Abschlag

Begonnen von Merle2, 27. September 2018, 22:25:21

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Merle2

Hallo  :winke:

diesen schönern Abschlag habe ich kürzlich gefunden, er weist Bestoßungen an den Lateralen auf, jedoch kann ich mir einen Gebrauch als Schaber vorstellen, was denkt ihr. Wie würdet ihr diesen Fund zeitlich einordnen, ich tendiere ins Paläolithikum?
Viele Grüße
Marc

hargo

#1
Zitat von: Merle2 in 27. September 2018, 22:25:21
... jedoch kann ich mir einen Gebrauch als Schaber vorstellen...

Hallo,
Eine kratzende Funktion kann ich mir auch vorstellen. Schaber sollte dem MP vorbehalten sein.
Leider hat das Objekt etwas Substanz verloren.

mfg

Steinsucher

Hallo Marc, hallo Forum,

ich habe jetzt erst mal ein wenig suchen müssen, um herauszufinden wo Du suchst. Irgendwie beschleicht mich da so ein Gefühl.

Ich habe mal in der Gegend um Oldenburg/Oldbg. gewohnt. Damals bin ich auf ein Feld bei Bokel gestossen, auf dem eine Riesenkonzentration  an Feuersteinteilen lag. Sofort ging die Suche los. Dabei habe ich eine ganze Kiste mit Teilen erst einmal aufgesammelt und dann zu Hause ausgewertet. War unheimlich schwierig und hat viel Zeit gekostet. Am Ende machten dabei alle Teile keinen Sinn, wenn man menschliche Produkte erwartet hatte. Irgendwann bin ich dann dahinter gekommen, dass ich da einen Spot erwischt hatte, auf dem wohl mal einem Gletscher der Saaleeiszeit schlecht geworden war und er seine zerquetschten Reste ausgegöbelt hatte. Dieser und Dein anderer Beitrag mit dem durchscheinenden Feuersteinrestkern (Kern ?) erinnern mich daran.

Ich hoffe Du bist da nicht auch so einem Loch erlegen.  :friede:

Gruß aus Heinsberg,,

Fritz.

hargo

Bulbus ueber vermeintlicher Schlagnarbe ist vorhanden. Oder?

mfg

Steinsucher

Zitat von: hargo in 28. September 2018, 00:01:24
Bulbus ueber vermeintlicher Schlagnarbe ist vorhanden. Oder?

mfg

Hat niemand bezweifelt. Nur wer hat diesen Druck erzeugt? Mensch? Gletscher? Der Winkel ist seltsam.

hargo

Ich kann den Bulbus nicht eindeutig erkennen

mfg

Steinsucher

Zitat von: hargo in 28. September 2018, 00:12:34
Ich kann den Bulbus nicht eindeutig erkennen

mfg

Das liegt daran, dass der Schlag- oder besser Druckwinkel so seltsam ist. Im Bild http://www.sucherforum.de/index.php?action=dlattach;topic=74987.0;attach=362301%20;image ist zu sehen, dass da ziemlich hart direkt von oben getroffen worden ist. (Ich hoffe das mit dem Link klappt). Das macht ein Mensch wenn er wütend ist oder es war etwas anderes.

F

hargo

Kann gut sein. Bin gespannt, was Marc dazu sagt.

mfg

Merle2

Hallo ihr 2 :winke:
Danke für die Antworten, ja ein Bulbus ist vorhanden und nimmt einen großen Teil der Fläche ein. Ich bin nicht sicher ob ich den Bulbus noch besser abbilden kann, werde es aber versuchen. Die Kraft die den Abschlag gelöst hat war sicher groß und der Schlagwinkel ist wirkt seltsam, da wenn paläolithisch eine besondere Abschlagtechnik genutzt wurde, ich könnte mir vorstellen das es sich auf Grund der facettieten Schlagfläche um ein Levalloisabschlag handelt. Das dies Stück ein Geofakt ist schliesse ich für mich aus, die geforderten Merkmale für einen Abschlag sind meiner Meinung nach erfüllt, es wirkt auch wenig durchgenudelt für ein Gletscherprodukt, finde ich ...

Viele Grüsse
Marc

steinwanderer

Moin Marc,
ich weiß nicht was es an diesem Abschlag zu bezweifeln gibt.
Gruß Klaus
Lewer duad üs Slav

psearch

Was stört ist der falsche Schlagwinkel ... so was wird auf rohstoffreichen Äckern auch gerne Mal vom Pflug gemacht ... . Es müssen ein Abschläge da sein wo alles stimmt. Ausserdem ein Kortexabschlag ohne klare Dorsal negative, so was gibt es durch die Natur öfters.

MFG Psearch

hargo

#11
Zitat von: Merle2 in 28. September 2018, 12:30:01
Hallo ihr 2 :winke:
Danke für die Antworten, ja ein Bulbus ist vorhanden und nimmt einen großen Teil der Fläche ein. Ich bin nicht sicher ob ich den Bulbus noch besser abbilden kann, werde es aber versuchen. Die Kraft die den Abschlag gelöst hat war sicher groß und der Schlagwinkel ist wirkt seltsam, da wenn paläolithisch eine besondere Abschlagtechnik genutzt wurde, ich könnte mir vorstellen das es sich auf Grund der facettieten Schlagfläche um ein Levalloisabschlag handelt. Das dies Stück ein Geofakt ist schliesse ich für mich aus, die geforderten Merkmale für einen Abschlag sind meiner Meinung nach erfüllt, es wirkt auch wenig durchgenudelt für ein Gletscherprodukt, finde ich ...

Viele Grüsse
Marc

Praeparierte Schlagflaeche gehe ich mit.

mfg

RockandRole

Guten Morgen,

ich sehe hier eine facettierte Schlagfläche, welche in einem der vielen möglichen Winkel zu einer Abbaufläche eines Levallois-Kern oder diskoiden Kern steht. Natürlich verschwimmen die Umrisse, aber das kann man ja erst mal vernachlässigen. Bei uns hätte ich mich gefreut das Stück zu finden und es würde sich gut in die Schau der anderen Funde mit einreihen. Das ist auch kein Cortex-Abschlag, sondern er ist vollständig patiniert  :glotz:

Liebe Grüße Daniel

gefährliches Drittelwissen

thovalo

Zitat von: RockandRole in 29. September 2018, 07:21:14
Guten Morgen,

ich sehe hier eine facettierte Schlagfläche, welche in einem der vielen möglichen Winkel zu einer Abbaufläche eines Levallois-Kern oder diskoiden Kern steht. Natürlich verschwimmen die Umrisse, aber das kann man ja erst mal vernachlässigen. Bei uns hätte ich mich gefreut das Stück zu finden und es würde sich gut in die Schau der anderen Funde mit einreihen. Das ist auch kein Cortex-Abschlag, sondern er ist vollständig patiniert  :glotz:

Liebe Grüße Daniel




Liebe Daniel!

In meiner Region liegt die südlichste Oberflächenfundstelle glazialer Geschiebe im Rheinland. Die hier liegenden baltischen Silices haben die weiteste Strecke hinter sich dieses Material hinter sich gebracht hat. Du würdest dich wundern WIE hier viele Artefakte nach menschlicher Bearbeitung aussehen. Es gibt sowohl Kortex tragende Stücke wie auch überhaupt keinen Kortex mehr tragende Stücke. Diese tragen häufig täuschend nahe kommende Merkmale einer menschlichen Einflussnahme (vorsichtig formuliert). Wer so ein über Jahrzehntausende überprägtes Material gesehen hat bleibt bei allen solchen fraglichen Stücke lieber hiner der Linie einzeln selektiierte Silices als Artefakte anzusprechen.

Kommen solche Stücke aus weit isolierter Lage, Stratigrafien mit Holzkohl eund zusätzlichen Spuren, umfangreicheren Inventarne mit gleichartigen Merkmalen, dann kann man auch einen weiter gefassten Ansatz wagen. Ich bleibe hier, wie bei manch anderen Stücken, lieber skeptisch als detailorientiert.

Schlagflächen, Bulben, Radialstrahlen, dorsale Negative, selbst scheinbare Kerne findest Du in Gletscherblagerungen immer wieder als fragwürdige Artefakte.


lG Thomas  :winke:

lG Thomas
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

RockandRole

Hallo Großer  :winke:

du hast vollkommen recht. Es muss ein Inventar vorliegen, um genaueres sagen zu können. Mir ist das aber immer zu doof um das zu sagen, außerdem denke ich sind die meisten hier so weit um das zu erkennen. Trotzdem zeigt der Marc oft Stücke, auch die letzten, da gibt es meiner Meinung nach nicht viel zu rütteln. Abschließend muss das eh ein Experte vor Ort an- oder aberkennen. Interessant wäre es aber dennoch zu erfahren, wieviel ´Ausschuss´ auf den Fundstellen herumliegt.

Liebe Grüße Daniel
gefährliches Drittelwissen

psearch

Hallo zusammen,

Ich habe Fundstellen auf rohmaterialreichen Äckern wo man neben echten Artefakte aus ortsfremden Rohmaterialien ein ganzes Sammelsurium aus Pseudoartefakten findet, wo die Natur und der Pflug eifrig am werkeln waren. Aber auch eindeutige Artefakte. Daher müssen bei mir alle technologischen Details stimmen ansonsten kein  Artefakt. Und selbst dann kann man nur dann sicher sein wenn eine komplette Produktionsreihe vorliegt. Ansonsten sammel ich auch gerne Pseudoartefakte, ist auch lehrreich  :prost:.

MFG Psearch

Furchenhäschen

Hallo miteinander,
da schließe ich mich dem Fritz an.
Ich schätze dieses zweifellos diskussionswürdige Stück als lehrreichen Blender ein.
Auch in Bayern , entlang den Hochterrassen der Donau bei Regensburg und Kelheim oder auch auf den tertiären Höhenrücken bei Neuburg kenne ich einige Stellen die übersäät sind mit Jurahornsteinen die dem ersten, noch euphorisierten Blick den Eindruck paläolithischer Artefakte hinterlassen. (das erging mir in den ersten Jahren nicht anders)
Erst bei genauerer und kritischer Betrachtung verrät so manches Stück seinen wahren Charakter.
Gerade was das Paläolithikum anbelangt sind bisweilen auch andere Maßstäbe anzusetzen. Bei nicht zweifelsfreien Stücken hilft vielleicht manchmal eine Fundkonzentration die einen gewissen Überblick verschaffen kann. Es gibt in Bayern einen Sammler der diesen Pseudoartefakten aufgesessen ist und mittlerweile hinter jedem nahezu artifiziell anmutenden Hornstein ein MP oder älter erwartet.

Grüße
Peter :winke:

Merle2

Hallo,

hätte einer von euch mal Lust einen Blick auf meine Funde zu werfen, also so in natura? Wenn sicht zeigt das die Funde keine Artefakte sind, freut sich meine Frau sehr da sie sowieso findet das wir zu viele Steine bei uns in der Wohnung haben. Ich würde mich sehr freuen, bin auch mobil.

Viele Grüße
Marc

hargo

Hoffentlich findet sich jemand aus dem Norden. Die suedlichen und westlichen Sucher sind zweifelsfrei alle sehr kompetent, aber gewissermassen halt aus einer anderen Welt.

mfg

Steinsucher

Zitat von: hargo in 29. September 2018, 23:55:22
Hoffentlich findet sich jemand aus dem Norden. Die suedlichen und westlichen Sucher sind zweifelsfrei alle sehr kompetent, aber gewissermassen halt aus einer anderen Welt.

mfg

Vielleicht war der "Norden" zu lange unterm Eis?  :Danke2:

hargo

Der Sueden lag auch unter Eis!

mfg

StoneMan

Zitat von: Merle2 in 29. September 2018, 22:26:28
Hallo,

hätte einer von euch mal Lust einen Blick auf meine Funde zu werfen, also so in natura?
...
Ich würde mich sehr freuen, bin auch mobil.

Viele Grüße
Marc

Moin Marc,

hargo hofft auf einen kompetenten Sucher aus dem Norden...

Mein Suchgebiet ist vermutlich zu nördlich, schlimmer noch, es mangelt an Kompetenz für Dein Suchgebiet.
Dennoch - manchmal bin ich in Bentheim, nicht mehr nördliches Münsterland aber nah dran.
Wo bist Du denn in etwa?

Du bist ja mobil, kannst auch gerne nach Essen kommen und Dein Inventar mitbringen.

Das hätte den Vorteil, dass Du Dir zumindest einiges an amtlich bestimmte Artefakte ansehen kannst. Allerdings überwiegend Neolithikum,
wenig gesichertes Mesolithikum - kein Paläolithikum (eine jungpaläolithische Ausnahme aus Niedersachsen).

Gruß

Jürgen
Was könnte wichtiger sein als das Wissen? fragt der Verstand.
Das Gefühl und mit dem Herzen zu sehen, antwortet die Seele.
Antoine de Saint-Exupéry