ehrenamtlichen Projekt in Bayern

Begonnen von RockandRole, 26. August 2021, 18:17:47

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RockandRole

Hallo Leute,

seit einiger Zeit nerve ich euch jetzt mit den Funden von einer unserer gemischten Stellen, wo auch MP, JP, Mesolithikum und Neolithikum vertreten ist. Mittlerweile habe ich dort ca. 500 Funde einzeln eingemessen, hinzu kommen noch ca 500 Funde die nicht eingemessen sind, ich nenne die mal Gedöns.

Seit einem Jahr läuft jetzt dort schon ein ehrenamtlichen Projekt, in Kooperation mit dem Sachgebiet Ehrenamt des LFD und der Uni Köln. Ziel des Projekts ist eine Datierung des MP in Unterfranken zu bekommen. Ich darf hier meinen Teil in Form von ehrenamtlicher Arbeit beitragen und dafür bekomme ich eine Förderung. Damit kann ich dann Fachleute engangieren. Zum Schluss werden die Funde an ein Museum übereignet und es gibt eine Publikation. So war der Ursprungsplan.

Mittlerweile wird es eine Masterarbeit über die archäologischen Funde geben und evtl. auch noch eine über die Geologie. Wir haben eine Zeichnerin beauftragt 50 Zeichnungen Artefakten zu machen in jeweils 3 Ansichten, dazu kommen von einer Geologin die Entnahme von 3 OSL Proben, damit wir unsere Datierung bekommen. Auch eine Bohrcatena quer über die Fläche haben wir beauftragt. Das fand schon letzten Donnerstag und Freitag statt.

Vorrangegangen ist eine Geoelektrik und eine Art Geomagnetik durch die Uni Köln. Die sind wirklich alles KLASSE und der Umgang ist sehr freundschaflich. Ich schreibe später noch weiter und zeige ein paar Bilder. Muss erst mal essen.

liebe Grüße Daniel
gefährliches Drittelwissen

Furchenhäschen

Hallo Daniel,

das ist ein sensationelles Engagement deinerseits, alle Achtung und ich bin gespannt was die Masterarbeit hergibt.
Ich melde mich schon mal in diese Arbeit tiefere Einblicke zu bekommen.
Weiter so lieber Daniel und

LG Peter

RockandRole

#2
Hallo Peter,

vielen Dank. Es sind hier zum Glück zur richtigen Zeit die richtigen Leute zusammen gekommen. Trotz all der Bürokratie, waren auch ´alle´ zuständigen Stellen immer sehr hilfsbereit und haben das Projekt bis hier her unterstützt.

Ich bin auch sehr gespannt wie die Arbeit wird. Wir haben dazu schon einige kontroverse Diskussionen geführt und wir lernen voneinander.

Das ist insgesamt eine tolle winwin Situation. Jeder profitiert von den Ergebnissen der anderen.

Wie gesagt ist mittlerweile das Projekt etwas größer geworden wie zu Anfang geplant. Die Universität Köln hat sich Anfang August dazu bereit erklärt, im Vorfeld das Gelände mit 2 verschiedenen Methoden zu untersuchen und somit eine Hilfestellung für die Lokalisierung geeigneter Stellen zur OSL Beprobung zu machen.
Hierfür waren 3 Mann 3 Tage vor Ort und haben eine Geoelektrik und so etwas wie eine abgespeckte Geomagnetik (kapier ich nicht so ganz) ausgeführt. Da leider nur ein Feld abgeerntet war, mussten wir uns mit den relativ kleinen Flächen zufrieden geben. Evtl. werden die Messungen aber noch komplettiert und in der schon erwähnten Masterarbeit ausgewertet.

Auf dem Bild ist die Geoelektrik links dargestellt. Hierfür werden in einer Reihe Elektroden in die Erde geschlagen und das Ergebnis ist dann ein Profil des Bodens, mal stark vereinfacht dargestellt. Die blauen Bereiche haben wir erst als Löß interpretiert, da sich das mit der geologischen Karte decken würde.
Die flächige Messung (100x370 m) gibt einen Einblick in den Widerstand des Bodens in einer gewissen Tiefe. Bei den blauen Bereichen dachten wir eigentlich auch an Löß.

Nach diesen Messungen haben wir unsere Schürfe festgelegt. Die Bohrcatena sollte ganz grob von links unten bis Mitte oben laufen.

Am letzten Donnerstag haben wir dann mit den Rammsondierungen gestartet. Leider haben wir überhaupt keinen Löss gefunden, nur welchen, der schon in die Bodenbildung übergegangen ist.
Auch im ersten (1) von 3 geplanten Schürfen war es ernüchternd. Der war am rechten Rand der flächigen Messung. Bei Schürf 2 hatten wir die größte Hoffnung auf intakte Schichten. Leider war die Rammsondierung nicht vielversprechend und wir sind dann auf den optionalen Schürf am rechten Ende der flächigen Messung ausgewichen (4). Für SChürf 3 hat leider die Zeit gefehlt.

Im Schürf 4 hatten wir dann, sehr sehr viel Glück. Hier fanden wir ein Artefakt insitu. Die Geologin hat mit ihrem Messer zich mal die Konsistenz der Schicht geprüft und dann hat es auf einmal KLACK gemacht  :) Wir nehmen hier ein Mittelpaläolithikum an. Ich hab ein Tänzchen aufgeführt.
Wir haben uns dann auf diesen Schürf konzentriert und dort die Proben genommen. 3 OSL Datierungen werden schon über das Projekt abgedeckt, weitere kommen vielleicht von der Uni Köln hinzu.

Jetzt heißt es ca. ein halbes Jahr bis zu einem Jahr warten. Hoffentlich bekommen wir eine eindeutige Datierung für die mutmaßliche MP Schicht. Das ist ja das Hauptziel des Projekts.

Ich schreibe in nächster Zeit schon mal einige Zeilen für die Veröffentlichung und sichte Literatur, bis sich wieder etwas Neues ergibt.


liebe Grüße Daniel
gefährliches Drittelwissen

Wiesenläufer

Moin Daniel,

auch meinen Respekt zu deinem Einsatz  :super:
Weiß leider selber wie schwer es ist ein Projekt durchzuführen, was bei mir aber eher mit dem Landwirt und dem Wetter zu tun hat.

Gruß

Gabi
Wer viel geht, findet viel.
(Nicht auf meinem Mist gewachsen)

St. Subrie

Auf diesem Gebiet, lieber Daniel, bist du mir sehr weit voraus, um nicht zu sagen, davon habe ich keine Ahnung. Und trotz Ruhestands würde mir auch die Zeit fehlen, mich auch noch mit dieser komplizierten Materie zu beschäftigen. Zu dem Projekt, dem Du so viel Zeit und Energie widmest, kann ich nur sagen : "Hut ab !"
Viele Grüße, Herr Nachbar !
W.

Chris

Servus Daniel! :winke:

Da sag ich nur Wow. :super:
Bei so etwas würde ich auch gerne mal mitwirken.
Und Respekt für die Leidenschaft und vor allem Zeit, die du dafür aufbringst.

Gruß, Chris

mike 81

Servus Daniel, :winke:

wirklich toller Einsatz von dir.  :super: Respekt!!
Mach weiter so.

Gruß Mike
Sich regen bringt Segen

RockandRole

Hallo Leute,

danke für den Zuspruch. Ich dachte eigentlich, das Projekt mache ich nebenbei, mit den Stunden, die ich eh schon investiere  :dumdidum:

Es war schon recht schwierig, selbst mit Hilfe der UD, die Besitzer zu ermitteln und diese auch zu überzeugen mitzumachen. Bei einem habe ich ca. 30x angerufen. Da besteht immer noch kein Kontakt. Diese Fläche haben wir ausgespart. Die Landwirte selbst hab ich ja teilweise eh schon gekannt. Bei so einer großen Fläche kann man zwar mit guten Vorsätzen an die Behebung herangehen, aber in der Praxis sieht es komplizierter aus.

Wir mussten für die drei ca 2 m2 großen Schürfe auch eine Grabungserlaubnis beantragen. Ein Archäologe musste vorm Bagger stehen. Da herrschte zum Glück kein Mangel.
Wir hatten in der vorletzten Rammsondierung z.B eine Grube (Befund) erwischt. Die mussten wir ein paar Meter weiter wiederholen.

Ein sinnvolles Projekt kann jede Privatperson in Bayern anfangen. Ob das dann verwirklicht wird, darüber entscheidet ein Gremium. Probieren kann man es. Es muss auch nicht so groß sein und kann zB nur die Bergung von einem Urnengrab auf einem Acker beinhalten.

Liebe Grüße Daniel
gefährliches Drittelwissen

Schuhnagel 2

Daniel, danke für den Bericht. Bin gespannt wie`s weiter geht mit eurem Projekt!

Tatsächlich versuchen wir hier Ähnliches: Ein Ehrenamtlichen- Projekt, das vom Amt unterstützt wird, wobei wir die Finanzierung selber organisieren wollen. Seit einem Jahr warten wir auf einen Termin. Ein Novum, wenn das Projekt zustande käme.

Bei einem weiteren Fundgebiet, das ich mit Unterbrüchen seit zehn Jahren beackere, bin ich wohl weiterhin auf mich selbst gestellt. Auf dem Amt ist man zwar dankbar für Funde und genaue Informationen. Darüber hinaus sind die Leutchen aber viel zu sehr mit Notgrabungen beschäftigt. Was ich dort tun kann, werde ich weiterhin tun. Eine wissenschaftliche Abarbeitung von Fundgut und Gelände wäre zwar wünschenswert, aber inzwischen sehe ich Möglichkeiten, weiter an den Grundlagen für eine Solche zu arbeiten. Für mich bleibt`s also weiterhin spannend und lehrreich.

Trotzdem: etwas Neid auf Eure Verhältnisse kann ich mir nicht verkneifen :winke:
Westliche Voralpen, Simmental