedes ??

Ich weiss es eben nicht !!  :kopfkratz:


Silex

Danke , agersoe.
Wieder so ein Beispiel für außergewöhnlich schlampige Anfertigungen inmitten von besonders kunstvollen Exemplaren.
Vermutlich (und unter Vorbehalt) ist dies die erste Spitze in meiner Heimat die einer Grube zugeordnet werden könnte...deshalb  vielleicht von erhöhtem Interesse...da  im Umkreis von 40km noch kein Projektil mit kulturspezifischen Zusammenhängen gefunden wurde welche von daher ein wenig Aufschluss über zeitliche Abfolgen in dieser Fundkategorie geben könnten.
Da meine Suchertätigkeit in eine  finanziell depressive Phase der Denkmalpflege fällt bin ich mir , wie bei allen Pfeilspitzen die ich bisher gefunden habe , sicher dass die amtliche Einordnung lautet: Endneolithisch/frühbronzezeitliche, teilweise flächenretuschierte  Silexpfeilspitze  mit gerader Basis, abgebrochener Spitze und seitlichem Ausbruch. Vor 20 Jahren hätte kein Amt gezögert die Stelle abzuziehen und zu untersuchen.......
50 km weiter im  fruchtbaren Süden  glaubte man schon vor langer Zeit an vorgeschichtliche Besiedelung und untersucht schon seit Jahrzehnten  die Vorgeschichte. Mit überwältigendem Erfolg.
Aber da war und ist alles  ziemlich anders. Fruchtbare Lößebenen gegen karge Mittelgebirgsregionen.
Pralles Leben gegen harten Nahrungserwerb.
Was trieb diese Menschen hierher?...Den Grund suche ich... und wie sie arbeiteten und lebten.
Vielleicht ist das Ding komplett unwichtig.....aber eventuell ein weiterer Baustein.....für die Theorien  die diesem neuentdeckten Platz  fernes Leben einhauchen können. Humpelig wie es ist.
Schön und immer noch ungewöhnlicher erscheint es mir, dass sich ferne Versteher dafür interessieren.
Bis bald

Edi
Die Hoffnung trübt das Urteil, aber sie stärkt die Ausdauer.

Silex

und hier noch ein seltsamer, trapezförmiger  Jurahornsteinabschlag mit humpeliger Retuschierungskante , der gleich danebenlag- inmitten der Grubenlehmbröckchen.
Die Hoffnung trübt das Urteil, aber sie stärkt die Ausdauer.

Silex

unten ein mächtiger Bulbus..... sieht aus wie vom selben "Steinschmiedlehrling" angefertigt der obiges  in den ungelenken Händen hatte.
Da die Keramik vermutlichst bronzezeitlich zu datieren ist.... kann der Verfall der Silextechnologie hiermit vielleicht angedeutet sein.

Aber um dies verifizieren zu können müsste das Hügelchen schon wissenschaftlich untersucht werden. Und dies ist heutzutage utopisch.
Nebenan sitzt jetzt eine große Neubausiedlung auf einem nahezu ununtersuchten UK-Friedhof.
Eine Schlafsiedlung für Arbeitsnomaden , Aussiedler, Pendler ins 50 km entfernte Arbeitszentrum. Bald Hartz IV. Keiner der Bewohner stammt aus unserem Raum. Die Entrüstung über die mehrstündige , notarchäologiebedingte Bauverzögerung war dementsprechend.
Nachts rotieren die Empfangsschüsseln  unheimlich fremd (und vermutlich vergeblich) auf der Suche nach Heimat und Urtrieb.
In alle Richtungen.
Die Hoffnung trübt das Urteil, aber sie stärkt die Ausdauer.