Siegelring

Begonnen von Laurin5, 18. Juni 2006, 11:53:23

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Laurin5

Guten Tag,
habe einen sehr schönen Siegelring aus Bronze gefunden. Ganz in der Nähe habe ich vor wenigen Wochen auch zwei römische Bronzefibeln aus dem 3. oder 4. Jhd. n. Chr. gefunden. Darum denke ich, dass auch der Ring aus dieser Zeit stammt. Das Stück gehörte vermutlich einer zierlichen Frau, weil Männerfinger dafür zu dick sind. Auf dem Siegel sind zwei Figuren eingestanzt. Kann jemand zu diesen Symbolen etwas sagen?
Herzliche Grüße von Laurin

IVVECVO

............ist ein sogenannter Antoniusring aus dem späten 18. Jh. Es ist kein Siegelring sondern
ein Amulettring den die Burschen im südd,/ österreichischen Raum gern beim Raufen
verwendeten . Die Ausführung in Bronze ist relativ selten . Meist sind diese Ringe aus Silber.

Die Ringplatte zeigt im Flachrelief den Hl. Antonius von Padua und das Jesuskind.

                         Gruss  Juvencus

fynnluca

...Schlagring (St. Antoniusring), in Tirol und Bayern eine Art Siegelring mit großer Platte, welche das Bild des heil. Antonius zeigt und als Waffe am kleinen Finger der rechten Hand getragen wird. Sie werden am Grab des heil. Antonius in Padua oder am Antoniusfest in der Heimatskirche für den jeweiligen Besitzer geweiht, um die Kraft zu erhalten, den Gegner zwar niederzuschlagen, aber keine bösartigen Wunden zu erzeugen...

Quelle:http://susi.e-technik.uni-ulm.de:8080/Meyers2/seite/werk/meyers/band/14/seite/0499/meyers_b14_s0499.html

Laurin5

Hallo,
tut mir leid, aber einen heiligen Antonius mit Jesukind kann ich auf der Platte beim besten Willen nicht erkennen. Habe den Ring soeben einem Archäologen gezeigt, der mit großer Sicherheit davon ausgeht, dass es sich um einen römischen SIEGELring handelt. Er sagte mir, dass solche Ringe (mit großer Platte) und ähnlichen Motiven öfters gefunden werden. Was das Motiv genau darstellt bzw. bedeutet, konnte er mir leider auch nicht sagen.
Laurin

Gratian

#4
Sorry, Laurin5 ich muß IVVECVO recht geben. Der hl. Antonius ( siehe Vergleichsbild) ist doch recht deutlich zu erkennen...und das Kind noch deutlicher.

Auch Archäologen können irren....da gibts viele Beispiele...
Gut Fund!   :engel:
Gratian

ANTE ROMAM TREVERIS STETIT ANNIS MILLE TRECENTIS
PERSTET ET AETERNA PACE FRUATUR. AMEN.

IVVECVO

............nicht mal die Ringform könnte römisch sein. :belehr:

Laurin5

Sehr geehrter Ivvecvo,
bei allem Respekt für Ihr Fachwissen; es ist dennoch mehr als eigenartig, dass ich auf dem gleichen Acker im Umkreis von etwa 30 m in den letzten Wochen zwei römische Scharnierfibel aus Bronze (eine davon mit Kreisaugenverzierung) aus dem Boden geholt habe. Außerdem: Der Ring ist so klein, dass ihn normale Männer überhaupt nicht über den kleinen Finger streifen können. Oder haben sich damit Frauen die Köpfe eingeschlagen?

IVVECVO

................ich gebe nur Hinweise , man kann sie glauben - oder nicht . 50 - 70 solcher Ringe werde
ich die letzten Jahre schon begutachtet haben . Und auf so einem Acker können jederzeit locker 2500 Jahre Geschichte
gemeinsam rumliegen .

IVVECVO

...........überzeugt ?

Caveman

Wenn das mal nicht überzeugend ist  :staun: !!

Gruß Caveman  :-D

Gratian

ZitatDer Ring ist so klein, dass ihn normale Männer überhaupt nicht über den kleinen Finger streifen können

Zitat aus dem Beitrag von fynnluca:

Zitatals Waffe am kleinen Finger der rechten Hand getragen wird

alles klar?

Gut Fund!   :engel:
Gratian

ANTE ROMAM TREVERIS STETIT ANNIS MILLE TRECENTIS
PERSTET ET AETERNA PACE FRUATUR. AMEN.

Ruebezahl

Ich muß auch IVVECVO Recht geben. Die Form mag vielleicht für römisch sprechen.
(antike Formen wurden zu allen Zeiten oft kopiert!)
Die Ornamentik (Kordel- bzw. Seilband) sprechen aber eindeutig für den genannten Zeitrahmen.
Grüße aus Ostfalen
Ruebezahl

"Große Erfolge sind weniger spürbar als persönliche Vorteile"
Napoleon Buonaparte

Lojoer

Ja so ist dass nun mal.
Nicht alles was man auf einer röm. Fundstelle findet ist römisch, damit muss man leben. Immerhin gibt es noch ein paar tausend Jahre nichtrömische Geschichte in denen Dinge verloren gegangen sind.
Gruß Jörg

Merowech

So kommt ein bisschen spät von mir  :zwinker: hab's ein wenig verpennt  :zwinker:
Schliese mich IVVECVO"s Beschreibung uneingeschränkt an. Ja und römisch ist er auch nicht.
Und der Rest ist ja mitlerweile bekannt.  :winke:
Grüße    MICHA   Und nutze den Tag - na ja ? - die Nacht auch !  :zwinker:

Laurin5

Ich bin ja froh darüber, aber so viele kluge Leute auf einmal hätte ich mir nicht erwartet. Inzwischen habe ich erfahren, dass Punzverzierungen und Kordeln bei den Römern sehr wohl Usus waren, wenn es um Schmuck ging. Sollte dem auch nicht so sein, bin ich mehr als beruhigt, nachdem ich bereits römische Fibeln und Keramik aus noch älterer Zeit gefunden habe.
Herzliche Grüße aus Südtirol

Laurin5

Sorry für meine Zweifel. Habe mir das Bild von Ivvecvo erst heute zum ersten Mal angeschaut. Es spricht in der Tat eine eindeutige Sprache.
Vielen Dank dafür und herzliche Grüße
Laurin5

stoner2830

Zitat von: Laurin5 in 20. Juni 2006, 13:01:16
Sorry für meine Zweifel. Habe mir das Bild von Ivvecvo erst heute zum ersten Mal angeschaut. Es spricht in der Tat eine eindeutige Sprache.
Vielen Dank dafür und herzliche Grüße
Laurin5

Wer lesen kann ist klar im Vorteil!  :cool1:

Zitat von: Laurin5 in 19. Juni 2006, 23:50:58
Ich bin ja froh darüber, aber so viele kluge Leute auf einmal hätte ich mir nicht erwartet.

So ein Glück  -  ich denke du bist in einem guten Forum!

Gruß
stoner

Laurin5

Guten Tag,
wegen des geringen Durchmessers des Ringes hege ich nach wie vor große Zweifel, dass das Stück jemals von einem (erwachsenen) Mann getragen wurde. In der Zwischenzeit habe ich erfahren, dass in früheren Zeiten Frauen, die einen Mann suchten, oft und gerne zum heiligen Antonius gebetet haben. Könnte es sein, dass dieser Ring zu diesem Zweck einst von einer Frau getragen wurde?
Herzliche Grüße
Laurin5

IVVECVO

............eine Südtiroler Antoniusanrufung lautet tatsächlich :

             Heiliger Antonius wir machen an Hand'l ,
             von mir kriagst an Kreuzer , du schaugscht
             mir um a Manndl .

Den Antonius gibt es nicht nur in Ringform sondern zB. auch
als Anhänger . Und einen solchen wird die Maid wohl gehabt
haben . Der Ring wurde vorwiegend von Männern / Burschen
getragen aber vielleicht wars in dem Fall der Ring eines Jungen .
Es wäre auch denkbar , dass er garnicht zum Tragen gedacht
war , sondern nur ein Amulett . Da ist viel Wissen verloren .
Welchen Innendurchmesser hat das Stück denn ?

                Gruss Juvencus

Laurin5

Hallo,
der Innendurchmesser beträgt 18 mm. Wenn man bedenkt, dass Männer in früheren Zeiten durch die harte Arbeit in Feld, Wald und Stall (Melken der Kühe) in der Regel äußerst klobige Finger hatten, erscheint es mir ziemlich unwahrscheinlich, dass ein Mann Besitzer des Ringes war.
Gruß Laurin5

IVVECVO

............das hin und her hätten wir uns sparen können .

               18 mm sind mehr als ausreichend für

den kleinen Finger einer Männerhand , mir würde er schon runter
rutschen .

wogixeco

18 mm... der rutscht ja schon von meinem Ringfinger, bin aber auch nur ein Bürohengst mit dementsprechend zarten Fingern...

@Laurin5

muss ja nicht sein das der Ring von einem Bauern war.... Nicht alle in Süddeutschland waren bzw. sind Agrarökonomen  :zwinker:
dazu kommt das die Menschen früher auch kleiner waren als heute. So gleicht sich das wieder aus.