Als so eine Art "Adventskalender" entpuppte sich die Wand des Bruchsteinkellers eines wüst gefallenen Fachwerkhauses ... darin war ein "Versteck" angelegt, in dem sich diese Iserlohner Tabakdose von 1782 fand.

Vielleicht diente sie mal als "Spardose" .....


LG  thomas

Ein schönes Stück. Für den Fleiß ein guter Preis!
Gruß: Storkianer

 
Klasse Fund Thomas.Und für das Alter in einer super Erhaltung!
LG Philip

super fund. schade nur das nix drin war.
paar goldmünzen wären nicht schlecht, was ?
die ist aus messing oder kupfer und versilbert, und fürs alter echt gut erhalten.
gruss platin

Das ist ja ein schöner Fund! Und wenn ich das Scharnier betrachte, bin ich erstaunt, zu was man damals schon in der Lage war. Was ich mich aber noch frage: Woher weißt Du, daß das eine Tabakdose ist und nicht bspw. ein Etui für Griffel?

LG Jan

Zitat von: jabberwocky666 in 15. Dezember 2010, 01:56:45
Das ist ja ein schöner Fund! Und wenn ich das Scharnier betrachte, bin ich erstaunt, zu was man damals schon in der Lage war. Was ich mich aber noch frage: Woher weißt Du, daß das eine Tabakdose ist und nicht bspw. ein Etui für Griffel?

LG Jan

Dazu gibt es eine Menge an Literatur und zuletzt konnte man da ja auch alles reinlegen das vom Format her passte. Aber gemacht wurden sie in Manufakturarbeit als Tabakdosen, in die oben drauf auch noch die kurze Tonpfeife mit rein gepasst hat.

http://www.beyars.com/lexikon/lexikon_2633.html

Das Versteck ist übrigens erst dadurch entdeckt worden, das unmittelbar darüber ein hochmittelalterliches Kugeltopfgefäß als Lichtnische eingemauert gewesen ist. Weil Jugendliche den vollkommen überwucherten Keller zum Spielen und Feuerlegen genutzt haben und der Topf dabei beschädigt worden war wurde beschlossen das Gefäß in seiner Befundsituation umfassend zu dokumentieren und zu bergen. Beim Abklopfen der Wand entdeckten wir dann den mit einer Steinplatte verschlossenen Hohlraum.

Der Topf diente offenbar zur Orientierung .....

Zitat von: platinrubel in 14. Dezember 2010, 23:24:32
super fund. schade nur das nix drin war.
paar goldmünzen wären nicht schlecht, was ?
die ist aus messing oder kupfer und versilbert, und fürs alter echt gut erhalten.
gruss platin

Das Material wird als "Gelbmetall" bezeichnet und ist eine Messinglegierung

.... kurioser weise fand sich ein kleiner Münzverwahrfund gleich über ein Bruchsteinfundament der wenige hundert Meter entfernt nächst gelegenen Hofesstelle verstreut .... großformatige Französische "Ecu blanc", der älteste aus dem späten 18. Jh., Preussische Silbergroschen, Niederländische und Belgische Münzen, sowie eine Silbermünze  von "Hessen-Kassel". Auch deren Erhaltung war für die Umstände 1A. Es waren Jahre schlechter Ernten und großer wirtschaftlicher Unsicherheiten im Niederbergischen Amt. Preussen hatte gerade das Herzogtum Berg vereinnahmt und eine Bank für die Spargroschen der einfachen Menschen um jede Ecke mit Zinsen gab es eben noch nicht. Da musste man gerade auf den einsam gelegenen Höfen und Weiler, in der dünn besiedelten ländlichen Region, kreativ beim Verwahren des Ersparten sein.


Der "Münzschatz" ist umgehend dem zuständigen Landesamt, Außenstelle Overath, übertragen worden und unter anderem auch hier in einem regionalen Jahrbuch, einschließlich der Geschichte des Hofes und seiner Bewohner, publiziert.

Es ist ein sehr seltenes historisches Dokument, denn Münzverwahrfunde aus dieser späten Zeit sind allgemein selten und durch die offizielle Erfassung, Meldung und Dokumentation bleibt dieser Fund sogar für immer und unmittelbar mit der Historie der zugehörigen Siedlung verbunden.

Dazu ist hier einmal ein rarer "Blick" in die Börse des einfachen Menschen der Zeit in dieser Region möglich der zeigt wie verschieden der Münzumlauf geprägt gewesen ist. In der ersten Hälfte des 19. Jhs. war immer noch ein stetes Umrechnen der vermischten Währungen notwendig.


LG  thomas

Gratuliere zu dem tollen Fund!
Der ehemalige Besitzer der Tabakdose muss ja eine regelrechte Kramerseele gewesen sein
Ist denn denkbar, dass die Tabakdose schon als eine eventuelle Münzdose hergestellt wurde? Das wäre ja bei dem Spruch darauf denkbar. Oder ist der Spruch vom Käufer nachträglich in eine extra frei gelassen Kartusche eingeritzt worden?
Außerdem würde ich gerne Bilder von der Fundsituation, der Wand und dem Kugeltopf sehen, hast Du da zufällig Bilder die Du posten kannst? Oder vll ein Gesamtfoto dieses Wüstungskellers?
Und war das die Wüstung eines abgelegenen Hofes oder eines Dorfes?
Ich beschäftige mich auch mit den (zahlreichen) Wüstungen in der hiesigen Feldmark, daher habe ich da ein großes Interesse. Leider sind hier die Gebäude vollständig abgegangen, an einen Keller ist nicht zu denken. Es handelt sich aber auch um Ortswüstungen des Hoch-/Spätmittelalters und nicht des 18./19. Jhdts.
Gruß
Björn

hmm. danke dir für die ausführlichen erläuterungen und zusätzlichen infos.
hast du auch bilder vom münzfund?

als ehemaliger kölner ist mir die gegend ja auch nicht fremd.
zu den verbergungsgründen fällt mir direkt napoleon ein.
der hatte die region doch fest im griff gehabt. ich glaube fast 20 jahre
er wurde doch vertrieben unter anderem mit unterstützung durch die kosaken.
also hier liegt auf jeden fall der zeitpunkt der verbergung.
die bauern der gegend wollten wohl ihren besitz vor den franzosen verbergen, oder aber kurzfristig auch vor ihren befreiern, die ja auch nicht zimperlich mit der zivilbevölkerung umgingen.
platin

Es gibt eine umfassende Doku der Fundsituation innerhalb des Kellergewölbes .... aber wo die nach drei Umzügen im letzten Jahr liegt... ich suche sie.

Die Publikation der Münzen suche ich auch raus. Es ist ein Einzelhof mit Namen "Windhövel" von dem wohl auch die Familie "de Winhovele" stammt, deren Angehörige etliche Urkunden unterschrieben haben ....

sind die höfe eigentlich noch bei den familien in besitz?
danke dir schon einmal für die mühe.
gruss platin

Zitat von: platinrubel in 16. Dezember 2010, 08:12:05
sind die höfe eigentlich noch bei den familien in besitz?
danke dir schon einmal für die mühe.
gruss platin

Ciao platin   

Nein, beides sind Heute wüst gefallene Hofstellen. Es waren zudem immer Pächter. Eigentümer sind adlige Familien in der Region.

Der Hof mit dem Keller ist von Baumaterialsammlern abgedeckt worden, weil das Dach eine historische Ziegeldeckung hatte. Danach war´s dann ganz vorbei. Ständer und Gefache sind vermodert, der Stampflehmboden ist zerstört... traurig, traurig, traurig!

Lg  thomas

Nachtrag:

Veröffentlicht ist der Münzfund in der Jahreszeitschrift "Die Quecke"; Ratinger und Angerländer Heimatblätter Nr. 75, Jahrgang 2005: "Ein bemerkenswerter Münzfund aus der Zeit zwischen Restauration und Revolution (1815 - 1848)"; S. 249 - 252 und in den Bonner Jahrbüchern.

Die Dokumentation der Bergung im Bruchsteinkeller finde ich bei mir (bislang) nicht mehr (versuche mich in meiner derzeit zu knappen Freizeit trotzdem weiter durchzuwühlen!). Sie liegt, zusammen mit den Funden, im Original bei der zuständigen Außenstelle des  LV Rheinland.

Hi Thovalo,

danke für Deine Mühe!
Verbringe Deine knappe Freizeit aber lieber mit Freunden und Familie, ist ja schließlich Advent  
Meine Bitte um Fotos galt mehr für den Fall, dass Du die Bilder griffbereit hast, wollte nicht, dass Du Tage im Keller verschwindest  
Ich schau mal, ob ich die von Dir genannte Literatur finde.

So long
greez
Sludsen

genau, dem schliesse ich mich natürlich an.
unsere zeit ist zu knapp um sie mit der ständigen suche nach irgendwas zu vergeuden.
lg platin

Hallo, da hast Du aber einen Superfund gemacht. Glückwunsch