Wallanlage

Begonnen von Leseratte, 05. Mai 2013, 18:52:18

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Leseratte

Hallo,

diese Anlage beschäftigt mich schon lange, ich konnte aber bisher leider nichts darüber herausfinden. Auf einer Karte von 1847 sind noch alle 4 Wälle eingezeichnet, von ca. 1960 noch 3, auf der aktuellten nur noch 2. Ich habe schon alle möglichen alten Karten angesehen aber noch nie eine gefunden, wo diese Anlage benannt ist. Übertragener, nicht amtlicher Flurname ist Hühnerfeld. Ein alter Wasserbehälter befindet sich in der Anlage, hat aber damit nichts zu tun. Ich habe auch noch niemanden gefunden, dem diese Anlage überhaupt bewußt aufgefallen ist, obwohl sie wirklich beeindruckend ist. Allerdings auch recht schwer zugänglich und auf Luftbildern nicht zu erkennen. Wir sind im Kaufunger Wald nahe Großalmerode. Am westliche Wall sieht man unten eine Art niedrige Sandsteinmauer, auch noch an den Ecken. Der Rest ist ja größtenteils vom Waldboden verschluckt. Vielleicht hat ja irgendwer eine Idee dazu. Die Maße sind ca. 90 x 45 m.

Schöne Grüße
Leseratte
Ich kenn mich nur in Almerode aus.

Pfälzer

Jürgen

Levante

Was sagt Dr. Sippel zu der Anlage?

Ruf ihn doch einfach mal an, wenn er in Kassel oder in Marburg ist, oder zu Hause in Lohfelden, ich kann dir auch gerne per PM seine Privatnummer geben.

Du weist schon, dass wir noch auf der Suche nach einem römischen Lager sind.  :zwinker:

LG


Patrick
Nicht nur ein Scherben (Keramische Fragmente) Sucher sondern auch ein Scherben (Keramische Fragmente) Finder. :-)

Leseratte

Guten Morgen,

hoffe meine pm ist angekommen, mein compu hat irendwie doof gemacht, sag mal Bescheid. Ich möchte Herrn Dr. Sippel gegenüber nicht aufdringlich sein (am liebsten würde ich ihn mir in den Keller sperren, damit ich einfach immer fragen kann). Da die Wälle auf topografischen Karten eingezeichnet sind, kann ich mir nicht vorstellen, das er die Anlage nicht kennt. Allerdings hatte er mir auch gesagt, daß er auf dieser Seite des Berges noch nicht unterwegs war. Ich denke er wird sich wegen der Scherben bei mir melden. Dann wollte ich ihm noch mehr zeigen. Ich will mich aber auch nicht lächerlich machen. Deshalb sammele ich vorher schon so viele Infos, wie ich kann. Habe jetzt auch schon 5 mal ganz ähnlichen Fundkomplex, immer Grapen, Schmelztiegel mit blauglasigem Rückstand, glasig überlaufenen Steine, eine Art grobgemagerte Keramik, sieht fast aus wie Beton, eigenartige rote Steine, die da nicht hingehören und manchmal dünne grüne oder weiße Glasscherben. Das alles bei einem großen Haufen Sandsteinen, wo ein Rechteck aus Sandsteinen davorliegt. Fotos sind bei meiner Tochter auf dem Handy, sende ich später. An keiner der Standorte ist eine Glashütte bekannt, sieht auch irgendwie etwas anders aus, als die Glashütten, die ich kenne.  Würde ich auch gern wissen, was das ist.

VlG Leseratte
Ich kenn mich nur in Almerode aus.

Leseratte

Hallo zusammen,

jetzt will ich doch noch los werden, was es dazu Neues gibt. Auf einer Karte von 1775 ist die Anlage mit "olim ein Teich" (also ehemals ein Teich) benannt. In der Katasterbeschreibung von 1789 steht noch "voll von Schlick und Thon". Dr. Sippel, unser Bezirksarchäologe kannte die Anlage noch nicht, hat sie aber direkt zum Bodendenkmal erklärt und gleich erst mal vor den Harvestern gerettet, die sie laut Kennzeichnung an den Bäumen kaputt fahren wollten. Er geht von erst mal von einem Teich für irgendwelche Arbeitsprozesse aus und datiert ihn mindestens ins 16. Jh, evtl. auch älter. Genaueres kann er auch nicht sagen. Bisher habe ich noch niemanden gefunden, der soetwas schon mal gesehen hat, ganz besonders so groß und so sorgfältig gearbeitet. Auch den Sandsteinsockel kann Dr. Sippel sich nicht erklären, hat bei 12 m Basisbreite nicht wirklich eine Bewandtnis. Hier gibt es also echt was zu forschen. Wenn also jemand Interesse hat, führe ich denjenigen gern mal dahin. 

Liebe Grüße
Konni
Ich kenn mich nur in Almerode aus.

Levante

Gugux Konni,

wenn es das Wetter zulässt bin ich am kommenden Wochenende in ESW.
Nicht nur ein Scherben (Keramische Fragmente) Sucher sondern auch ein Scherben (Keramische Fragmente) Finder. :-)

Leseratte

Na, dann schauen wir mal.  :winke:

Konni
Ich kenn mich nur in Almerode aus.

Levante

Gibt noch zwei Faktoren die mir Sorgen machen...

... mein Rücken und das Wetter.  :smoke:
Nicht nur ein Scherben (Keramische Fragmente) Sucher sondern auch ein Scherben (Keramische Fragmente) Finder. :-)

Leseratte

Also 1. ich gehe ins Gelände, um meine Rückenschmerzen loszuwerden.
Und 2. es gibt kein schlechtes Wetter, nur schlechte Kleidung.

Das war mal ein Klugschiss!  :zwinker:

Konni
Ich kenn mich nur in Almerode aus.

hargo

#9
Zitat von: Leseratte in 09. Dezember 2013, 19:20:31
Er geht von erst mal von einem Teich für irgendwelche Arbeitsprozesse aus und datiert ihn mindestens ins 16. Jh, evtl. auch älter. Genaueres kann er auch nicht sagen. Bisher habe ich noch niemanden gefunden, der soetwas schon mal gesehen hat, ganz besonders so groß und so sorgfältig gearbeitet. Auch den Sandsteinsockel kann Dr. Sippel sich nicht erklären, hat bei 12 m Basisbreite nicht wirklich eine Bewandtnis. Hier gibt es also echt was zu forschen.

Stauteiche dienten in meiner Gegend in der Regel als Vorratsbehälter um ein Wasserrad anzutreiben. Entweder mündete ein Bach direkt in den Teich, oder das Wasser wurde durch einen Graben dorthin geleitet. Alles vor dem Teich bzw. dem Wasserrad nennt man Obergraben. Die Ableitung des Wassers, zurück in den Bach, erfolgt über den Untergraben. Für einen Stauteich müsste sich also ein Fließgewässer in der Nähe befinden, oder befunden haben. Ist das so?

mfg

Nachtrag:

Was fällt mir sonst noch zu den 4.050 m2 ein?
- Fischteich für ein Kloster (Zisterzienser?)
- Anlage zur Sicherung von Handelswegen
- Fliehburg
- Pferch für das Vieh, das den Wald im 17.Jh. bereits kahl gefressen hatte
? :kopfkratz: ?

Leseratte

Hallo,

Fließgewässer nein, ergiebige Quelle in der SO Ecke. Teich für Wasserrad unwahrscheinlich, die sind bekannt und keiner ist so groß und aufwendig gearbeitet. Außerdem sind die Mühlenstandorte bekannt und diese Anlage befindet sich nicht im Einzugsgebiet einer davon. Anlage zur Sicherung für Handelswege ist auch mein Gedanke, muß ich aber Nachweise finden. Fischteich nein, wäre bekannt, gab es hier ganz sicher keine. Im 17. Jh hatten die Viecher den Wald nicht kahl gefressen, sondern durch die vielen Glashütten gab es gar keinen mehr. Außerdem auch viel zu aufwendig gebaut. Fliehburg wäre auch noch guter Gedanke wegen der ergiebigen Quelle, die auch bei langer Trockenheit immer noch sehr produktiv ist.

Vielen herzlichen Dank für die guten Ideen.

Liebe Grüße
Konni
Ich kenn mich nur in Almerode aus.

Levante

Pass auf, wenn es eines der dringend gesuchten Römerlager ist.  :hilfe3: :hilfe3: :hilfe3:
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Leseratte

Ich denke, dann hätte es Dr. Sippel doch erkannt oder etwa nicht?  :kopfkratz:
Ich kenn mich nur in Almerode aus.

hargo

#13
Zitat von: Leseratte in 11. Dezember 2013, 19:42:15
Ich denke, dann hätte es Dr. Sippel doch erkannt oder etwa nicht?  :kopfkratz:

Das sollte man jedem Archäologen zutrauen. Aber wer weiß, vielleicht kann man die übliche Wall-Graben Konstruktion der Römer nur im Geländeanschnitt erkennen? Die flächenmäßige (0,4 ha) Übereinstimmung(?) mit der Ringwallanlage ,,Kring" ist sicherlich nur ein Zufall.

Ich halte die Angaben in der Karte von 1775 momentan für die heißeste Spur.
Die Frage ist nun, wo floß das gestaute Wasser hin?

mfg

Belenos

#14

Moin
nicht unbedingt. Es war seit dem Beginn der Archäologie Lehrmeinung, dass die Römer außerhalb des Limes nichts gebaut haben. Die Wallanlage bei Hedemünden war der Archäologe bekannt, sie wurde aber dem Mittelalter zugeordnet oder das Römerlager bei Brechen/HE, wurde als Schanze aus dem 30-jährigen Krieg geführt. Erst SG haben entdeckt, dass die Anlagen römischen Ursprungs sind. Im Falle von Hedemünden waren es leider Raubgräber, aber bei Brechen konnten viele Funde (goldener Tribunring, Silberfibeln, Denarmünzschatz) von einem SG geborgen werden, der die Sachen der Uni-Frankfurt übergeben hat, ander Funde wurden aber auch hier von Raubgräbern geborgen und unterschlagen.

Wir können davon ausgehen, dass es zwischen Friedberg/HE und Hedemünden alle  xx km ein Marschlager gegeben haben muss und dass es auf dieser Strecke auch noch ein Versorgungslager gegeben haben muss.

Viele Grüße

Walter

Leseratte

Hallo,

nach den Spuren der Römer suche ich hier schon fieberhaft. Ich stehe mit einigen "Römerforschern" in der Region in Kontakt. Hier gibt es definitiv eine Altstraße über die Bergkämme, die fast schnurgerade nach Hedemünden führt. Allerdings liegt die Anlage nicht an dieser Straße. Da aber in Hedemünden extrem viele Schaufeln/Hacken (den genauen Namen habe ich vergessen) gefunden worden und es bei uns hier seltene Erden gibt, u. a. welche, die blau färben und den hochwertigsten natürlichen Ton weltweit, ist meine Region schon sehr spannend, sogar für Dr. Armin Becker. Da sind wir dran. Aber, ob der Teich damit in Zusammenhang steht, ist fraglich.
Seit dem 19. Jh wurde die Quelle in der Anlage zur Trinkwassergewinnung für die Stadt genutzt. Ich habe jede Menge Tonrohre gefunden. Früher aber nicht. Man kann auch erkennen, dass die Verrohrung nachträglich angebracht wurde. Es gab in relativer Nähe (ca. 500m) mehrere Alaunhütten seit Anfang 16. Jh. Die haben immer einen Teich angelegt, aber die dazugehörigen Teiche sind noch erkennbar und keiner war so groß und aufwendig, immer nach Schema F: Fließgewässer mit Mäuerchen angestaut, Tümpel fertig. Trotzdem steht im Moment erstmal Alaunteich. Aber ich glaube das noch nicht so wirklich.

Schon mal vielen Dank für die Anregungen. Weiter her mit Ideen.  :super:

Liebe Grüße
Konni
Ich kenn mich nur in Almerode aus.