Stolzer Reiter

Begonnen von kater kidy, 04. Mai 2005, 23:18:34

Vorheriges Thema - Nächstes Thema

kater kidy

Hallo allerseits,
tja, gebe zu, ich war längere Zeit hier nicht anwesend.
Möchte mich aber trotzdem trauen, mal wieder anzuklopfen und  dieses relativ frisch ausgegrabene Teil vorzustellen.
Habe das schlechte Gefühl, daß es diesmal mit hd wirklich nicht so gut aussieht und kann nur sagen::heul:
Würde mich jedenfalls freuen, den einen oder anderen alten "Bekannten" hier zu treffen, wobei ich mein schlechtes Gewissen bzgl. meiner längeren hiesigen Abwesenheit nicht verhehlen möchte. Aber das nur am Rande...
Hier nun das Foto vom stolzen Reiter. Eigentlich sind´s ja zwei...
Auf der Seite mit dem Speer kann man noch  S.GEORGIUS
erkennen. Auf der anderen meine ich  NITRA (....) zu lesen.
Höhe ist ca.30mm, Breite ca.22mm.
Sieht so aus, als ob da mal eine Öse angebracht war.
Vielleicht kann ja jemand von Euch etwas zur Umschrift, bzw. zum Alter dieses Teiles sagen; ich würd´mich freuen...

Ich sage auf jeden Fall schon mal danke für´s Kopfzerbrechen.

Herzliche Grüße & GF

kater

tholos

Hi kater kidy,

auf einer Seite ist der Heilige Georg dargestellt.
............
Viele Legenden ranken sich um Georg; zwei frühen syrischen Kircheninschriften zufolge starb Georg in Lydda, dem heutigen Lod, in Palästina den Märtyrertod. Gleiches besagt auch ein Kanon von Papst Gelasius I. aus dem Jahr 494, der Georg als verehrungswürdige Gestalt erwähnt. Andere Quellen geben Nikomedia - das heutige Izmit in der Türkei - als Todesort an.

Märtyrerlegenden kennen einmal einen Bischof Georg von Alexandrien, Anhänger des Arianismus, der nach zahllosen Martyrien immer wieder vom Erzengel Michael zum Leben erweckt wurde. Andere Legenden berichten von einem Perserkönig Dadian - in späteren Legenden wird er als Richter Dacian vorgestellt, der die Martern Georgs unter Diokletian veranlasste. In einer Vision soll Jesus selbst ihm ein sieben Jahre andauerndes Martyrium vorausgesagt haben, wobei er dreimal sterben und auferstehen werde. Einmal sollen ihm 60 Nägel gleichzeitig in den Kopf geschlagen worden sein.

Besondere Berühmtheit erlangte die Legende vom Kampf des Ritters Georg mit einem Drachen, der in einem See vor der Stadt Silena in Lybia hauste und die Stadt mit seinem Gifthauch verpestete. Die Einwohner mussten ihm täglich Lämmer opfern, um seinen Grimm zu stillen. Als keine Tiere mehr aufzutreiben waren, wurden die Söhne und Töchter geopfert. Eines Tages traf das Los die Königstochter - die als Verkörperung der Kirche gelten kann -, die nach Herz zerreißendem Abschied von den Eltern an den See vor der Stadt ging. Da erschien Georg, nachdem er alle Martern überstanden hatte, gevierteilt worden war und von den Cherubim mit Michael wieder zum Leben und zu herrlicher Schönheit gebracht worden war. Als der Drache auftauchte, schwang Georg mit dem Zeichen des Kreuzes die Lanze und durchbohrte das Untier, das zu Boden stürzte. Er veranlasste die Königstochter, den Drachen mit ihrem Gürtel in die Stadt zu ziehen, wo alle die Flucht ergreifen wollten. Georg versprach, den Drachen zu töten, wenn die Leute sich zu Christus bekehrten. Er erschlug den Drachen, vier Paar Ochsen mussten das gewaltige Gewicht des Drachen aus der Stadt schleppen, der König ließ sich daraufhin mit allem Volk taufen. Diese Schilderung entspricht der Georgsdichtung aus dem 12. Jahrhundert, die die Rolle des Helden betont, der die Kreuzfahrer unterstützt. Hier kommen Demetrius und Theodor als seine Brüder vor, die ihm in einer älteren Überlieferung zur Seite stehen und neben Georg die meistverehrten Heiligen der Ostkirche sind. Hinzuwiesen ist auch auf die ältesten, in der Georgslegende wieder auftauchenden, Vorstellungen von der heldischen Bekämpfung und Befreiung aus der Drachengewalt des Bösen durch ein neues Bewußtsein.

Quelle und weitere Infos findest du hier: http://www.heiligenlexikon.de/

Gruß

tholos :super:

kater kidy

Servus tholos,
möchte Dir herzlich für Deine sehr ausführlichen Zeilen danken.
Ist schon erstaunlich, was manch kleines Teil doch für weitreichende geschichtliche Hintergründe zu bieten hat.

Also dann nochmals thanx für die Feiertagsarbeit...

beste Grüße & GF

kater:winke:

[Bearbeitet am 9-5-2005 von kater kidy]

tholos

Hi kater kidy,

ich würde denn Anhänger weiter reinigen. Vielleicht kannst du dann noch weitere Buchstaben erkennen. Es gibt zwar einen Ort namens Nitra in Slowenien, ich glaube aber, dass unter den Anhaftungen weitere Buchstaben zu finden sind. Hinter S. GEORGIVS scheint auch noch etwas zu stehen.

Gruß

tholos :super:

Tomcat

Kommt Euch die Darstellung des Mantelteilenden nicht bekannt vor?
Und jetzt lest mal den Namen des hl. MARTIN gespiegelt...
richtig, NITRAM!
Da hat wohl der Hersteller der Präge/Gussform etwas werfexelt ;-)
Ich habe einen ähnlichen Anhänger gefunden, den ich vom Fundort her in´s 17. oder 18. Jahrhundert datieren konnte.

mfg
Tct
Life burns!

tholos

Hi Tomcat,

Pferd und Reiter kann ich erkennen.  :jump: Bin ja mal gespannt, ob auf den gereinigten Stück noch mehr zu erkennen ist und du richtig liegst. :cool1:
Hier mal ein Bild aus dem Netz:
................

Simone Martini: Martin teilt seinen Mantel, um 1321, Fresko in der Unterkirche des Franziskus in Assisi.

Quelle und weitere Infos zum Heiligen Martin:

http://www.sanktmichael.de/heilige/martin.htm
.....
Gruß

tholos :super:

kater kidy

Hi tholos,servus Tomcat,
ich glaube bzgl."MARTIN" könnten wir auf der richtigen Spur sein.
Ich habe jetzt mal den grünen Belag auf der Seite mit dem "NITRA" Schriftzug entfernt.
Ich glaube, Tomcat liegt richtig mit der Vermutung vom heiligen Martin.
Zwar müsste dann der Hersteller wirklich einige Fehler beim Gravieren gemacht haben (fehlendes "M" und der Name auch noch falsch herum).
Aber jetzt nach dem Reinigen, braucht man schon gar nicht mehr so viel Phantasie, um auf dem Foto einen Reiter zu erkennen, der mit seinem Schwert (einen Mantel) zerteilt.

Ich gebe zu, die Geschichte war mir nicht bekannt. Liegt wohl daran, daß solche materialzerstörenden Gruselgeschichten hier, in der ehemaligen, größten und schönsten DDR nicht gern gesehen waren.
Aber auch das ist Gott sei Dank schon lange Schnee von gestern...

Ansonsten hat das Reinigen der Seite mit "S.GEORGIUS" weiter nichts zum Vorschein gebracht. Dort ist wohl alles zu erkennen.

Also Kollegen, dann nochmals vielen Dank für Eure erklärenden
Worte....wieder was gelernt...

Wünsch Euch was...

Beste Grüße & GF

kater:winke:

tholos

Hi kater kidy,

wenn du erkennen kannst, dass der Reiter seinen Mantel teilt, liegt Tomcat sicher richtig. :prost:
Die Teilung des Mantels ist ja ein individuelles Kennzeichen für Martin von Tours. Auf der Seite mit dem Heiligen Georg hätte ich auf 2-3 Uhr noch Buchstaben vermutet.

..in der DDR nicht gern gesehen waren.

Selbst in Polen kennen sich kaum noch einer mit den Heiligen aus.  Hab grad letztens bei Freunden aus Polen nach dem heiligen Stanislaus Kostka gefragt, aber außer Achselzucken keine Antwort bekommen. Und das bei einem Patron von Polen. :-(

Gruß

tholos :super:

kater kidy

Hallo tholos,
vielen Dank für Deine Zeilen.
Ja ja, da war der ganze Ostblock so ziemlich gleich...
Unsere (Schein-)Heiligen lebten ja alle noch bis zum bitteren Ende der real existierenden sozialistischen Herrlichkeit.
Die würden heute noch Gott spielen, wenn Sie nicht das Fegefeuer ereilt hätte. Wenn´s so geblieben wäre, wie´s war, hätten wir uns hier nie getroffen....
Mag sein, daß heute auch manche Dinge nicht richtig laufen. Aber meine Wenigkeit betreffend kann ich zu den alten Zeiten nur sagen "never again".

Nun aber nochmals kurz zurück zum Ausgang der Geschichte.
Ich dachte auch zuerst, auf der Seite mit GEORGIUS wären noch Buchstaben bei 2-3 Uhr vorhanden. Ist aber nicht der Fall;es muß sich da um etwas Anderses handeln. Kann´s leider nicht genauer sagen.

Aber immerhin haben wir doch einige Rätsel lösen können...

Ich sage nochmals danke für Eure Mühe  & so long.

Gruß + GF

kater