Seesterne aus dem Muschelkalk unpräpariert und präpariert

Begonnen von Derfla, 28. Dezember 2017, 17:21:32

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Derfla

Wollte mal 3 Seesterne aus dem Muschelkalk "Trichasteropsis Weissmanni" in unpräpariertem und präparierten Zustand vorstellen. Während meiner Berufstätigkeit bin ich nicht dazu gekommen sie zu präparieren und hatte da auch ein wenig Zweifel, weil die Präparation nicht einfach ist. Zur Präparation selber muß gesagt werden, daß sie nicht mit Hammer und Meißel durchgeführt werden darf, da die einzelnen Ossikelkristalle aus Magnesiumcalcit sehr spröde sind und sofort zerbrechen. Die Präparation erfolgt mit einem Dremen mit z.T. sehr feinen Diamantschleifern nach ständigem Waschen, so daß die Skelettteile zu erkennen sind. Die Feinpräparation erfogt dann unter Ätzen mit Kaliumhydroxydplätzchen und weiterem Abschleifen. Habe da schon 2-mal meinen Präparierraum versaut mit dem Feinstaub, da der Filter vom Staubsauger sehr schnell zu war. Muß für die weiteren Präparationen eine Abluftanlage nach draußen installieren, vorher gehts da nicht weiter.
Es werden 3 Seesterne vorgestellt, Nr.1; Nr.4; und Nr.11. Diese Seesterne sind im Muschelkalk sehr selten zu finden, darum sollte man sie nicht verpräparieren.
Seestern Nr.1: Habe diesen neben einem anderen, unvollständigen erst gefunden, nachdem die herusgeholten Platten dort zum Abwittern ein halbes Jahr lagen. War vorher wegen einem Überzug von Ton nichts zu erkennen. Durchmesser des Seesterns 16.5 cm.

Seestern Nr. 4: Dieser Seestern war auf der Oberfläche überhaupt nicht zu erkennen, sondern nur an den Bruchkanten. Die Platte war in zig Teile zuerbrochen und wurde wieder zusammengeklebt. An den Bruchlienien fehlen da einige Kleinteile die man sehr wohl eigentlich ergänzen könnte. Durchmesser des Seestern 16 cm. Die Einbettungen von Seesternen ist da sehr unterschiedlich da durch den Tot sich die Muskeln zusammenziehen und so die Arme sich bis um den Körper herum anordnen können. Auch können sie durch Strömungen verdriftet werden. Dieser Seestern selber ist in einer Ideallage. Seesterne müssen sehr schnell verfüllt werden um erhalten zu bleiben, sonst lösen sie sich sehr schnell in ihre Einzelbestandteile auf. Eine sehr schnelle Verfüllen haben wir in der Regel dann, wenn sehr große Sturmereignisse, die enorm viel Meeresboden in Bewegung setzen, stattfinden. Das können auch Erdbeben mit sehr großen Sinamies als auch sehr starke Stürme als auch Erdrutsche im Meer sein. Diese Seestern liegen alle in einem Horizont wo solch ein Ereignis stattgefunden hat und ich kenne durch sehr langes Beobachten diese Schichten.

Seesgtern Nr.11: Dieser Seestern, der in einer Knolle liegt ( häufig in Knollen oder unter Muscheln) lag noch in der Schicht im Anstehenden im Steinbruch an der Wand mit ca. 10 m darüber als abgesprengte Steilwand, was nicht ungefährlich ist. Wenn ich in dieser Schicht eine Knolle sehe, so wird sie heraugeholt sofern der Überhang darüber nicht zu gefährlich erscheint. Man sieht solch einer Knolle nicht von Anfang an,ob da was darin ist. Beim Herausarbeiten ist sie dann zerbrochen und ein paar Kleinteile waren dann weg. Dieser Seestern ist umglappt, so daß die Arme auf der obereren und unteren Seite zum Liegen kamen. Durchmesser wäre dann auch 16 cm.
Derfla  :winke:


stratocaster

Mein lieber Herr Gesangverein  :dumdidum:
Das ist ja eine ganz tolle Arbeit  :super: :super: :super:

Du musst wahrscheinlich eine Feinstaubmaske tragen ?

Gruß und allen Respekt  :winke:
Das Sucherforum dankt all denen,
die zum Thema nichts beitragen konnten
und dennoch geschwiegen haben !

Quellbrunn

Grüße von QB

Signalturm

Das war bestimmt ne Menge Arbeit. Klasse!!!
Wie lange sitzt man(n) an so einem kompletten Seeigel?
Finderglück ist Finderlohn genug.

RockandRole

Hallo Alfred,

da brauch man ein geschultes Auge um da vorher überhaupt einen Seestern zu erkennen. Respekt wie du das rausgeholt hast  :-)

liebe Grüße Daniel
gefährliches Drittelwissen

thovalo

Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

Derfla

Hallo Signalturm!
An einem solchen Seestern sitzt man wenn es gut geht so 3-4 Tage, das hängt ganz von der Lage des Seesterns ab, wobei man eigentlich nicht mehr als 3 Stunden an einem Objekt arbeiten sollte, sonst fängt man an zu murksen. Man muß immer bedenken, daß man häufig von Vornherein nicht weiß, wie das Objekt selber im Stein liegt. Dazu ist zum Ende hin immer ein schrittweises Vorgehen für die Feinarbeit angesagt, d.h., ätzen, abwaschen und kontrollieren, möglicherweise wieder Nachschleifen und das immer im weiteren Turnus bis das zu Erreichende geschafft ist. Z.B. der Seestern Nr. 11, da saß ich eine ganze Woche dran, weil er viel komplizierter war zu seiner Präparation. Ich wußte bei dem überhaupt nicht wie seine Ärme außer 2 davon verliefen. Man hat da sehr schnell was weggeschliffen wenn man drängelt.Ein weiteres Problem ist der Feinstaub selber wenn ich schon angeäzt habe. Sebst dann, wenn das Objekt gewässert wurde sind in diesem Feinstaub, wenn man weiter schleifen muß, noch genug Kaliumhydroxydanteile drinn, die man besser nicht einathmen sollte. Das merkt man dann sehr schnell, wenn sich solche Partikel an der Haut festsetzen, was ganz schnell zu einer Ätzung der Haut führen kann. So hat man sehr schnell seine eigenen Erfahrungen gemacht. Arbeiten mit Handschuhen ist da immer angesagt, wobei die Handschuhe weit über die Hand zum Ärmel hin reichen sollten, als auch eine Athemschutz ist da nötig. ich besitze so ungefähr grob ca 45 solcher Seesterne alle zusammen in 50 Jahren gesammelt auch als Teilstücke die ich alle präparieren will. 2 davon (Bergheimerensis charistikos- neue Art, beschrieben von Hernn Prof.Dr Blake USA und Herrn Dr. h.c. Hans Hagdorn Ingelfingen, sind als Proholotypen ins Muschelkalkmuseum Hagdorn nach Ingelfingen als Schenkung gegeben worden. Von dieser Art sind bisher nur 4 Exemplare bekannt. Manche sind da äußerst schwer zu präparieren, schon wegen einer anderen Erhaltung ( dolomitische Erhaltung). Werde sie dann alle dokumentieren,wobei ich aber nicht alle im Ursprungszustand erfasst habe. Ich betreue diesen Steinbruch schon seit über 50 Jahren und habe da sehr viel Erfahrung sammeln können. Vorgesehen ist auch eine Veröffentlichung über diese Schichten wo diese Seesterne und auch Schlangensterne vorkommen. Wenn alle präpariert sind könnte sich möglicherweise auch noch eine neue Art ergeben, das läßt sich aber erst  nach der Präparation feststellen.
Derfla :winke:

Derfla

Noch was zur Präparation. Das Kleben mit Sekundenkleber oder Alleskleber ist nicht ratsam, da hier bei dem Ätzen Eisenoxyd ( Rost) freigesetzt wird, das in dem Stein als Eisen enthalten ist. Dieser Rost hat die Eigenschaft längs der Klebestellen dann in den Stein zu diffundieren, was dann als braune Stellen nicht gerade anschaulich ist. Auch werden diese Klebestellen dann beim Ätzen aufgelöst.
Derfla  :winke:

Daniel

Wahnsinn! :staun:
Ich würde da anhand der Knollen gar nichts erkennen. :schaem:
Die Präparation ist ja anscheinend eine Wissenschaft für sich.
Benutzt Du eigentlich keinen Druckluftstichel?
Sieht man doch immer im Fernsehen, wenn die Präparatoren irgendwelche Fossilien freilegen.
Oder sind die erst ab einer bestimmten Größe brauchbar?
Spalttabletten, meine Dame, sind bekömmlich und gesund.
Doch verwirrend ist der Name, sie gehören in den Mund.

Derfla

Hallo Daniel!
Einen Druckluftstichel habe ich nicht. Der ist bei diesen Seesternen nicht unbedingt geeignet weil sie zu spröde sind. Wollte mir schon mal einen anschaffen als auch ein Strahlgerät, habe das aber erstmal vertagt. Die sind ja nicht unbedingt billig. Inzwischen ist dann auch noch mein Kompressor hinübergegangen. Wird aber noch kommen. Die Strahlkiste ist beihnahe schon fertig. Eine Hochleistungsfräße mit Druckluftantrieb habe ich schon länger aber noch nicht installiert.
Derfla  :winke:

Höhlenbär

#10
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