Abschlag mit dem Rest einer geschliffenen Oberfläche?

Begonnen von capteloy, 20. September 2017, 18:53:19

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capteloy

Hallo liebes Forum,

könnte es sich hierbei um einen Abschlag mit dem Rest einer geschliffenen Oberfläche handeln? :kopfkratz:
Ähnliche Funde gab es an der Stelle bereits. Diese waren aber eindeutig und sie waren weißlich patiniert.
Bei diesem Stück weiß ich gar nicht, ob es sich um Feuerstein oder um Felsgestein handelt.
Das Stück ist sehr schwer zu fotografieren, näher komme ich nicht dran.
Aber vielleicht lässt sich ja doch was erkennen.
Wenn die Fotos gar nicht gehen, versuche ich die nochmal besser hinzukriegen.

Besten Dank für eure Hilfe und viele Grüße!
capteloy :Danke2:

Herlitz

Hallo capiteloy,
Das sieht auf den Bildern eher nach Felsgestein aus.  Den Schliff sieht man gut.  Das ist wohl ein Fragment eines Steinbeils!
:winke: Sven

steinwanderer

Moin Capteloy,
das ist ein stück eines Beiles aus Danien- Flint. Das am häufigsten gewählte Material zur Herstellung von Beilen im Norden.
Gruß Klaus
Lewer duad üs Slav

thovalo



Klaus trifft den Nagel auf den Kopf!

Beilabschläge (Merkmale sind ja vorhanden) können von einem gezielten Abbau der Beiklige zur Materialgewinnung oder von der Wiederherstellung der Funktion einer gebrochenen Beilklinge stammen.

Manchmal wird auch ein landwirtschaftliches Gerät bei der Zerlegung beeiligt gewesen sein.


lG Thomas  :winke:
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

capteloy

#4
Danke für die hilfreichen Antworten! :Danke2:
Ich habe auf dem Acker auch einen größeren weißlich patinierten Abschlag mit geschliffener Oberfläche gefunden.
Stelle ich euch auch mal kurz vor:

Viele Grüße!
Capteloy

Nanoflitter

Also ich hab bei beiden Zweifel. Nix für ungut. Gruss...

Danske

Moin Capteloy,

ich stimme Klaus und Thomas zu, das sind Bruchstücke einer geschliffenen Beilklinge aus Danien-Flint.

Anbei ein Nackenstück einer von mir auf Fyn gefundenen Beilklinge aus diesem Material.

LG
Holger
Et nunc reges intelligite, erudimini, qui judicatis terram.

steinwanderer

Moin capteloy,
erst einmal ist der Flint nicht patiniert, sondern eine weiße Flintvariante aus der ebenfalls Beile hergestellt wurden. Auf meinen Plätzen ist bei fast jedem weißen Flintstück, sei es ein Abschlag oder Trümmer, Schliff zu sehen. Ich denke mal auf Deinem Platz verhält es sich genau so.
Da bei Deinem  Stück die geschlffene Fläche zusätzlich poliert wurde, denke ich, hast Du ein Fragment der Schneide vor dir liegen.
Gruß Klaus
Lewer duad üs Slav

Nanoflitter

#8
Wo suchst du ungefähr, Capteloy? Im Hintergrund der Bilder siehts ja auch interessant aus! :super: Kannst du von dem unteren mal die Bruchseite zeigen?  Gruss...

capteloy


Danke, da habe ich wieder was dazugelernt. Ich dachte die Stücke seinen patiniert. Lässt sich die geografische Herkunft von Danien- Flint
bestimmen. Im Internet kann ich nichts dazu finden.
Morgen zeige ich noch Fotos von der Rückseite.

Beste Grüße :winke:

Steinkopf

#10
Hallo capteloy,

Die geografische Lage von 'baltischem' Flint, den wir in Norddeutschland mit diesen Artefakten finden
lässt sich generell wohl nicht festlegen. Es mag da einzelne Ausnahmen geben.

(1) Die Bezeichnungen 'Danien' und 'Senon' sind geologische Begriffe, die die Erdalterstufen
      im Kreidemeer bezeichnen. Dabei können an einem Ort durchaus unterschiedliche Schichten
      übereinander vorkommen. Auch können diese ursprünglichen Schichten aufgefaltet und
      somit verschoben sein. Salzstöcke im Untergrund und Gletscher-Druck von oben sind zwei
      mögliche Krafte, die auf die ursprüngliche Schichtungen eingewirkt haben können.

(2)  Flint als Rohstoff wurde nicht nur von den ursprünglichen Vorkommen sondern auch aus dem Geschiebe
      gewonnen. Also die Gletschervorstöße haben diese Materialien 'unterwegs' weggehobelt und
      woanders abgelagert.  Man spricht deshalb oft vom 'baltischen Flint um diese Gemengelage zu bezeichnen.

LG

Jan

capteloy

Danke für die ausführliche Antwort. :Danke2:
da wurde das Wissen wieder vermehrt...
Hier noch einmal die Rückseite des Stücks.

Viele Grüße :winke:

Nanoflitter


StoneMan

Moin,

@ capteloy,

wo bitte ist denn nun Dein Fundort?

Gruß aus dem Norden

Jürgen

Was könnte wichtiger sein als das Wissen? fragt der Verstand.
Das Gefühl und mit dem Herzen zu sehen, antwortet die Seele.
Antoine de Saint-Exupéry

capteloy


StoneMan

Moin,

@ capteloy, Danke für Deinen Nachtrag.

Gruß

Jürgen
Was könnte wichtiger sein als das Wissen? fragt der Verstand.
Das Gefühl und mit dem Herzen zu sehen, antwortet die Seele.
Antoine de Saint-Exupéry

steinwanderer

#16
Zitat von: capteloy in 22. September 2017, 19:27:01
@ Stone Man
Fundort ist Teutoburger Wald

Gruß

Moin moin,
das ist schon sehr weit weg von seinem Herstellungsort.
Das weiteste Beil aus dieser Flintsorte habe ich als Halbfabrikat in Nordbayern in einem kleinen Heimatmuseum gesehen. Das sind fast 1000km.
In den Teutoburger Wald sind die Beile mit Sicherheit im Zuge der TBK gelangt. Doch wie verhält es sich mit dem bayrischem Fund?
Gruß Klaus
Lewer duad üs Slav

Danske

Moin,

da würde ich mich auch wieder Klaus anschließen, die TBK hat sich im 4. Jtd. vor Christus bis Westfalen, Linie Lippe, ausgebreitet.
Wobei ich neulich auch gelesen habe, dass Danienflint auch auf LBK-Plätzen im Raum Hagen gefunden worden sein soll. Habe die Quelle aber nicht mehr im Kopf.

Aber Bayern, das ist schon eine ordentliche Entfernung. Allerdings wissen wir aus meiner Sicht noch nicht viel über den Handel mit Rohstoffen im Neolithikum.
Ich kann mir gut vorstellen, dass nordischer Flint auch im Süden begehrt war und über verzweigte Wege, ähnlich dem Bernstein, gehandelt wurde.

Harm Paulsen hat unser Wissen über die Steinzeit mal mit einem Besuch einer dunklen Sporthalle mit einem Teelicht verglichen, wobei die Turnhalle die Steinzeit
und der Schein des Teelichts unser Wissen ist.

LG Holger
Et nunc reges intelligite, erudimini, qui judicatis terram.

steinwanderer

Moin moin,
Holger, Du schriebst: Allerdings wissen wir aus meiner Sicht noch nicht viel über den Handel mit Rohstoffen im Neolithikum.
Nicht der Rohstoff sondern die fertigen Beile wurden Verhandelt.
Gruß Klaus
Lewer duad üs Slav

Danske

Moin Klaus,

ich geb dir Recht, es wurden, was die Beile angeht, nicht die Rohknollen, sondern die Beilklingen verhandelt.
Wobei ich glaube, dass überwiegend mit Planken oder ungeschliffene Beile gehandelt wurde. Der zeitintensive Schliff erfolgte in der Regel erst durch den Endverbraucher.
Dies wird belegt durch Funde von ungeschliffenen Beilklingen mit deutlichen Gebrauchsspuren und Schäftungsglanz.
Ist ja auch nachvollziehbar, das geschliffene Endprodukt wäre für den Abnehmer zu teuer.

Gruß Holger   
Et nunc reges intelligite, erudimini, qui judicatis terram.

Herlitz


steinwanderer

Lewer duad üs Slav