Abschlag, Klinge?

Begonnen von Nanoflitter, 16. März 2014, 22:07:53

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Nanoflitter

Dieses Flintteil konnte ich heute finden. Ein Ende ist wohl mal abgebrochen.
Im letzten Bild meine ich Retuschen zu erkennen. Wie alt ist so was und wofür war es gut?
Sicheleinsatz, Messer....?
Diesmal ists hoffentlich nix von einer Flinte! :-)
Gruss...


Steinkopf

Hi Nanoflitter,

diesmal ist es kein Flintenstein - dennoch hat das Fundobjekt zahlreiche rezente Beschädigungen.
Vielleicht den modernen Feldbearbeitungsgeräten geschuldet?

Deine Frage: "Wie alt ist so was und wofür war es gut?" kann ich nach den Fotos nicht genauer als:
'Neolithisch bis bronzeitlich', beantworten.

Einige Artefakttypen lassen Schlüsse auf den Gebrauch zu.
Andere, wie die große Anzahl von Klingen, Kratzern etc. können recht vielseitig eingesetzt worden sein.

LG

Jan

Sprotte

Hallo Nanoflitter,

das ist ein Klingenbruchstück mit - wie bereits gesagt wurde - zahlreichen rezenten Beschädigungen.

Viele Grüße
Sprotte

Nanoflitter

Na immerhin! :-) Endlich mal was gescheites. Freue mich riesig über dieses Dings! Hoffentlich werden es noch mehr...
Danke euch allen für die Einschätzung! :super:

Gruss...

thovalo


Sammelst Du in NRW?

Das Material erinnert mich an Feuerstein aus dem Hespengau in Belgien.
Der wurde im späten Neolithikum ausgetauscht.

Sofern Du in NRW suchen solltest ............


lG Thomas  :winke:
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

Nanoflitter

Fundort ist da wo der Main den Rhein zu einem Fluss macht.  :-)
Danke für den Hinweis aufs Material und die Zeit! :super:
Gruss....

thovalo

#6

Einige Vergleichsbilder
Auf dem ersten Deiner Bilder scheint auch ein kleiner Kortexrest vorhanden zu sein  :glotz:

Diese Funde von Importsilex stammen vom rechten Nederrhein
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

Nanoflitter

Sieht bestechend ähnlich aus, das Material.
An der einen Seite von meinem ist ein Rest "Natur" . Was ist Cortex :kopfkratz:?
Das gezeigte sind aber keine "Artefakte" oder?

Gruss und Danke dir für die Mühe! :Danke2:


thovalo

#8

Kortex ist die direkt den Silexkern einschließende Teilpartie des Übergangs zur Kalkschicht in der die Feuersteinknollen ursprünglich eingelagert gewesen sind.

Die gezeigten Stücke sind alles Artefakte, die kleinen Stücke meist Debitage, von einem Werkplatz weit über 150 Kilometer von der Lagerstätte entfernt.

Das obere große Stück ist der Teilabschnitt einer zylindrisch ausgebildeten Knolle mit einer facettierten und einer gerade gekappten Schlagfläche. Hier ist nur die gekappte gerade Fläche gezeigt. Wie so vieles Andere ist das Stück dann auf dem Fundgelände ungenutzt zurück geblieben!


Der Fundort diente in regional übergeordneter Stellung offenbar dem Austausch von Silexvarietäten aus der Maasregion in Richtung Osten in das Ruhrgebiet bis nach Westfalen hinein.

lG Thomas  :winke:
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

Nanoflitter

Dank dir, jetzt ist alles klar mit dem Kortex.
Ist ja eine Menge "Schotter", was du da angesammelt hast.
Hier ist Flint schon sehr auffällig, da er nicht natürlich vorkommt.
Dafür ist fast jeder Fund dann auch ein Artefakt oder Flintenstein. Aber so eine richtige Stelle,
wo mehr liegt, ist mir leider noch nicht untergekommen, kommt vielleicht noch...

Gruss...

thovalo

#10


Zum fetten Glück ist das bei mir genau das selbe!

Silex kommt hier natürlich nur in Form der so genannten "Maaseier" in den Rheinschottern vor.
Hier sind alle sonstigen Silices Artefakte und wurden selbst aus Frankreich bis hierher an den Niederrhein ausgetauscht.

Bei der langsam unübersichtlich werdenden Anzahl von mehr als 20.000 Artefakten habe ich das Ganze als komplett geschlossene Sammlung dem Land NRW übertragen. Das war schlicht und einfach zu viel des Guten, denn dazu kamen noch Mengen und gewichtige Zentner an Felsgesteinartefakten (Mahlsteine, Beilklingen, Schlagsteine usw). Das war ein überregional wirksamer Zentralort, sicher von Bedeutung für den Austausch von Feuerstein und wahrscheinlich auch von Salz. Den Zusammenhang legt der Beleg einer Prunkbeilklinge aus Jade vom Monte Beigua bei Genua nahe. Das Vorkommen dieser Beilklingen wird unter anderen auch mit dem Salzhandeln verbunden.

Diese Beilklingen hat im übrigen in der Region der Moselmündung fünf Geschwister aus dem selben Gesteinblock.
Das dürfte ja dann Deiner Region schon recht nahe kommen.


Das reicht dann doch mal irgendwann!


Warts ab ........     :zwinker:
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

Nanoflitter

Ach du heilige Sc.... und ich freu mich über jedes Krümel!
Na ja, du spielst in einer anderen Liga! :super:

Gruss...

thovalo

Zitat von: Nanoflitter in 19. März 2014, 21:35:44
Ach du heilige Sc.... und ich freu mich über jedes Krümel!
Na ja, du spielst in einer anderen Liga! :super:

Gruss...

Nönö,
das hat vor zehn Jahren genau so wie bei Dir mit einem ersten unscheinbaren Silexfundbeleg angefangen.
Dann habe ich Feld für Feld die Landschaft prospektiert und dann ist mir das auf 80 Hektar Grundfläche komplett um die Ohren gefolgen.

So ne Art Tretmine  :zwinker:
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

Steinkopf

Du Glückspilz, Thomas!

An anderen Plätzen kann man sich die Füsse wundlaufen und es bleibt übersichtlich.

Respekt vor Deiner Beharrlichkeit und dem Fleiss!

Jan

thovalo


Ja, das war sicher ein außerordentlicher Glückstreffer.
Aber auch nicht zu unterschätzen äußerst anstrengend.

Mit weit über 2.000 Arbeitsstunden zur Prospektion und Aufnahme der Funde war das, neben einem Vollzeitjob, wirklich ein größeres Projekt!
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.