... 14.7 cm und noch nicht das Ende ... eine Großklinge ... Teil II ....

Begonnen von thovalo, 29. September 2011, 14:42:49

Vorheriges Thema - Nächstes Thema

thovalo

 :-)

Gestern waren alle Felder entweder wild bewuchert oder ganz frisch umgebrochen, grobkrümelig und staubig.

Dennoch habe ich einen der Hauptfundplätze eines insgesamt gut 70 Hektar umfassenden neolithischen Siedlungsgeländes
am rechten Niederrhein (geologisch bereits: "Niederrheinisches Tiefland") intensiv prospektiert und konnte dabei unter anderem dieses Proximalfragment einer großformatigen Klinge mit auflesen.

Zu einer Besonderheit wurde dieser Fundbeleg erst heute Morgen, denn er liess sich nahtlos an die Medialpartie einer Großklinge aus Silex der Varietät "Rijkholt" anpassen die ich bereits vor fünf Jahren auf derselben Stelle auflesen konnte. Nun fehlt noch die gleichfalls rezent abgebrochene Distalpartie. Mit inzwischen 14.7 cm Länge ist dieser Fundbeleg bereits außergewöhnlich großformatig für einen Fundplatz der weit außerhalb einer Tagesreise vom Rohgesteinvorkommen entfernt liegt.

Zwischen dem Rohgesteinvorkommen in den Niederlanden und dem Fundplatz liegen etwa 130 Kilometer real zu überbrückender Wegverbindung über Land. Vom selben Platz stammen noch eine Anzahl weiterer frisch gebrochener Belegstücke solcher Großklingen.

Bei solchen außergewöhnlichen Oberflächenfundbelegen wird zumeist eine Herkunft aus einem Depot vermutet.
Das Fundaufkommen dieses Platzes, das insbesondere ein sehr vielseitiges Klingeninventar überliefert, datiert in die Zeit
der jungneolithischen "Michelsberger Kultur" im Rheinland.

glG thomas  :winke:
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

HansPeter

Einfach nur  :staun:

Tolle Teile. Was hast du sonst noch so von diesem Platz? :vonneugiererfasstwerd:

Liebe Grüße,
HansPeter

insurgent

Meine Bodenfunde werden gemeldet

thovalo

Zitat von: HansPeter in 29. September 2011, 14:52:56
Einfach nur  :staun:

Tolle Teile. Was hast du sonst noch so von diesem Platz? :vonneugiererfasstwerd:

Liebe Grüße,
HansPeter


Das ist ein insgesamt recht ungewöhnlicher Ort, denn er liegt rechtsrheinisch und bereits nicht mehr auf der Höhe der "Niederrheinischen Bucht".

Insgesamt stammen vom Gesamtfundgelände bereits über 12.000 NEOlithische Artefakte aus einer Prospektionszeit von gerade einmal 8 Jahren.
Aus dem Siedlungsfundkomplex dieser Großklingenbelege liegt insbesondere eine große Anzahl von gebrochenen Klingen und Belege von Gerätschaften aus Klingen als Grundformen vor. Dazu kommen Nachweise von Pfeilspitzen, Belege von Silex- und Felsgesteinbeilklingen, Trümmerstücke von Mahlsteinen und Schleifwannen für Beilklingen, Schlagsteine aus Flussgeröllen usw.

Ist immer eine ganz schöne Schlepperei!
Wenn ich jemals im Rentenalter ankommen sollte hab ich da wohl immer noch ordentlich zu tun.  


Diese Pfeilspitze war gestern auf dem selben Platz mit dabei:

http://www.sucherforum.de/index.php/topic,51996.0.html


glG thomas  :winke:
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

HansPeter

Ok, danke für diese Informationen (die so manchen, mich eingeschlossen, sicherlich neidisch machen werden :schaem:)

Schönen Tag noch und "Gut Fund",

HansPeter


Steinkopf

Schönen Dank für die schöne Präsentation
eines herausragenden Stückes mit (Vor-)Geschichte!!!

Jan

hargo

Interessantes Stück mit natürlicher Retusche, wie ich anderswo lernen durfte.
Musste allerdings eine Nacht darüber schlafen, bis ich verstand.

mfg

thovalo

Zitat von: hargo in 30. September 2011, 00:42:44
Interessantes Stück mit natürlicher Retusche, wie ich anderswo lernen durfte.
Musste allerdings eine Nacht darüber schlafen, bis ich verstand.

mfg

"Natürlich" sind die Retuschen nicht entstanden, denn die Bewegung im Boden und das Zerbrechen ist mit großer Wahrscheinlichkeit durch antropogene Einflüsse (durch die Arbeit mit landwirtschaftlichen Geräten) hervorgerufen worden.

Sie sind daher wohl durchaus "antropogen" verursacht, doch nicht intentionell, also zielgerichtet in einem handwerklichen Prozess ausgeführt.

Der Prozess der natürlich bedingten Erdbewegung z.B. durch erosive Einflüsse, wird als "Geoturbation" bezeichnet.
Dadurch werden lithische Artefakte sowohl verlagert und ggf. auch intensiver beschädigt! :winke:
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

Fischkopp

Hallo Thomas,

bei der noch Länge kann man nur staunen. Glückwunsch zu den Fundbelegen und
der Puzzelarbeit.

Wäre schön den Kern zu sehen, der wohl noch weiter abgebaut wurde...?
Allgemein würde mich auch sehr eine Knolle des Ausgangsmaterials interessieren.

LG Hannes

mifomex


Hallo Thomas,

da sieht man mal wieder wer mit Herz sammelt oder sucht,...ein Stueck zu entdecken das an ein anderes Stueck passt welches vor 5 Jahren gefunden wurde zeigt, dass man seine Funde irgenwie alle auch im Kopf hat und nicht nur in der Schublade :zwinker:
Es ist schon faszinierend wie man sich an Selbstgefundenes erinnert,...so z.B. Mineralien/Fossilien die ich vor mehr als 20 Jahren verkauft oder verschenkt habe und ich diese dann auf einer Boerse oder in einer Sammlung entdecke und wiedererkenne.
Jedenfalls Glueckwunsch zu dem Riesenteil  :prost:

Gruesse :winke:
Sash
"Wer Vergessenes ans Licht bringt, Bereichert das Wissen!"

thovalo

Zitat von: mifomex in 01. Oktober 2011, 17:40:16
Hallo Thomas,

da sieht man mal wieder wer mit Herz sammelt oder sucht,...ein Stueck zu entdecken das an ein anderes Stueck passt welches vor 5 Jahren gefunden wurde zeigt, dass man seine Funde irgenwie alle auch im Kopf hat und nicht nur in der Schublade :zwinker:
Es ist schon faszinierend wie man sich an Selbstgefundenes erinnert,...so z.B. Mineralien/Fossilien die ich vor mehr als 20 Jahren verkauft oder verschenkt habe und ich diese dann auf einer Boerse oder in einer Sammlung entdecke und wiedererkenne.
Jedenfalls Glueckwunsch zu dem Riesenteil  :prost:

Gruesse :winke:
Sash

Danke Dir,
doch ich hatte mir das bereits gefundene Stück nicht als anpassend vorstellen können, sondern alle Klingen und Fragmente des Platzes ausgelegt und dann geschaut was anpassen k ö n n t e ...... das es ausgerechnet dieses Stück gwesen ist hat mich eher überrascht, dachte ich doch erst an eine mögliche Kratzerkappe 

Wenn es endlich mal regnen würde!
Hier sind die Felder staubtrocken und ich bin fest davon überzeugt, das hier wieder reiche Funde zutage treten sobald die Flächen abregnen BEVOR die Saaten wieder alles überwuchern!


glG ins ferne LAND!   :winke:
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

rattleschneck

die große Klinge ist Wahnsinn!
Die Steinschmiede der Michelsberger hatten es echt drauf!