Versteinerter Meeresboden ?

Begonnen von Mucke, 30. Oktober 2012, 20:38:36

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Mucke

Hallo.

Diese Funde von mir möchte ich euch zeigen.

Gefunden habe ich die Stücke vor über 20 Jahren an einer Stelle wo einmal Quarzit abgebaut wurde.
Ich bin damals zufällig darauf gestoßen.
An der Abruchkante des ehemaligen Steinbruchs entdeckte ich die Versteinerungen.
Man sah dort verschiedene Schichten des Gesteins und in einer halt das Meeresgetier.
Es ist ein sehr weiches und poröses Gestein.

Meine Fragen dazu,
findet man solche Schichten öfters mit Quarzit zusammen oder ist es eine Besonderheit?
Und,
ist diese Schicht einfach nur eine Ablagerung des Meeresboden oder könnte sie auch Vulkanischen Ursprungs sein?

Ich selber bin auf diesem Gebiet ein absoluter Laie.
Ich habe nur mal als Kind ein Dinosaurierbuch gelesen   :winke:.

Die ersten drei Bilder zeigen das selbe Stück.


Schöne Grüße

Andreas
" Mit Geduld und Spucke ...."

Nanoflitter

Ja, ist Muschelkalk oder Riffreste, nicht vulkanisch. Das kleine Sternchen ist toll!
Die Kalke und auch ganze Muscheln findet man hier auch auf den Weinbergen häufig, da hier früher mal ein flaches tropisches Meer war,
neben Achaten und verwittertem Basalt (vulkanisch). Eine Grössenangabe wär nett.

Mucke

Hi,

also auf dem ersten Foto hat der gesamte Stein 8-9cm.
Der Abdruck der Muschel hat knapp 2cm und das Sternchen gerade mal 6mm.

Mit Kalk hat das Gestein m.M. aber nichts zutun.
Es ist eher ein Sandstein, sehr porös und mit Löchern durchsetzt.

Schöne Grüße

Andreas
" Mit Geduld und Spucke ...."

Nanoflitter

Hast recht, Kalk ist weis oder grau. Und Seetiere müssens auch nicht sein. Es gab Blätter und Früchte, die auch solche Abdrücke hinterlassen.
Das Sternchen könnte auch das negativ von einem Fruchtteil sein .
Oder die Meerestiere kamen in sandigem Ton zu liegen, ohne eine Kalkschicht zu bilden.

StoneMan

Moin Andreas,

weder bin ich auf dem Gebiet der Geologie noch Petrologie fachlich versiert und von Fossilien habe ich auch nur geringe Kenntnisse.

Soviel ich weiß ist es bei Gesteinsarten von Bedeutung wo der genaue Fundort ist.
Angaben wie ´...an einer Stelle ...des ehemaligen Steinbruchs´oder ´hier in den Bergen´ sind relativ weitreichend... :belehr:  :friede:
Das Bundesland oder ein Gebiet dessen wäre hilfreich.

Zu den Fossilien im Gestein: Muschel ist im Bereich des Möglichen, vielleicht sogar Pectinoida (?).
Das Sternchen könnte ein Abdruck eines Stielgliedes einer Seelilie sein.

Zum Gestein tippe ich mal aufgrund des fehlenden Fundortes nix - habe aber eine ´sehr alte´ Vermutung.

Gruß

Jürgen
Was könnte wichtiger sein als das Wissen? fragt der Verstand.
Das Gefühl und mit dem Herzen zu sehen, antwortet die Seele.
Antoine de Saint-Exupéry

Mucke

Zitat von: Nanoflitter in 31. Oktober 2012, 12:17:24
Hast recht, Kalk ist weis oder grau. Und Seetiere müssens auch nicht sein. Es gab Blätter und Früchte, die auch solche Abdrücke hinterlassen.
Das Sternchen könnte auch das negativ von einem Fruchtteil sein .
Oder die Meerestiere kamen in sandigem Ton zu liegen, ohne eine Kalkschicht zu bilden.


Hallo,

also ich denke schon das es Meerestiere sind.
Zumindest erweckten etliche andere Muschel ähnliche Abdrücke an der Fundstelle diesen Eindruck bei mir.
Ich kann mich natürlich auch täuschen.
Aber schon mal vielen Dank für deine Hilfe  :-).



Hi Jürgen.

Dafür das du in dem Gebiet meiner Fragestellung nicht versiert bist, haust du mir aber gleich reichlich Fremdwörter und fachliche Versäumisse um die Ohren :staun:.

Gut ich gebe es zu, das Dinosaurierbuch das ich angeblich gelesen habe, war nur "Urmel aus dem Eis".
Sonst wäre mir ein solcher Fauxpas, wie die fehlenden Ortsangaben, wohl nicht untergekommen  :heul:.
Nee-Nee  :frech:,
nun aber Spaß beiseite  :dumdidum:.
Ich bin ja froh wenn man mir die Chance gibt das Ganze genau zu ergründen  :-).

Die Fundstelle liegt in Rheinland-Pfalz, genauer, im Schwarzwälder Hochwald.
Zu dem Sternchen kann ich noch sagen das es aussieht wie das innere eines runden Hohlraumes, oder Einschlusses.
Diese Stellen haben nähmlich eine andere Farbe wie die sonstige Oberfläche des Gesteins.

Die Funde von damals wurden alle von der Verwitterung des Gesteins freigelegt, bzw sind sie an der Bruchkante des Steinbruchs den Hang hinunter gerutscht.
Man müsste mal nachsehen ob wieder etwas neues zuentdecken ist.

Schöne Grüße

Andreas

" Mit Geduld und Spucke ...."

Nanoflitter

Na ja, wenn du da schon mehrere Muscheln gesehen hast, werden es Meerestiere gewesen sein. Davon stand aber in deinem ersten Beitrag nichts. Der Hohlraum mit dem Stern:
Ein Tier, Pflanze, Seelilie oder was auch immer, wird vom Schlamm, Sand umschlossen und das ganze versteinert mit der Zeit.
Durch Wasser oder andere Umwelteinflüsse wird dann das weichere, anfällige, versteinerte Tier im inneren aufgelöst. So bleibt nur noch das Negativ, also der Hohlraum zurück, der das Viech umschlossen hat. so siehts jedenfalls aus, was immer es mal war.
Schön finde ich es, hebs auf und freu dich, einer wirds sicher rausfinden....was es wirklich war.

StoneMan

Zitat von: Mucke in 31. Oktober 2012, 21:21:23

...
Die Fundstelle liegt in Rheinland-Pfalz, genauer, im Schwarzwälder Hochwald.
...
Moin,

das hört sich nach tropischen Meeresgefilden im Devon an (vor 400 Millionen Jahren).
Was mich irritiert, Dein Gestein sieht nicht so aus wie der dort typische Hunsrückschiefer, muss ja
vielleicht auch nicht - Geologie ist nicht einfach gestrickt.

Aber ich sag ja, bin kein Fachmann.
Wäre nicht schlecht wenn ein "Peter" oder "Kalle" sich hier mal einmischt  :winke:


Gruß

Jürgen
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Antoine de Saint-Exupéry

StoneMan

Nachtrag.
Da es mich interessiert habe ich etwas recherchiert und meine oben erwähnte:
Zitat von: StoneMan in 31. Oktober 2012, 14:19:29
...´sehr alte´ Vermutung...
bestätigt bekommen...^^

Zitat:
Erdaltertum (570 bis 225 Mio. Jahre): Im Ordovizium und im Silur (500 bis 405 Mio. Jahre)
Quelle: http://www.mgas.de/fundstellen/hunsrueck/uebersicht.htm

Dann stimmt die Farbe des Gesteins auch wieder - hoffe ich  :-D

Gruß

Jürgen
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Antoine de Saint-Exupéry

caaso

Servus,

StoneMan hat recht, jedenfalls mit dem Devon (411-358 Ma). Es sieht aus wie typische klastische Sedimente des Rhenohercynischen Schelfs. Das Gestein müsste ein Sandstein oder Kalksandstein sein. Die "Muschel" muss nicht unbedingt eine sein, ich würde da eher auf eine Brachiopode tippen, müsste aber dafür das Stück in der Hand haben. Der Stern erinnert stark an an Crinoidenstielglieder.

Zitatfindet man solche Schichten öfters mit Quarzit zusammen oder ist es eine Besonderheit?

Quarzit ist per Definition ein metamorphes Gestein. Leider werden oft Sandsteine aufgrund ihres kompakten Auftretens (z.B. durch Verkieselung) als Quarzite bezeichnet. Die Metamorphose würde die Fossilien in der Regel komplett zerstören. Also nehme ich mal an, dass da Sandstein abgebaut wurde. Sandsteine (egal ob terrestrisch oder marin) führen oft Fossilien, können aber auch fossilarm sein.

Zitatist diese Schicht einfach nur eine Ablagerung des Meeresboden oder könnte sie auch Vulkanischen Ursprungs sein?
Definitiv marin keine vulkanische Ablagerung. Als vulkanische Ablagerung kämen nur Tuffe in Frage, und da fehlt mir die lagige Ausprägung bzw. ist das Gestein zu grob. Vulkane gabs zwar damals in der Gegend, schein mir aber unwahrscheinlich. Die chaotisch anmutende Struktur errinert eher an sedimentäre Rutschungen (Turbidite o.ä.).

Hoffe ich konnte weiterhelfen.

Viele Grüße,

caaso

Mucke

Zitat von: Nanoflitter in 31. Oktober 2012, 22:26:38
Na ja, wenn du da schon mehrere Muscheln gesehen hast, werden es Meerestiere gewesen sein. Davon stand aber in deinem ersten Beitrag nichts.


Hallo Nanoflitter.

Für mich waren es immer Meerestiere, aber so wie du auch schreibst, kann man sich ja da auch täuschen.
Das war Ende der 80er Jahre als ich die Stücke fand.
Wenn es ein Mißverständniss gab, dann tut es mir leid  :schaem:.

Nochmals Vielen Dank für deine Hilfe   :-).

Schöne Grüße

Andreas
" Mit Geduld und Spucke ...."

Mucke

Hallo Jürgen.

Vielen Dank für deine Hilfe und den Interessanten Link  :-).


Hallo caaso.

Ja du hast mir geholfen  :super:,
Vielen Dank dafür.

Ich werde zwar einen Dolmetscher benötigen, um den Text auch komplett zuverstehen  :-D :schaem:.
Aber das wird sich bei dieser Thematik für einen Laien wie mich wohl nicht vermeiden lassen.

Klasse ausführliche Antwort von dir  :-).


Heute Morgen war ich an der Funstelle und habe fleissig geknipst und auch ein paar Brocken mit gebracht.
Die Aufnahmen zeigen den angegrabenen Hang.
Die Schicht mit den Versteinerungen liegt ca im oberen drittel des Hanges.
Alle Bilder sind ungefähr in einem Radius von 20m um meinen Standpunkt vom ersten Bild herum gemacht.


Schöne Grüße

Andreas
" Mit Geduld und Spucke ...."

Mucke

#12
Mehr Bilder.

Ich habe leider Probleme beim Bilder einstellen  :heul:.

Der Rest kommt später.

Schöne Grüße

Andreas


Nachtrag:
Problem gelöst.
" Mit Geduld und Spucke ...."

StoneMan

Moin,

@ caaso,

auch von mir schönen Dank für Deine Einlassung.

Da steht ja was dahinter - Geologie/Paläontologie/Petrologie  :super:


@ Andreas,

schöne Bilder  :glotz: da holst Du demnächst sicher noch mehr Fossilien raus.


Gruß

Jürgen
Was könnte wichtiger sein als das Wissen? fragt der Verstand.
Das Gefühl und mit dem Herzen zu sehen, antwortet die Seele.
Antoine de Saint-Exupéry

Mucke

Hallo,

hier noch die Stücke die ich mit Nachhause genommen habe.

Bild 1, das Ganze Stück hat ca 8x17cm.
Bild 2, Muster ca 4cm lang.
Bild 3, das größere Sternchen ist ca 1cm.
Bild 4, die "Röhre" ist gut 2cm dick und 16cm lang.
Bild 5, dieses Muster hat ca ca 2,5cm x 5cm.
Bild 6, Das große Sternchen hat 1,5cm.

Bin gespannt auf eure Meinung.

Schöner Grüße

Andreas
" Mit Geduld und Spucke ...."

Spuernase

Ich kann dir die Sternchen nicht bestimmen, aber Seelielienstielglieder sind das auf alle Fälle. Du hast auf dem einen Bild wohl sogar einen Teilstiel gefunden.
Interessant die "Gang-" oder "Störungsbreckzie", wo gebrochenes Material auf der Störungszone wieder verkittet wurde, wahrscheinlich quarzitisch, haben sich wohl auch kleine Quarz-Drusen mit Kristallspitzen gebildet.
Da würd sich vielleicht sogar die Suche nach Klüften anbieten, ob sich irgendwo größere Quarze gebildet haben.  Auf weiße Quarzadern achten und die "mit dem Hammer auf Hohlräume untersuchen"....
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