Hallo Leute

Ich habe diese beiden Plomben gefunden:
Ein grosses B und ein Jahr ??
Kann jemand was sagen ??


Die erste: 1666




Die zweite 1626 oder 1696

Hallo agersoe   
Du hast interessante Stücke 
Sind also Tuchplomben (Stiftplomben), Stempel mit Jahreszahlen sind bisher bei Plomben nur von großen Städten (zB. Lübeck, Hamburg, Leiden usw.) bekannt geworden. Nur diese hatten wohl einen so hohen Ausstoß, dass es sich gelohnt hat jedes Jahr neue Stempel schneiden zu lassen.
Der Löwe erinnert mich an Burgund und Brabant. Viele Städte in Belgien und den Niederlanden führen so einen Löwen im Wappen. 
Möglicherweise steht das B für Brüssel ? (ist aber reine Spekulation)
Gesichert ist aber, das der Anfangsbuchstabe von Städten auf Tuchplomben vorkommt.

Hallo Ruebezahl 

Interessant !!

Ich habe bis jetzt NICHTS auf der Rückseite sehen können, und du siehst gleich einen Löwen. 

Genau wo siehst du ihn eigentlich ??
Werde mal ein bisschen die Idee Belgien/Niederlande weiterforschen !!

Zitat von: agersoe in 06. Dezember 2005, 20:57:32
Genau wo siehst du ihn eigentlich ??

Da ist der Kopf. (Hat irgendwie einen Querbalken in Körpermitte)

Hallo Ruebezahl 

Natürlich, jetzt sehe ich es !!!

Danke 

Erinnert mich an den Norwegischen Löwen, nur ist der Stab gebogen und eine Axt.

Schöne Grüße vom Insurgenten

hi,
eventuell auch Brügge (Brugge, Bruges), eine belgische Stadt mit großer Textil-Tradition, das Wappen weist eine entfernte Ähnlichkeit zum Fund auf:

http://de.wikipedia.org/wiki/Bild:Brugge-wapen.jpg

gruß und gut Fund
Christoph

...oder eher: BRABANT

Seht euch mal dieses Wappen an von Baudouin der 2 (1217-1273)

Das Wappen geht offentsichtlich in der Erbfolge weiter zu den nächsten Generationen, oder so ??? 
Aber wenn das nicht das ist, dann ??? 

Seht euch mal diese superseite an:
http://perso.modulonet.fr/~earlyblazo/nation/empire/brabant.htm

Auch Bamberg führte ein ähnliches Wappen im 18. Jahrhundert.

Zitat von: baldur in 08. Dezember 2005, 07:57:01
Auch Bamberg führte ein ähnliches Wappen im 18. Jahrhundert.

Das passt auch sehr gut.  Die Stadt war auch ein trditionsreicher Textielstandort.
http://www.ngw.nl/int/dld/b/bamberg.htm
Aber gleich 2 Plomben von dort auf einer dänischen Insel ??? 

@agersoe
Um mal die Wahrscheinlichkeiten abschätzen zu können, die zwei B-Plomben sind aus XXX gefundenen Tuchplomben ?

Zitat von: baldur in 08. Dezember 2005, 07:57:01
Auch Bamberg führte ein ähnliches Wappen im 18. Jahrhundert.

Hallo baldur 

Das ist ja erstaunlich!!!  Vielleicht stammt das Wappen ursprünglich aus Brabant ???
Hast du vielleicht ein paar Links über Bambergs Geschichte ??

Ruebezahl, ich habe wohl so insgesamt 25 Plomben gefunden, und davon sind wohl die Hälfte dänische aus neuerer Zeit.
Muss aber noch hinzufügen, dass die Stadt wo ich im Umfeld suche, einen sehr alten Ostseehafen hat, und es gab früher hier grossen Kontakt zur Umwelt durch den vielen Seeleuten, und viel Handel ging hier quer.
Wie du gesehen hast, habe ich z.B auch darunter zwei/drei alte Russen, was wohl auch ein bisschen aussergewöhnlich ist.
Es kann ja Plomben aus einer ganzen Schiffsladung "Tücher" herumliegen ?? 

Hi,

hier mal ne Seite über Bamberg. Liegt gleich bei mir in der Nähe und ist eine sehr schöne alte Stadt mit einer langen Geschichte.
Und sehr gutes Bier gibts da auch 

http://www.apfelweibla.de/id39.htm

Zitat von: agersoe in 08. Dezember 2005, 15:01:56
Es kann ja Plomben aus einer ganzen Schiffsladung "Tücher" herumliegen ?? 

Hab ich auch dran gedacht, aber zwei Stücke 30 Jahre auseinander passt nicht zu einer Schiffladung sondern zu intensiven Handlesbeziehungen.
Und Tücher erst 600 km auf dem Landweg transportiert, wären in Dänemark zu teuer und nicht kongruenzfähig.
Es sei denn, in Bamberg wurden besondere Tücher hergestellt, die mangels Kongruenz auch mit dem langen und teuren Landtransport noch gut verkauft werden konnten.
Als Beispiel dafür sind die Seidenplomben aus Niems zu nennen, die in ganz Europa gefunden werden.
Für Bamberg ist mir aber kein entsprechendes Produkt bekannt.

Macht richtig Spaß mit euch an dieser Plombe zu rätseln. Ich hoffe ihr könnt mein Interesse an diesem Thema dabei besser verstehen. 

Hallo alle 

Sollte ich bis jetzt mal was konkludieren wäre es wohl:

Die Plomben könnten aus Bamberg sein, aber wahrscheinlicher ist wohl, Brabant vielleicht Brügge, da sie wohl eher wie Ruebezahl sagt auf dem Wasserweg nach Dänemark kamen, da die Kleinstadt Ärösköbing damals viele Segelschiffe hatte, die in der ganzen Ostsee-Region und auch Europa-weit handelten.

Frage zur Infrastruktur des 17. Jahrhunderts in Deutschland. Wäre denn nicht Fluss-Transport von Bamberg zur Ostsee eine Möglichkeit ????

ZitatMacht richtig Spaß mit euch an dieser Plombe zu rätseln.

Ich finde guterhaltene alte Tuchplomben wesentlich interessanter als jede Münze :) !

Binnenschifffahrt von Bamberg aus wäre möglich.

Hier mal ein kleiner Auszug aus der Entstehung des Bamberger Hafens, lässt auf regen Handel schliessen.

1026 Bamberger Kaufleute werden als Nutzer der Regnitz-Main-Wasserstraße urkundlich erwähnt.
1348 Im Bamberger Rechtsbuch wird erstmals eine Schiffsverladung in Bamberg erwähnt.
1370 Vom Bamberger Schiffer Gundelach wird berichtet, dass er auf dem Wasserweg Eisen von Bamberg nach Aachen liefert.
1441 "An den Kranen" gibt es ein Steinkai und einen hölzernen Ladekran.

Das ist ja interessant, Mr.Simpson 

Gab es denn im 17. Jahrhundert auch die Möglichkeit direkt via Wasserwege in die Ostsee zu fahren ??
.....oder mussten die Waren unterwegs umgeladen werden ??

Hallo Leute 


Ich denke ihr habt es wohl jetzt satt mehr von diesen "B-Plomben" zu hören !! 

Ich muss aber unbedingt von einem neuen Fund berichten !! 
Jetzt denke ich wird es doch super-interessant, da die Funde ja anscheinend auch ins 18. Jahrhundert reichen.
Das muss doch eine sehr dauerhafte Plombe sein, die so viele Jahre "überlebt".
Ich denke wir müssen es hier mit einem Produkt zu tun haben, das von dieser Stadt / Region aus vielleicht mehr als 100 Jahre produziert und distribuert wurde !?!? 
Das Design hat sich ein bisschen geändert, vorne jetzt B mit zwei Stern-/ Sonnenfiguren links und rechts, und darunter die Jahreszahl 1730.
Auf der Hinterseite immernoch dieses Wappen mit Löwe mit Strich / Balken durch !!
Sie wurde heute am 25. Dezember gefunden:


         

Zitat von: agersoe in 25. Dezember 2005, 17:11:35
Ich denke ihr habt es wohl jetzt satt mehr von diesen "B-Plomben" zu hören !! 

Nein, wieso ?  Das Rätsel ist ja noch nicht gelöst.
Übrigens die "Stern-/ Sonnenfiguren" sind reine "Schmuckelemente" ohne Aussagen und sollten es lediglich Fälschern erschweren, die Plomben nachzuahmen.
Bist du bei deinen Nachforschungen in Richtung Niederlande / Belgien nicht weiter gekommen?
Eine andere Möglichkeit wäre mal zu forschen, ob die ,,Hafenbücher" dieser Zeit von deiner Insel noch existieren.

Zitat von: Ruebezahl in 25. Dezember 2005, 17:27:24
Eine andere Möglichkeit wäre mal zu forschen, ob die ,,Hafenbücher" dieser Zeit von deiner Insel noch existieren.

Ja, Ruebezahl

Das wäre eine Möglichkeit, werde das mal untersuchen !!

Hallo zusammen 

Das problem mit dem Herkunftsort scheint mit einem Schlag gelöst zu sein !! 

Seht bitte hier: http://www.sucherforum.de/index.php?topic=15385.0

Jetzt bin ich aber auch überrascht.   
Ich hatte es für sehr unwahrscheinlich gehalten, dass deine kleine Insel so intensive Handelsbeziehungen mit Bamberg über Jahre hin hatte.

Hallo Ruebezahl 

Ja, ich bin genauso überrascht 
Ich war auch sehr sicher, dass sie aus der Brabant-Gegend kommen !! 
...aber wie ich das sehe kann wohl kein Zweifel sein, dass sie aus Bamberg sind.

....übrigens: sind sowohl meine Plomben, als Eldorados Plombe eindeutig Tuchplomben ??

....und noch etwas Leute 

Warum finde ich nirgends etwas über die historische Textilproduktion in Bamberg ??? 

Hi,

guck mal hier  http://www.apfelweibla.de/id39.htm da findest du einiges zur Geschichte Bambergs. Ich komme aus Nürnberg das ist nicht weit entfernt, ich glaube nicht mal das Bamberg eine grosse Textilindustrie hatte aber als Verladehafen und Handelsplatz war Bamberg ganz gross. Ich kann mir gut vorstellen das in Bamberg die Waren der Nürnberger und Augsburger Kaufleute bewertet,verplombt und in alle Welt verschifft wurden.

Zitat von: agersoe in 09. Januar 2006, 08:27:57
....übrigens: sind sowohl meine Plomben, als Eldorados Plombe eindeutig Tuchplomben ??

Hallo agersoe 
Ich würde sagen ja. Das ganze ist vom Plombentyp abhängig. Dazu mal zwei Bilder. Auf dem ersten so genannte Stiftplomben, die fast ausschließlich für Textilien benutz wurden. Auf dem zweiten Scheibenplomben, die mit Bindfaden oder Draht verwendet wurden.
Du müsstest dir noch mal deine Stücke ansehen ob Reste von Fadenlöcher zu erkennen sind. Ich meine bei einer Plombe noch den für Stiftplomben typischen Steg zu erkennen.
Auch die Jahreszahl spricht gegen eine andere Verwendung als für die Tuchsiegelung. Ich kennen Plomben für anderes als Tuch erst ab ca. Mitte des 18. Jh.

Hallo Mr.Simpson und Ruebezahl

Ruebezahl
Wenn ich das so sehe gibt es keinen Zweifel, das alle drei Stiftplomben sind.

Mr.Simpson
Danke für das Link, ich kannte es schon und finde da eigentlich nur wenig, das mit Textil zu tun hat !!

....aber Leute 

Ich habe heute ein bisschen geforscht, und bin auf dies gestossen:

Die stadt Herzogenaurach in der Nähe von Bamberg:

Stadtwappen seit dem Mittelalter:

 

Und ratet mal, wofür die Stadt vom Mittelalter ab bekannt war???

.......richtig: TÜCHER-PRODUKTION !!!

Nun stellt sich natürlich die Frage, ob das B auf den Plomben garnicht Bamberg bedeutet, sondern was anderes ????????

Ich denke doch Bamberg, aber wie waren die Beziehungen der beiden Städte ??
War Bamberg vielleich die Zoll-Stelle ??
Ich habe jedenfalls gelesen, dass die Tücher aus Herzogenaurach in Nürnberg auf den Markt kamen !!

Hallo wieder Plomben-Freunde 

Ab und zu ist einem gegönnt Glück zu haben !!! 

Ich habe bei Iiiiiiii-Bäääää ein Buch aus Deutschland gekauft: Altag im Spätmittelalter, von Harry Kühnel.

...und was lese ich da plötzlich unter dem Abschitt: Normen und Sanktionen, Unterabschnitt: Überwachung der Produktion ???

Ich zitiere:

"Die Satzung des Bischofs Albrecht von Bamberg vom Jahre 1401 für die Barchentweber in seinem Markt Kirchdorf an der Krems (Oberösterreich) schrieb vor, dass wöchentlich am Mittwoch und Samstag im Interesse des Kaufmannes die Beschaumeister des Handwerks die Barchente prüfen sollten. Wenn Breite, Länge und Zeug für gut befunden worden waren, sollte das Zeichen eines "Löwen" in Blei auf das Tuch geschlagen werden. Barchente, die die geforderte Qualität nicht besassen, mussten zerschnitten werden; Beschaumeister, die mangelhafte Barchente passieren liessen, sollten der Strafe eines Eidbrüchigen verfallen! "

Super Information finde ich !!! 

Kann mir jemand etwas genauer über das Wort / Produkt Barchente sagen, was war das genau ???

....übrigens: das B auf den Plomben kann immernoch Bamberg bedeuten, es könnte aber auch eine Produktenbeschreibung sein: Barchente !!!!!  ?????