Venetianersagen

Begonnen von Gratian, 29. Dezember 2005, 12:14:02

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Gratian

Ich habe gestern ein interessantes Buch "Venetianersagen von geheimnissvollen Schatzsuchern" auf einem Bücherflohmarkt erworben.

Neben einer ganzen Sammlung von Venetianersagen und einer sehr ausführlichen Bibliographie zum Thema ist darin eine wissenschaftliche Arbeit zum Thema und Auszüge aus Walenbüchern ( mit der Darstellung von Walenzeichen u.a.) enthalten.

Hochinteressantes Thema....
Gut Fund!   :engel:
Gratian

ANTE ROMAM TREVERIS STETIT ANNIS MILLE TRECENTIS
PERSTET ET AETERNA PACE FRUATUR. AMEN.

Silex

Habe die Ehre , Gratian , ist das Buch auf bestimmte Regionen eingegrenzt oder behandelt es einen größeren Einzugsbereich?
Da bei uns in der Oberpfalz , im MA, immens viel Erz gefördert wurde, gibt es diese Venetianersagen auch bei uns- da gibts im Nachbarort einen Ortsteil der sich "Venedig" nennt und einen uralten Stollen der sich Venetergang nennt.
Die Leute munkeln von grazilen Gesellen aus dem Süden die in der Vorzeit unseren Ahnen bei der Erzsuche behilflich waren

edi
Die Hoffnung trübt das Urteil, aber sie stärkt die Ausdauer.

Gratian

Bezogen auf das Gebiet der ehemaligen Täterä und BRD...

Harz, Thüringerwalsd usw. aber im Kern auf alle "Venetiersagen" zu beziehen....

Habe es heute in einem Rutsch durchgelesen....Klasse und sehr informativ.
Gut Fund!   :engel:
Gratian

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atlin

hallo ihr

auch bei uns in helvetien gibt es ne menge sagen um die venediger (wie man sie bei uns nannte). oft werden sie mit geheimnisvollen sagen um die silber- und goldsuche und goldschätzen in den bergen im zusammenhang gebracht. da gabs zum Beispiel einen venediger der ging in einem bergdorf zu einer bestimmten vollmondnacht mit einer zinnkanne an einen geheimen ort und kam am morgen mit der kanne voll goldkörnern ins dorf zurück, wo er arbeitetet. solche sagen gibt bei uns sehr viele. ist ein spannenedes thema. das buch ist sicher sehr interessant auch in bezug auf mögliche fundstellen von erzen, insbesondere edelmatalle.

grüsslis

atlin  :frech:

Gratian

Zitatdas buch ist sicher sehr interessant auch in bezug auf mögliche fundstellen von erzen, insbesondere edelmatalle.

Eher weniger...es geht mehr um die Sagen und deren wahrheitsgehalt bzw. die daraus zu erzielenden geschichtlichen und evtl. auch bergbauhistorischen Erkenntnisse.

Die Hauptaussage ist: Bei den Venetieren oder Venediger, Erzmännchen, Wale, Wahle Welscher,Manndl, Mandl oder Venedigermandl...usw..handelt es sich um Mineraliensammler aus Italien, vornehmlich Venedig - die in nördlich der Alpen nach bestimmten Materialen für die Glasveredelung vornehmlich für die Manufakturen in Murano geschürft haben. Gesucht wurde zunächst nach Kobalt dann nach Mangan - um 1450 kurzfristig wohl auch nach Alaun.

Die Zeitspanne beträgt für Kobalt (zur Färbung des Glases) 200 -300 Jahre und verliert sich im Mittelalter; wird in der wissenschaftlichen Arbeit von Dr. Wilsdorf, Dresden mit "vor 1370 -wenn nicht sogar 1270 "angesetzt.

Mangan, das erst seit 1480 als "brauner Stein" dazu verwendet wurde das durch eisengehalt trübe Glas klar zu waschen, war extrem schwierig zu erkennen und es bedurfte intensiver geologischer Kenntnisse dieses begehrte Metall zu entdecken.

Alaun wurde im Auftrag der päpstlichen Kassenverwaltung gesucht die um ihr Monopol (riesige Vorkommen in Tolfa im Kirchenstaat) besorgt war. Man hatte gleich das "europäische Monopol" auf diesen Stoff erklärt und den Ankauf von "Feinden der Christenheit" verboten. Dennoch ging der Absatz immer stärker zurück und man wollte Erkenntnisse sammeln wo es weitere Alaunvorkommen gab.

Das ist der Kern der Sagen um die Venediger.

Da diese oft im verborgenen für die damaligen Menschen nicht nachvollziehbaren Grabungen nachgingen, spannen sich sehr schnell Sagen um ihr Tun. Weshalb sie in den Sagen oft mit der Suche nach Gold in Verbindung gebracht werden, erklärt sich zum einen daraus das in diesen Zeiten auch Zigeuner aus den Karparten unterwegs waren die sich auf das Goldwaschen verstanden. In den alten Akten (1540) werden Zigeuner und Walen oft im Zusammenhang gesehen. Zum Zweiten ergibt sich ein Aspekt aus dem Bergrecht: Eine bewußt falsche Behauptung Gold zu suchen verschaffte allen Kobalt, Mangan und Alaun Sammelnden den Rechtsschutz den der Edelmetallbergbau gewährte. Dieser war dem Landesherrn vom König als Regal gewährt. Während der Abbau niederer Metalle diesen Schutz nicht gewährte . Die Berghoheit stand danach dem jeweiligen Grundherren zu - was erhebliche Auseinandersetzungen und Diskussionen ergeben hätte!

Ich bin immer wieder fasziniert wie sich selbst in Sagen hinter Allem letztendlich handfeste, wirtschaftliche Aspekte verbergen...

Interessant auch noch das schon sehr früh ein schwunghafter Handel mit "Walenbüchern" getrieben wurden in denen die Gold- und Edelsteinlagerstätten eingezeichnet sein sollten. Im Wesentlichen handelte es sich um Fälschungen (etwa so wie 99 % aller Piratenschatzkarten) die an gutgläubigige Zeitgenossen für teueres Geld verkauft wurden....

Gut Fund!   :engel:
Gratian

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tecnomaster

Hallo Kollegen,

mit meiner folgenden Ansicht werden mich zwar einige kritisieren:

Ich habe damals in der Universität der E.T.S.I. Minas von Madrid/Spanien Hinweise gefunden, dass u.U. der famose Georg Agricola (1490-1555) auch eventuell aus Venedig stammte, also nicht mit "richtigem" Namen Bauer hieß....   Der Name Agricola selber hat seinen Ursprung aus dem Lateinischen/spanisch/italienischem...

Georg Agricola war der damalige Begründer der Lehre des Bergbau´s auf dessen Lehren "12 Bücher aus dem Berg- und Hüttenwesen" auf dem sich die heutigen Kenntnisse des modernen Bergbaues stützt. Georg Agricola setzte damals mit seinen Kenntnissen Maßstäbe; es wird vermutet, ob Agricola selbst aus Venedig stammte, da dort damals die Venediger das meiste Bergbau-Wissen hatten. Agricola soll demnach als Bergbau-Abgesandter aus Venedig nach ins heutige Ostdeutschland, wegen dem Erzreichtum geschickt worden sein, wo er auch sein Wissen in den genannten famosen Büchern festhielt.

Die Dokumente der E.T.S.I. über/von Agricola sind sehr umfangreich, das meiste ist in Latein und Altdeutsch. Gestritten wird auch noch darüber, ob er die besagten Bücher vorher in Latein abgefasst hat - oder nicht.

Gruß
Tecnomaster

Gratian

Hi Tecnomaster,

nun bin ich was die Geschichte des Bergbaues betrifft absoluter Laie....in der Arbeit von Dr.Wildorf in o.g. Buch wird Georgius Acricola als bedeutender Forscher beschrieben der 1524/1526 also über 2 Jahre als Arzt in Venedig lebte und erst später der Bergbaukundige wurde als den wir ihn heute kennen. Aufgrund seiner Fachkompetenz hat sich die in seinem Hauptwerk aufgestellte Behauptung vom Auftreten venezianischer Goldwäscher in den Fachkreisen sehr manifestiert.....liest man den Text aber genau so erkennt man das in allen Abhandlungen lediglich von der Seifenarbeit mit dem Ziel Granatsteine und auch Gold zu finden.
Gut Fund!   :engel:
Gratian

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