Frage zu alter Karte 1646 ?

Begonnen von agersoe, 23. Februar 2011, 21:40:08

Vorheriges Thema - Nächstes Thema

Der Wikinger

Hallo Gemeinde  :-)

Auf einer sehr alten Karte von 1646, auf der der Text Deutsch ist, habe ich den Ausdruck "jetzt verwüstet" unter einem Ortsnamen gefunden.
Kann das anders verstanden werden, als dass es dort früher, vor der Herstellung der Karte, einen Ort / Dorf mit diesem Namen gab?
Weiss jemand ob dieser Ausdruck damals gewöhnlich war?

:winke:

reese

Das würde mich auch intressieren. Aber ob es den Ausdruck " jetzt" schon gab kann ich mir kaum vorstellen.

LG, Reese

Marienbad

moin Steen,

das wird wohl von "verwüsten" kommen, daher zerstören.
Eben ein ehemaliger Ort, zerstört und eingeebnet.

 :winke: Manfred

reese

Eine Wüstung ist auf jeden Fall ein Ort der nicht mehr existiert.
Hier in der Gegend gibt es viele Wüstungen. Ich habe bei Google unter "Wüstungen bei...  (Ort eingeben)" viele gefunden. Trotzdem glaube ich nicht das man 1642 oder davor das Wort " jetzt" benutzt hat.

Der Wikinger

Danke Euch !  :-)

Ich denke hier steht eindeutig:

Drejbyholtz
jetzt verwüstet

...oder ??  :kopfkratz:

Foto:


Marienbad

da hast du wohl recht, dass lese ich auch.

   :winke:

Der Wikinger

Noch eine Frage:

Der Ortsname Drejbyholtz existiert nicht mehr.
Könnte die Endung Holtz etwas mit Wald zu tun haben ??  :kopfkratz:

Wie ihr sieht, suche ich im Dunkeln. Ich weiss nicht ob das nun ein Dorf gewesen ist, oder was ... ??  :heul:

Marienbad

Drejbyholtz könnte Treibholz sein ????  Ein Ort wo es Treibholz gab, angelandet wurde oä.
Der Ort liegt doch dicht am Wasser.

reese

Wo genau ist denn dieser Ort? Welches Land? Ich lese "jetzo", das gefällt mir schon besser.

Der Wikinger

Der Ort liegt auf der dänischen Insel Ærø, damals ein Teil der Herzogtümer und mit Deutsch als offizielle Amtssprache.

Ein Wort wie "jetzo" gibt es auf Dänisch auch nicht !  :zwinker:

Der Wikinger

Zitat von: Marienbad in 23. Februar 2011, 22:16:34
Drejbyholtz könnte Treibholz sein ????  Ein Ort wo es Treibholz gab, angelandet wurde oä.
Der Ort liegt doch dicht am Wasser.

Denke ich nicht, lieber Manfred.
Drejby verstehe ich schon, denn wir haben ein Ortsnamen heute, der Drej oder Drejet heisst, dass ist eine lange gewölbte Küstenlinie.
Drejby heisst dann "die Stadt beim Drej".

Was aber die Endung Holtz dahinter soll, verstehe ich nicht?  :kopfkratz:

Der Wikinger

Da habe ich vielleicht doch was gefunden zu Drejbyholtz.

Ich habe Dreibyholz gegoogelt, und habe dies gefunden.

Scheint doch ein Wald zu sein, der "ausgerottet" wurde ??

Bitte um hilfe, das richtig zu verstehen.

In der Note *) unten steht was über Dreibyholtz der ausgerottet wurde und zu Ackerland gemacht wurde !

http://books.google.dk/books?id=sgBCAAAAcAAJ&pg=PA365&lpg=PA365&dq=Dreibyholtz&source=bl&ots=YmoUQT5l5c&sig=okOR7ZTofgANJpdfxxxTDUrM6_U&hl=da&ei=WYBlTZvbHY6z8QOhm8ytBg&sa=X&oi=book_result&ct=result&resnum=3&ved=0CCsQ6AEwAg#v=onepage&q&f=false

sludsen

Also, ich weiß, dass Wüstungen sich nicht grundsätzlich auf Ortschaften beziehen, es sind von Menschen geschaffene und genutzte Einrichtungen die irgendwann aufgegeben wurden. Bei uns spricht das Kirchenbuch im 17. Jhdt oft von einer wüsten Worth (also ein Garten), auch Feldmarken können "wüst liegen".
Es ist also nicht ausgeschlossen, dass es sich bei Dreibyholz jetzo verwüstet um ein (bspw durch eine Flut?) verwüstetes Gehölz handelt.
Hast Du schon Ortschroniken von dem Gebiet gelesen? Darin wird ja meist von nahen Wüstungen berichtet, gibt es vll ein GOV zu dem Gebiet?

Die Karte übrigens scheint mir nicht von 1646 zu sein, die Schrift passt einfach nicht. Ich hab einige Handschriften aus dem 17. Jhdt von hier (nahe Braunschweig) gelesen, auch wenn es ein paar km zu Dir schon sind, ist es dennoch der Norddeutsche Sprachraum, da werden die Unterschiede geringer sein als zB nach Bayern.
Es handelt sich wahrscheinlich um eine jüngere (und evtl transskribierte) Ausgabe der Karte von 1646.

Gruß
Slud

Der Wikinger

Im text steht so: Doch war schon zu Dankwerths Zeit ,,wenig Holzung vorhanden, nach/, dem Dreibyholz ausgerottet und zu Ackerland zub« reit« worden / derowegen kein Wild, als nur Hasen) daselbst anzutreffen.

Danke Sludsen  :-)

Die Karte soll vom Johannes Mejer gemacht worden sein.
Ob das nun eine neuere, transkribierte ist, kann ich nicht sagen.  :nono:

Allerdings scheint meine ursprünglich Frage jetzt beantwortet zu sein.  :super:

Danke allen für die Interesse und die Hilfe  :winke:

sludsen

Zitat von: Der Wikinger in 23. Februar 2011, 23:46:32
Die Karte soll vom Johannes Mejer gemacht worden sein.
Ob das nun eine neuere, transkribierte ist, kann ich nicht sagen.  :nono:

Oke, dann ist es wohl doch die Originalkarte, die Lebensdaten von Mejer passen zumindest.
Dann haben die Kartenzeichner also nicht überall eine Sauklaue wie hier bei uns gehabt  :dumdidum:

RonnyNisz

Hallo Steen,
vor längerer Zeit habe ich mal eine Aufstellung der Orts-, Landschafts- und Flurnamen in Schleswig-Holstein gemacht. Vielleicht findest Du da noch ein paar weitere Übereinstimmungen mit Ortsnamen Deiner Karte:
http://reiseleiter-ronny.de/slh/index.html
Bei der Gelegenheit stelle ich fest, das ich meine Homepage nach 11 Jahren wohl mal updaten muss...

Gruß Ronny
Jeder Steinbruch ist meine Heimat

Der Wikinger

Danke Ronny.

Interessante Liste.  :super:
Holt ist auch in DK eine Endung, wie bei Euch -holz oder -holtz.

In deiner Liste fehlt mir die Endung -mark, aus dem Dänischen für "Feld" / "Acker"

@Sludsen

Ich fühle mich jetzt nicht ganz sicher, ob das wirklich die Originalkarte ist, oder ob das eine neuere "Kopie" ist.
Das muss ich mal näher untersuchen.

Jedenfalls ist nun interessant, dass es eine Stelle gibt, die Drejbyholtz / Drejbywald heisst. Denn ein Drejby gibt es auch nicht mehr.
Dieses "Dorf" Drejby gibt es wohl auch irgendwo zu finden, und da hätte ich sogar eine Idee !  :zwinker:

Nochmals danke für die Hilfe

:winke:

andreasluecke

Wie schon erwähnt, ist der Name "wüst" in alten Karten nicht immer mit Wüstung gleichzusetzen. Meist bedeutet das so viel wie wüst, öde, leer. Schau einmal nach, ob dort vielleicht Plaggen für ein in der Nähe befindlichen Esch gestochen wurden. Dadurch wurde es meist Heide, und eben wüst.

sludsen

Wie schaut denn das auf der Karte gezeigte Gebiet heute aus, ist da immer noch Wald?
Dann könnte man neben dem von Andreas erwähnten Plaggenesch auch nach Wölbäckern Ausschau halten, die sich in der Nähe von Wüstungen manchmal noch im Waldboden bis heute abzeichnen... ich würde auf jeden Fall mal genau hinschauen, gerade zu dieser Jahreszeit lassen sich Wölbäcker sehr gut ausmachen!

Der Wikinger

Hallo wieder !

Wie schon oben im Link zur alten Beschreibung auf Deutsch erwähnt sah die Insel und diese Stelle schon damal so aus wie heute.
Keine Wälder überhaupt. Alles nur Ackerland.

Nochmals zum nachlesen in Normaltext:

O. Insel Arroe.

Nachrichten. Westvhalen S- 77. — Dankwerth <Z. 1Z8 ff. — Hansen S. 488.-492. — Danske Atlas VII. S. 443 - 457. vom I. 1767.

Rarte. Joh. Meiers geometrischer Grundriß von der Insel Arroe 164. 8. Karte von Arroe und Fehmern gezeichnet von I. C. Fester, gestochen von O- N.

. , Flint im Danfke Arlas. VIl^

Die Insel ist drittehalb bis z Meilen lang, von verschiedener Breite, 5, ^ bis 1 Meile, und liegt zwei Meilen östlich von Alsen **), drei Meilen süd, lich von Fühnen. Die äussere Küste bildet mehrere Meerbusen und Hafen. Sie ist ohne Berge ***) und Flüsse; das einzige Gewässer im Innern ist der

') Vergl. über den Obstbau Provinzialber. 1733. VI. S. 2ZO-2ZZ. 1792. III. S. 291.

Hansen S. 2, bemerkt schon den Fehler der homannischen Karten, welche die Entfernung von Alfen auf etwa 5 Meilen angeben. Aber auch auf neueren Karten von Dänemark, z. B. der Produktenkartc von Lange, und selbst auf der Karte von Schleswig vor dem ?ten Bande des Danske Atlas trifft man denselben Fehler an. , Dankwerth nennt sie ziemlich bergigt.

Xviltsee, welcher zwei Einwohnern zurUebermachung überlassen ist. Es findet sich viel Torferde, doch ist sie sehr schwefelhaltig. Waldung ist gar nicht vor; Händen*); kaum trifft man noch einen Baum an;, Unterwild ist wenig, aber viel wildes Geflügel. Der Boden ist ungemein fett und fruchtbar. Alle Kornarten, auch Bohnen und Erbsen, und viele Gartengewächse , weisser Kohl, Zwiebeln, Kümmel, Anis und Koriander werden gebaut.

Die Insel hat,ungefähr 2i7Pflüge**), die nicht zur Pftugzahl angesetzten Kathen und Parzelengründe nicht gerechnet. Sie enthält eine Stadt, Arröes< kioping, einen Flecken, Marstall, und fünf Kirchspie, le. Sie ist nicht nur einer der volkreichsten F.anv« striche in allen dänischen Staaten, sondern sie zeichnet sich auch, mit andern Ländern verglichen, durch ihre Bevölkerung aus. Bei der Zählung im I. 1769. zählte man 46 z8 Menschen auf Einer Quadratmeile. Der ganze Flächeninhalt wird auf 1 /ggg Quadrat? meile,und die gesammte Volkszahl zn 5 iisz angegeben.

*) Die Insel hatte vormale viel Wald und Wild.

,, ^moeni/Iiing, enini «Ii iululs sc ob nemors veris»

tivilibus ^er^usin o^orruns" Mverseld

,, öilvi» oonvelrira >elt ct z>roinlle Aistos venstori» K»s ^rsebec recellus; zirssci^ue In illls »utsm cls» msei«SANsein»Aiiscoi,i»rezier1li»tlir.^ Heinr. Nan»

zau. Westphalen I. S. 77. ^ Doch war schon zu Dankwerths Zeit ,,wenig Holzung vorhanden, nach/, dem Dreibyholz ausgerottet und zu Ackerland zub« reit« worden / derowegen kein Wild, als nur Hasen) daselbst anzutreffen." S. r53> ' —) Dankwerth berechnet die Insel auf 2Z4 Pfluge. S. 1S8, . . .


------------------------

Also stand dort vor 1600 (wahrscheinlich) ein Wald.  :kopfkratz:
Untersucht werden muss jetzt, ob es nun auch eine Stadt, ein Dorf namens Drejby dort in der Nähe gab.
Die Endung "by" ~ (Stadt) signaliert Wikingerzeit - Mittelalter.


Hase

 :winke: Mal was anderes Steen, ist auf der Karte Svelmoe abgebildet? Wenn ja: Könntest Du den Ausschnitt bitte mal für mich scannen?

Auf Erden herrscht die Liebe, im Himmel die Gnade, und nur in der Hölle gibt es Gerechtigkeit.
(Anaklet II.)

Der Wikinger

Zitat von: Hase in 24. Februar 2011, 16:05:57
:winke: Mal was anderes Steen, ist auf der Karte Svelmoe abgebildet? Wenn ja: Könntest Du den Ausschnitt bitte mal für mich scannen?



Leider ist Svelmø nicht mit auf der Karte.  :nono:

:winke:

Hase

Schade, ist so nah....
Der Besitzer würde sich sehr dafür interessieren.  :heul:
Und ich mich auch.
Auf Erden herrscht die Liebe, im Himmel die Gnade, und nur in der Hölle gibt es Gerechtigkeit.
(Anaklet II.)

Markus

Zitat von: Der Wikinger in 24. Februar 2011, 15:56:15
Also stand dort vor 1600 (wahrscheinlich) ein Wald.  :kopfkratz:

Bei uns gehen die -holz, oder -holt-Orte auf die letzte Rodungsphase im 12/13.Jhd zurück. Das wird aber wahrscheinlich regional unterschiedlich sein.

Der Wikinger

Zitat von: Markus in 24. Februar 2011, 17:44:32
Bei uns gehen die -holz, oder -holt-Orte auf die letzte Rodungsphase im 12/13.Jhd zurück. Das wird aber wahrscheinlich regional unterschiedlich sein.

Ich weiss nicht, ob das hier auch so ist, Markus ?
Wo ist bei dir "bei uns" ?  :-D

Interessant wäre es jedenfalls, denn in der Nähe gibt es einen Fundort, der ins 13.Jhd datiert.  :super:

Hast du vielleicht etwas Literatur / oder ein Link-Hinweis zu dieser These ?

Danke dir !  :winke:

emiore

hey... gerade erst gelesen. "Jetzt verwüst" heißt wie schon gesagt besiedelter Ort --> jetzt verlassen.

Zum thema "-holz"... bei uns gibt es Orte mit Gründung um 1500-1550. Die Gründung kann auch schon eher sein, erstmalige Erwähnung war aber immer um 15./16. Jahrhundert.

Verleihnix

Kirchenbücher und Flurkataster könnten evtl. weiterhelfen.  :winke: